Yves Peier (SVP): «Der Links-Grüne Kitsch in Zürich geht mir sehr auf die Nerven»

Yves Peier politisiert seit 2023 für die SVP in den Wahlkreisen 7 und 8. Der Quereinsteiger kam eher zufällig in die Politik. Dass er vor allem Eigenverantwortung als Wert hochhält, hat auch mit seiner Kindheit zu tun.

Yves Peier, SVP-Gemeinderat
SVP-Gemeinderat Yves Peier lebt seit acht Jahren in der Stadt Zürich. (Bild: Sophie Wagner/ Tsüri.ch)

Eigentlich hatte Yves Peier nie die Absicht, einmal selbst ein politisches Amt auszuüben.  Doch dann kündigte die SVP-Gemeinderätin Susanne Brunner im April 2023 ihren Rücktritt an und nachdem seine Parteikollegen Lukas Wehrli und Claus Drexel das Mandat abgelehnt hatten, ergriff Peier die Chance sich als Gemeinderat zu engagieren. Seither ist er Teil des Rates und – wie Peier selbst über sich sagt – bekannt dafür, «immer freundlich zu grüssen».

In eine andere Partei als die Zürcher SVP einzutreten, kam für den 40-Jährigen nie infrage: «Die SVP ist die einzige Partei, die sich für meine Werte einsetzt». Zwar erkenne er gewisse Schnittmengen mit der FDP, doch diese sei für ihn zu wenig konsequent. 

Vor allem die Eigenverantwortung schreibt der Zürcher Politiker gross.

Als im Gemeinderat kürzlich ein Postulat zur besseren Unterstützung von Alleinerziehenden eingereicht wurde, bezog Peier klar Stellung: «Ich bin selbst von einer alleinerziehenden Mutter grossgezogen worden und finde trotzdem nicht, dass es Aufgabe des Staates ist, solche Situationen finanziell abzufedern.»

Peier betont, dass Menschen Verantwortung für ihr eigenes Leben, ihr Verhalten und ihre Entscheidungen übernehmen sollten und nicht bei jedem privaten Problem staatliche Hilfe einfordern können. «In der Stadt Zürich gibt es bereits zahlreiche Angebote wie Beratungsstellen, psychologische Unterstützung oder Selbsthilfegruppen», sagt er. «Es braucht keine zusätzlichen Massnahmen des Staates, wie sie im Postulat gefordert werden.»

Auf die Frage, wie er seine eigene Kindheit mit einer alleinerziehenden Mutter erlebt habe, antwortet der Gemeinderat differenziert: «Früher war das gesellschaftliche Stigma gegenüber Alleinerziehenden oder Getrenntlebenden deutlich stärker. Trennungen galten oft als persönliches Scheitern, was vor allem Frauen spürbar zu spüren bekamen.»

Er habe aber den Eindruck, dass sich diese gesellschaftlichen Stigmata in den letzten Jahren stark verändert hätten.

Dass der Staat dennoch in bestimmten Bereichen finanzielle Verantwortung übernehmen muss, dem stimmt Peier zu: «Wenn es um rechtliche oder finanzielle Ungleichheiten geht, ist der Rechtsstaat wichtig und richtig». Emotionale oder individuelle Lebensprobleme könne der Staat hingegen nicht für alle lösen. Seine Aufgabe sei es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die allen ein gerechtes Leben ermöglichen.

Beruflich ist Peier seit sechs Jahren in der Finanzindustrie tätig – aktuell beim Zahlungsanbieter Worldline, der unter anderem mit Migros und Coop zusammenarbeitet. Dort ist er für die Koordination von Aufträgen grosser Geschäftskunden zuständig. Zuvor arbeitete Peier insgesamt 13 Jahre im Tourismus: Acht Jahre als Travel Agent sowie fünf Jahre im Travel Management bei der Schweizer Börse.

Warum sind Sie Gemeinderat geworden?

Eigentlich wollte ich nie in die Politik und das alles ist auch noch ziemlich neu für mich. Eine politische Reizfigur war für mich stets die ehemalige Bundesrätin Simonetta Sommaruga. Ihr Auftreten und Ihre Entscheidungen als Justizministerin haben mich teils irritiert und nachdenklich gemacht, aber letztlich motiviert, mich politisch zu engagieren. Unter anderem, weil ich finde, dass es in Zürich eine politische Veränderung braucht.

Welche Form der politischen Veränderung braucht es in Ihren Augen? 

Der Links-Grüne Kitsch in Zürich geht mir sehr auf die Nerven. Wir brauchen weniger von dieser Verbotskultur. Ende Februar hat die links-grüne Mehrheit im Gemeinderat beispielsweise den Einsatz von Laubbläsern verboten. Ein weiteres Beispiel ist das Werbeverbot, welches durch die links-grüne Mehrheit im Gemeinderat Werbung im öffentlichen Raum extrem einschränken will.

Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bislang am meisten geärgert?

Persönlich habe ich mich intensiv für die Initiative «Tschüss Genderstern» eingesetzt und stand selber auf der Strasse, um Unterschriften zu sammeln. Neben dem Scheitern der Initiative musste ich mir teils heftige Beleidigungen von Passanten anhören. Das ist sicher ein Problem, mit dem wir uns bei der SVP abfinden müssen. Ich nehme es nie persönlich, aber man braucht schon eine dicke Haut.

Mit welcher Gemeinderätin oder welchem Gemeinderat der politischen Gegenseite würden Sie gerne ein Getränk nach Wahl trinken?

Ja, da gibt es viele Leute. Sehr interessant finde ich Michael Schmid und David Garcia Nuñez von der AL, aber auch Pascal Lamprecht von der SP mag ich gerne. Sie ticken total anders als ich und es würde sicher auch das ein oder andere Streitgespräch geben. Doch etwas, was ich gemerkt habe, seitdem ich in der Politik bin, ist, dass die Menschen Situationen sowie Anliegen verschieden sehen und interpretieren. Genau dieser Gegensatz fasziniert mich und ich möchte die Person besser verstehen. 

Welcher Stadtteil gefällt Ihnen am meisten?

Ich würde sagen das Seefeld. Ich bin zwar kein Seeschwimmer, aber ich geniesse die Atmosphäre im Quartier. Die Nähe zum Wasser und die vielen Restaurants – vor allem jetzt im Frühling, wenn dort wieder richtig Leben einkehrt.

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Sophie Wagner

Ausbildung als Polygrafin EFZ an der Schule für Gestaltung in Bern und aktuelle Studentin Kommunikation mit Vertiefung in Journalismus an der ZHAW Winterthur. Einstieg in den Journalismus als Abenddienstmitarbeiterin am Newsdesk vom Tages-Anzeiger, als Praktikantin bei Monopol in Berlin und als freie Autorin beim Winterthurer Kulturmagazin Coucou. Seit März 2025 als Praktikantin bei Tsüri.ch

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Kommentare

Giorgio
14. April 2025 um 10:47

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Die populistische, wissenschaftsleugnende und realitätsfremde Politik der SVP.