Brunchgeschichten: Warum Serien und ich kein Match sind
Fast alle tun es: Serien bingen. Nur unsere Redaktorin nicht. So kommt es ihr jedenfalls vor, wenn sie an gewissen Gesprächen kein Wort mitreden kann. Warum Serien schauen nichts für sie ist.
Ich schweige, wenn Freund:innen über die neuesten Serien reden, die sie am Wochenende durchgebingt haben. Ich schüttle den Kopf, wenn jemand fragt: «Hast du Game of Thrones geschaut?» Ich schweige weiter, wenn das Gegenüber Serien runterrattert, die ich teilweise noch nie gehört, geschweige denn gesehen habe. Ich bin 30 Jahre alt und habe ich meinem Leben noch keine Serie geschaut, die mehr als sechs Episoden dauert, ausser wir zählen lineares Fernsehen und «Fascht e Familie» dazu. Aber das ist schon lange her. Jetzt gibt es Netflix, Sky und Co. und somit eine riesige Schatztruhe, gefüllt mit True Crime-, Science-Fiction- und allen möglichen Serien.
Vor ein paar Jahren habe ich es versucht und die Truhe einen Spalt weit geöffnet. Ich habe mir ein paar Folgen «The Big Bang Theory» reingezogen. Ich habe geschaut, gelacht und mich gefragt, warum ich mich für das Leben von drei Randos interessiere. Es hat mich genervt, dass ich auf die Cliffhanger der Serienschreiber:innen anspringe. Dass so auf einmal zwei Stunden an mir vorbei gerast waren. Dass ich, obwohl ich tagsüber schon die ganze Zeit am Bildschirm arbeite, abends auch noch daran klebe und habe gemerkt: Serien und ich, das ist kein Match.
«Lieber schaue ich einen Film, der eine Geschichte in zwei Stunden erzählt, ohne die Handlung unnötigerweise in die Länge zu ziehen.»
Liebe Serie, drei Punkte, warum das zwischen uns nicht funktionieren kann: Ich verstehe es, dass man nach einem anstrengenden Tag oder an einem verkaterten Sonntag nicht lesen mag, sondern sich berieseln lassen will. Ich schaue dann auf Youtube Tiny Desk Konzerte oder Liveaufnahmen von Rosalia Konzerten und drifte dabei immer weiter in die Schlaufe ab, die mir der Algorithmus vorschlägt. Irgendwann entscheide ich selbst: Das reicht. Bei Serien ist das schwieriger: Ist die eine Episode vorbei, will ich wissen, wie es weitergeht. Praktischerweise läuft die nächste Episode automatisch an. Danach muss ich unbedingt wissen, ob der Hauptdarsteller beim Unfall gestorben ist oder nicht. Es sind ja nur 40 Minuten und ehe du dich versiehst, ist es Mitternacht. Lieber schaue ich einen Film, der eine Geschichte in zwei Stunden erzählt, ohne die Handlung unnötigerweise in die Länge zu ziehen.
Zweitens: Serien schauen ist für viele eine Unterhaltung, während des Kochens oder Wäsche zusammenlegen. Ich höre in solchen Momenten höchstens Podcasts, weil es mich stresst, gleichzeitig einer Handlung zu folgen und Orangen zu filetieren, ohne dass ich mir in den Finger säble. «Do one thing at a time», habe ich mal irgendwo gelesen und versuche, das so oft es geht umzusetzen. Zu guter Letzt: Serien sind doch vor allem so erfolgreich, weil man am Leben der Darsteller:innen teil hat. Man freut sich mit ihnen, man leidet mit ihnen und man hat das Gefühl, man kenne sie wirklich. Es tönt schwülstig, aber «das echte Leben ist doch spannend genug» und ich habe gute Geschichtenerzähler:innen in meinem Umfeld, die jede Story mit einem Spannungsbogen wiedergeben, von dem sich manche Serienschreiber:innen inspirieren lassen könnten. So schweige ich an Gesprächen über Serien weiter vor mich hin und finde es je länger je mehr gar nicht schlimm, dass diese Schatztruhe für mich weiterhin geschlossn bleibt.