Brunchgeschichten: Oh Hardbrücke, du schönste unter den hässlichsten Brücken!
Die Hardbrücke ist hässlich. Die Hardbrücke ist zu stark befahren. Die Hardbrücke ist Chaos pur. Und trotzdem hat sie eine wichtige Rolle im Stadtleben inne.
Die Zuggleise schneiden Zürich in zwei Teile. Wer in Zürich vom Albisriederplatz nach Wipkingen will oder vom Helvetiaplatz nach Höngg, hat zwei Möglichkeiten, das Gleisfeld zu unter- beziehungsweise überqueren: Entweder durch die Langstrassenunterführung zu düsen oder über die Hardbrücke zu fahren.
Natürlich gibt es auch noch die Duttweilerbrücke. Diese Achse zwischen Schlachthof und ZHdK wird aber wegen der unzähligen Lastwagen und dem Lichtsignal beim Toni-Areal mit der wohl schlechtesten Schaltung in ganz Zürich von Kenner:innen (wie mir) gemieden. Den Negrellisteg klammern wir hier mal aus, weil der eher als Apéro-Balken denn als Verbindung zu sehen ist. Zumal Velos dort nicht geduldet sind. Und in das Gewirr rund um den Bahnhof, will sich nun wirklich niemand stürzen.
Es bleiben also zwei Hauptachsen, um als Velofahrer:in von einem in den anderen Stadtteil zu wechseln. Gezwungenermassen fahre ich mehrmals wöchentlich, wenn nicht sogar täglich, über die Hardbrücke oder durch die Langstrassenunterführung. Damit bin ich nicht die Einzige. Auf der Hardbrücke wurden im Jahr 2021 pro Tag durchschnittlich 3570 Velofahrer:innen gezählt. Laut NZZ nutzen täglich 8500 Velofahrer:innen die Langstrassenunterführung.
Die Konzentration auf diese zwei Achsen hat mir auf der Hardbrücke schon viele Begegnungen beschert. Ich fahre vom Hardplatz auf der rechten Seite die Rampe hoch, vis-à-vis am Lichtsignal wartet ein Freund, der gerade auf dem Weg in sein Atelier am Hardplatz ist. Ein anderes Mal kreuze ich einen Mitarbeiter auf dem Heimweg von seiner Joggingrunde zur Waid. Ein weiteres Mal begegne ich von der Rampe vom Helsinki hochkommend einer Nachbarin. Ein Freund hat auf der Brücke eine Pause eingelegt und lässt in der kitschigen Abendstimmung den Blick über das Gleisfeld schweifen. Dazu kommen unzählige «Hoi-Rufe», weil beide zu schnell unterwegs sind oder ich erst zu spät gemerkt habe, dass das ja der Bruder meiner Kindergartenfreundin war.
Oh Hardbrücke, du bist auf den ersten Blick hässlich und erst auf den zweiten schön. Du bringst nicht nur zwei Kreise näher zueinander, sondern auch die Menschen. Was hier so kitschig klingt, das halte ich mir immer dann vor Augen, wenn ich mich in der Rushhour durch Passant:innen, über leuchtende Bodenlampen und neben Trams hindurch schlängle.