Brunchgeschichten: Warum ich trotz Massnahmen-Lockerungen Spielverderber bin

Fertig Pandemie. Es scheint, als ob wir mit der Aufhebung der Massnahmen endgültig über den Berg sind. Was bleibt, wenn die Masken fallen? Nicht viel – ausser der Erkenntnis, wie schnell Menschen Unangenehmes verdrängen.

Brunchgeschichten
Illustration: Zana Selimi

Mit den Masken ist das wohl sichtbarste Symbol der Pandemie über Nacht aus unseren Leben verschwunden. Beim ersten maskenlosen Besuch in der Bäckerei blicke ich noch verdutzt in die Gesichter der Verkäuferinnen. Schon im nächsten Geschäft aber fallen die unverhüllten Gesichter kaum mehr auf. Es bleibt nicht viel nach zwei Jahren Ausnahmezustand. Man kann niemandem verübeln, diese Zeit möglichst schnell verdrängen zu wollen. Wer will sich schon zurückerinnern an mühselige Monate im Lockdown, monotone Tage im Homeoffice und kalte Winterabende vor der Glotze. 

Es liegt in der menschlichen Natur unangenehme Situationen zu verdrängen. Doch bevor wir kollektiv die Roaring Twenties einläuten und die Erkenntnisse der Pandemie genauso schnell wie die Masken ad acta legen, will ich noch einmal Spielverderber spielen. Corona wirkte wie ein Brennglas auf viele bestehende Probleme. Hier deshalb fünf Dinge, die man auch in Zukunft im Hinterkopf behalten sollte. 

  1. Unzählige Firmen haben trotz Kurzarbeitsentschädigungen während der Pandemie Dividenden an ihre Aktionäre ausgeschüttet. Hier gehts zur Liste der Unternehmen.
  2. Pflegefachkräfte haben ihre Arbeitsbedingungen seit Jahren angeprangert. Getan wurde wenig, ausser dass in der Pandemie ihr arbeitsrechtlicher Schutz aufgehoben wurde. (Mit der Pflegeinitiative ist immerhin ein bisschen Licht am Horizont zu erkennen.)
  3. Die Kitas in Zürich laufen am Limit und leiden unter Fachkräftemangel, wobei die Pandemie die Problematik zusätzlich angeheizt hat. 
  4. Die Stadt Zürich hat es versäumt, Pop-up Velowege und eine allgemein bessere Veloinfrastruktur aufzubauen obwohl sich die Pandemie ideal dafür geeignet hätte
  5. Bars, Clubs und Kulturlokale wurden die letzten Monate vom Bund bewusst offen gehalten und nicht entschädigt, obwohl sich der Betrieb nicht lohnte. Die Folgen trägt die Schweizer Kulturszene.

Niemand will mehr etwas von der Pandemie hören. Das ist verständlich. Ob es nun die neue oder die alte Normalität ist. Es wäre verheerend, wenn wir nichts daraus lernen. Auf die Zukunft!

Brunchgeschichten

Tsüri.ch startet eine neue Kolumne! Dieses Mal direkt aus dem Büro an der Glasmalergasse zu dir nach Hause an den Frühstückstisch. Ab jetzt liefern dir Simon, Elio, Ladina, Michael, Isa, Nico, Steffen, Seraina, Rahel, Jonas und Emilio jeden Sonntag abwechselnd eine Geschichte aus deiner Lieblingsstadt, die sich bestens beim gemütlichen Sonntagsbrunch besprechen lässt – sollten euch dabei mal die Themen ausgehen.

1. Warum ich abhaue, ohne Tschüss zu sagen

2. Weshalb zu einer Stadt Lärm gehört

3. Warum Tattoos keinen Sinn machen müssen

4. Warum wir seltener in den Club gehen sollten

5. Warum ich meinen Geburtstag so mag

6. Weshalb wir alles andere als wild sind

7. Warum wir öfters Langweiler:innen sein sollten

8. Weshalb ich nicht in meiner Bubble bleiben will

9. Warum eigentlich Berlin?

10. Warum ich keine Flohmis mag

11. Weshalb wir über unsere Körper sprechen sollten

12. Warum ich wieder mehr Ankerbier statt Naturwein trinken will oder «Auch ich werde älter!»

13. Warum ich fast immer zu Fuss gehe

14. Warum ich mein Sternzeichen nicht kenne

15. Weshalb der Dezember ohne Weihnachten nur ein zweiter Januar wäre

16. Mit der Deutschen Bahn von Zürich nach Berlin – ein 12-stündiges Abenteuer

17. Wieso ich Brunch blöd finde


18. NZZ & FDP gegen den Rest

19. Fomo? Jomo!

20. Endlich eine Bachelorette

21. Warum ich mich am Hobby meiner Freund:innen störe




22. Der Konsumkritik zum Trotz oder weshalb ich Geschenke mag

23. Wieso Langlaufen mehr als nur ein Boomer-Sport ist

24. Der brennende Tannenbaum auf dem Bullingerplatz – und was ich (nicht) damit zu tun habe

25. Warum Sex für viele Zürcher:innen ein Tabuthema bleibt


26. Warum ich die «Generation Z» bewundere


27. Warum ich nicht (nur) im Jetzt leben will



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