Pascal Lamprecht (SP): «Zürich muss auch ein Ort zum Arbeiten bleiben»

Er hat weder Berührungsängste mit anderen Parteien noch mit parteifremden Themen: SP-Gemeinderat Pascal Lamprecht ist bemüht um einen starken Wirtschaftsstandort Zürich und will mehr Begegnungsorte für Jung und Alt.

Pascal Lamprecht: «Die ausgestreckte Hand ist mir lieber als die Faust im Sack.»

Es gibt Politiker:innen, die sich leicht schubladisieren lassen: Ihre politischen Schwerpunkte sind einfach erkennbar und in der Öffentlichkeit inszenieren sie sich gezielt, um ihr Profil zu schärfen. Pascal Lamprecht gehört nicht zu ihnen.

Zwar hat er seit seinem Amtsantritt im Jahr 2013 eine beachtliche Anzahl Vorstösse eingereicht, doch thematisch sind diese ausgesprochen vielfältig. Ein roter Faden ist schwer zu erkennen, was auch Lamprecht selbst einräumt. Allerdings misst er der Suche nach klaren Schwerpunkten auch wenig Bedeutung bei. Wichtiger seien die Vorstösse als gesamte Fraktion und – noch entscheidender – die Hintergrundarbeit. «Schon ein Gespräch mit dem Stadtrat kann viel bewirken», sagt Lamprecht.

Den Vorwurf, die Linken im Rat seien wenig kompromissbereit, wie ihn zuletzt Christian Traber (Die Mitte) in der vergangenen Woche äusserte, nimmt Lamprecht gelassen. Auf ihn trifft dieser Vorwurf kaum zu. Viele seiner Vorstösse brachte er gemeinsam mit bürgerlichen Politiker:innen auf den Weg. Gute Ideen gebe es von allen Seiten, betont er. Und ergänzt: «Eine knappe Mehrheit ist nie nachhaltig.» 

«Die Stadt darf sich nicht allein auf die Finanzdienstleister und IT-Unternehmen verlassen.»

Pascal Lamprecht

Wenn es um jene Themen geht, die ihm besonders wichtig sind, nennt der SP-Politiker allen voran den Wirtschaftsstandort Zürich. Ihm sei es ein grosses Anliegen, dass Zürich nicht nur ein Ort zum Leben, sondern auch zum Arbeiten bleibe. Es müsse dafür gesorgt werden, dass es weiterhin Arbeitsplätze mit guten Bedingungen gibt, sagt Lamprecht, der hauptberuflich für den Kaufmännischen Verband Schweiz arbeitet.

Wiederholt erwähnt er dabei das Stichwort «Klumpenrisiko». Die Stadt soll neben den Finanzdienstleister und IT-Unternehmen auch das Kleingewerbe pflegen sowie sich für vorbildliche Arbeitsbedingungen einsetzen. Zudem sollte in der gesamten Stadt gearbeitet werden, nicht nur in einzelnen Quartieren. Denn auch das belebe Zürich und fördere Durchlässigkeit. 

Neben der Förderung der Wirtschaft beschäftigt ihn auch das Platzproblem. Verdichtung sieht er als wichtiges Instrument, betont jedoch, dass sie qualitativ hochwertig erfolgen müsse. So plädiert er dafür, dass bei Neubauten vermehrt auch öffentlich zugängliche Räume geschaffen werden, um Begegnungszonen zu fördern.

Ein konkretes Beispiel dafür liefert ein Postulat, das er Anfang Dezember im Gemeinderat eingereicht hat: Darin fordert er mit Parteikolleg:innen, dass die Aussenräume des Gesundheitszentrums für das Alter (GFA) Dorflinde für die Umgebung offen und zugänglich gestaltet werden, um Begegnungen zwischen den Generationen zu ermöglichen. «Davon gibt es derzeit deutlich zu wenig», sagt er. Mehr Begegnung, mehr Verständnis füreinander – dieses Credo zieht sich durch Lamprechts politische Arbeit im Gemeinderat.

Warum sind Sie Gemeinderat geworden?

Statt nur über Politik zu reden, wollte ich mich konkret engagieren und trat der SP bei. Anders gesagt: Mir ist die ausgestreckte Hand lieber als die Faust im Sack – also konkrete politische Arbeit im Dialog statt Stammtischpolitik.

Mit welcher Ratskollegin oder welchem Ratskollegen der politischen Gegenseite würden Sie gerne ein Bier trinken?

Mit Ratskolleg:innen von der politischen Gegenseite gibt es immer wieder Gelegenheit sich auszutauschen. Spannend fände ich einen Austausch mit den Mitarbeiter:innen des Parlamentsdienstes, zum einen für das Fachwissen rund um den Rat, aber auch wegen der Anekdoten.

Welches Abstimmungsergebnis im Rat hat Sie am meisten gefreut?

Die Zustimmung zum etwas kopflastigen, aber dennoch detailreichen und wegweisenden kommunalen Richtplan. Hier steckt viel mehr dahinter als man denkt. Der Richtplan ist eine wegweisende Basis für eine nachhaltige und lebenswerte Stadt. 

Und welches Ergebnis hat Sie am meisten geärgert? 

Da gibt es viele bewahrende und rückwärtsgewandte Entscheidungen, vor allem auf kantonaler oder eidgenössischer Ebene. Auf kommunaler Ebene stört mich die mutlose Bevormundungsandrohung durch übergeordnete Staatsebenen und die Verzögerungstaktik durch richterlichen Weiterzug, wie etwa nun beim städtischen Mindestlohn. Dennoch überwiegt die Freude an innovativer und vorausschauender Politik.

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