Brunchgeschichten: 5 Gründe, warum das Leben Ü30 besser ist - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Simon Jacoby

Co-Geschäftsleitung & Chefredaktor

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3. April 2022 um 07:30

Brunchgeschichten: 5 Gründe, warum das Leben Ü30 besser ist

Kürzlich ist Simon Jacoby wieder ein Jahr älter geworden (Glückwünsche gerne in die Kommentare, er freut sich!) und er findet das toll. Über 30 jahre alt zu sein, ist eine grosse Befreiung.

Viele fürchten sich davor, wenn es langsam auf die Dreissig zugeht. Alle, die das hinter sich haben, können darüber nur müde lächeln – und sich davor fürchten, dass es langsam auf die Vierzig zugeht… Das mit dem Altern ist so eine Sache. Und auch wenn ich am Älterwerden nicht ganz alles super finde, fühle ich mich doch einiges freier, seit ich über 30 Jahre alt und damit offiziell nicht mehr einer von «den Jungen» bin. 

1. Die Alten finden mich nicht mehr so komisch

Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich ein besonders akkurates Verhalten an den Tag legen will, wenn ich zum Beispiel eine ältere Dame auf der Strasse kreuze. Dies kommt noch von früher, als ich noch «jung» war und nicht wollte, dass die alte Dame sowas denkt wie: «Ach, was ist nur mit den Jungen von heute, die grüssen ja gar nicht mehr. Früher haben wir uns also noch hallo gesagt auf der Strasse!». 

Heute bin ich es, der «Grüezi» sagt und von den älteren Zeitgenoss:innen aus ganz anderen Gründen als früher komische Blicke ernte. Ich denke dann still für mich: «Früher haben sie mir amigs noch Grüezi gesagt.» Und ich bin froh, dass ich nicht mehr der Junge bin, der besonders kritisch beäugt wird – sondern im Gegenteil vielleicht positiv überrascht!

2. Ich muss nicht mehr lange aufbleiben

Es ist schon lange her, dass ich als einer der Letzten Nachhause ging. Dass ich keine Nachteule bin, ist mir schon lange klar. Aber in meinen Zwanzigern musste ich mich immer rechtfertigen und erklären, wenn ich schon wieder vor Mitternacht heim wollte. Damit ist seit einiger Zeit Schluss! Zum Glück, denn ich gehe wirklich sehr gerne früh ins Bett. Gerade eben bin ich aus den Ferien zurück und während den ganzen Wochen bin ich kein einziges Mal nach Mitternacht eingeschlafen! Ist man unter 30, wird man dafür schräg angeschaut. Ausgang! Party! Sozialer Stress! Ab 30 gibts dafür nur verständnisvolle Blicke. 

Kürzlich hab ich irgendwo im Internet (ok, es war auf Tiktok), etwas in diese Richtung gesehen: Denk dran, wenn du eine Ü30-Person nach 21 Uhr noch draussen siehst, hat sie am frühen Abend noch ein Schläfchen gemacht. Ja, es hat was Wahres.

Jawohl, endlich sagts mal jemand!

3. Als Konsequenz davon...

... kommt es immer häufiger vor, dass ich auch am Wochenende a) nicht verkatert bin und b) früher aufwache als noch vor ein paar Jahren. Und damit tun sich ganz neue Welten auf! Ich kann einen Ausflug wagen, Velofahren, spazieren, im Garten was machen. Oder ich bereite am Samstagabend den Zopfteig vor, sodass ich ihn am nächsten Morgen nur noch in den Ofen schieben muss. 

Es sind diese Erwachsenensachen, die plötzlich eine andere Lebensqualität bringen! Ich freue mich vielmehr über einen Samstag mit Energie, als über eine durchgemachte Freitagnacht. 

4. Ein bisschen Gönnung kann endlich sein

Zugegeben, viel Luxus ist mit einem Tsüri-Lohn nicht möglich. Aber trotzdem: Im Vergleich zu früher, als ich noch studiert oder in Gratis-Arbeit Tsüri.ch aufgebaut habe, lebe ich jetzt schon wie ein kleiner König (König von meinem Zimmer vielleicht, aber immerhin!). In den Ferien muss ich nicht mehr in die miefigen 10-Euro-Schlafsäle, wo ein anderer am Fenster Crack raucht. Nein, ich kann mir sogar ein schönes Hotel leisten! Wenn auch in der Nebensaison und nicht auf Schweizer Staatsgebiet… Mit dem Essen verhält es sich ähnlich: In Italien suche ich nicht mehr die billigste Pizza, sondern reise den Empfehlungen des Osteria-Führers nach. 

Warum sollte ich eine andere Pizza bestellen als meine Lieblings-Pizza?

5. Routinen sind jetzt nicht mehr (so) komisch

Ich war schon immer ein Fan von Routinen. An Heiligabend gibts bei uns zum Beispiel immer Raclette – nur einmal haben wir was anderes ausprobiert. Es war schrecklich. Ich mag es einfach, wenn die guten Dinge so bleiben, wie sie sind. Warum sollte ich eine andere Pizza bestellen als meine Lieblings-Pizza? Warum sollte ich nicht immer nach Italien in die Ferien, obwohl ich weiss, dass es da am schönsten ist? Warum sollte ich neue Freundschaften machen, wenn ich doch schon seit Jahrzehnten die besten habe? 

Dieses ständige «etwas Neues ausprobieren» ist nicht meins und war es auch noch nie. In jüngeren Jahren hatte ich noch viel mehr das Gefühl, es werde von mir erwartet, in diesem Sinne aufregend und abenteuerlustig zu sein. Nun bin ich etwas älter. Das macht mich zwar nicht weniger zum Langweiler, aber ich spüre viel weniger den Druck (oder den Drang), gegen meine geliebten Routinen anzukämpfen. Wenn diese zu nerven anfangen, erst dann ist es Zeit für etwas Neues!

Je länger ich mich kenne, desto mehr weiss ich, was mir gut tut und was ich will – und dieser Aspekt des Älterwerdens heisse ich sehr willkommen! Mir ist natürlich schon auch bewusst, dass das Älterwerden sich nicht an runde Geburtstage hält und graduell kommt und ich als knapp Ü30-Jähriger schrecklich wenig davon weiss. 

Wie geht es dir mit deinem Alter? Und wer schaut lächelnd auf die 30-Jährigen, die sich vor dem 40. Geburtstag fürchten? Sag es mir in den Kommentaren! 

Brunchgeschichten

Das Wochenende bietet meistens viel Gesprächsstoff für den Sonntagmorgen. Wir wollen dich an unseren bescheidenen Erlebnissen teilhaben lassen. Simon, Elio, Ladina, Alice, Isa, Nico, Steffen, Seraina, Rahel, Jonas, Sofie, Emilio und Lara erzählen dir jeden Sonntag abwechselnd eine Geschichte aus deiner Lieblingsstadt, die sich bestens beim gemütlichen Brunch besprechen lässt – sollten euch dabei mal die Themen ausgehen.

1. Warum ich abhaue, ohne Tschüss zu sagen

2. Weshalb zu einer Stadt Lärm gehört

3. Warum Tattoos keinen Sinn machen müssen

4. Warum wir seltener in den Club gehen sollten

5. Warum ich meinen Geburtstag so mag

6. Weshalb wir alles andere als wild sind

7. Warum wir öfters Langweiler:innen sein sollten

8. Weshalb ich nicht in meiner Bubble bleiben will

9. Warum eigentlich Berlin?

10. Warum ich keine Flohmis mag

11. Weshalb wir über unsere Körper sprechen sollten

12. Warum ich wieder mehr Ankerbier statt Naturwein trinken will oder «Auch ich werde älter!»

13. Warum ich fast immer zu Fuss gehe

14. Warum ich mein Sternzeichen nicht kenne

15. Weshalb der Dezember ohne Weihnachten nur ein zweiter Januar wäre

16. Mit der Deutschen Bahn von Zürich nach Berlin – ein 12-stündiges Abenteuer

17. Wieso ich Brunch blöd finde

18. NZZ & FDP gegen den Rest

19. Fomo? Jomo!

20. Endlich eine Bachelorette

21. Warum ich mich am Hobby meiner Freund:innen störe

22. Der Konsumkritik zum Trotz oder weshalb ich Geschenke mag

23. Wieso Langlaufen mehr als nur ein Boomer-Sport ist

24. Der brennende Tannenbaum auf dem Bullingerplatz – und was ich (nicht) damit zu tun habe

25. Warum Sex für viele Zürcher:innen ein Tabuthema bleibt

26. Warum ich die «Generation Z» bewundere

27. Warum ich nicht (nur) im Jetzt leben will

28. Warum ich trotz Massnahmenlockerungen Spielverderber bin

29. Weshalb männliche E-Mountainbiker toxisch sind

30. Oh Hardbrücke, du schönste unter den hässlichsten Brücken!

31. Weshalb Aufbruch auch schmerzvoll sein kann

32. Brunchgeschichte: Zwei Coaches wollen Frauen helfen ihre «Problemzonen in den Griff zu kriegen» – weshalb das nicht ok ist

33. Wieso wir Exfreund:innen nicht aus unserem Leben streichen sollten


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