Mathias Egloff (SP): «Wir brauchen sichere, durchgängige Velowege. Nicht nur ein Flickwerk»

Seit neun Jahren sitzt Mathias Egloff für die SP im Zürcher Gemeinderat und kämpft mit Leidenschaft für eine bessere Veloinfrastruktur. Nach den Ratssitzungen sorgt er oft für ein gemeinsames Abendessen.

Mathias Egloff
Mathias Egloff organisiert nach den Ratssitzungen oft ein gemeinsames Abendessen. (Bild: Sophie Wagner)

Mathias Egloff ist ursprünglich aus Winterthur, lebt aber schon seit vielen Jahren in Zürich. «Ich bin 1983 wegen des Studiums hergezogen», sagt er. An der Universität Zürich studierte er Biologie und spezialisierte sich auf Fischökologie.

Heute betreut er an der ETH die Informatikinfrastruktur für Chemie- und Bioingenieur:innen. «Das mache ich jetzt noch bis zur Pensionierung», sagt er. Bei der ETH war er in unterschiedlichen Rollen tätig, unter anderem in der Forschung und der Entwicklungszusammenarbeit. «Es ging darum, durch angepasste landwirtschaftliche Techniken die Lebensbedingungen vor Ort zu verbessern – etwa durch Verbesserungen in der Tierhaltung Armut zu bekämpfen.

Seit 2016 ist Egloff als SP-Gemeinderat im Kreis 10 aktiv. Als leidenschaftlicher Velofahrer liegen ihm dabei die Themen Stadtentwicklung und der Ausbau der Veloinfrastruktur besonders am Herzen. «Zürich hat Nachholbedarf beim Veloverkehr. Wir brauchen sichere, durchgängige Wege. Nicht nur ein Flickwerk.»

Egloff befürwortet die geplanten Velovorzugsrouten der Stadt, kritisiert aber die langsame Umsetzung. «Es gibt noch immer viel politischen Widerstand, vor allem von den Bürgerlichen.» Doch sein Argument bleibt: Wer will, dass mehr Menschen aufs Velo umsteigen, muss ihnen auch den Platz dafür geben. Das bedeute eben auch, mal auf eine Autospur oder Parkplätze zu verzichten.

Warum sind Sie Gemeinderat geworden – und warum ausgerechnet für die SP?

Ich wollte mich einbringen, weil mir soziale und ökologische Themen wichtig sind. Während meine Kinder klein waren, hatte ich dafür keine Zeit. Aber später war klar: Jetzt will ich mich engagieren, und zwar dort, wo ich etwas bewegen kann.

Die SP war für mich immer naheliegend. Sie ist lösungsorientiert, setzt sich für soziale Gerechtigkeit ein und packt ökologische Herausforderungen an. Es geht nicht ums Politisieren um jeden Preis, sondern darum, tragfähige Lösungen zu finden, die für alle oder zumindest viele funktionieren. Klar: Man ist nicht immer mit allem einverstanden, aber genau das auszuhalten, gehört zur politischen Arbeit dazu.

Mit welcher Gemeinderätin oder welchem Gemeinderat der politischen Gegenseite würden Sie gerne ein Getränk nach Wahl trinken?

Das mache ich eigentlich schon lange. Nach den Sitzungen am Mittwochabend organisiere ich oft ein gemeinsames Abendessen. Natürlich nur, wenn wir nicht bis zehn Uhr abends im Ratssaal sitzen. Früher waren wir oft im Café Boy, inzwischen wechseln wir die Lokale ein bisschen ab.

Es kommen regelmässig Leute von verschiedenen Parteien. Klar, überwiegend sind wir von der SP, aber auch die Mitte und GLP sind immer wieder dabei, worüber ich mich sehr freue. Was mich etwas wundert: Gerade von der Alternativen Liste (AL) oder den Grünen ist selten jemand dabei, obschon wir politisch doch eher Überschneidungen hätten. 

Welches Abstimmungsergebnis im Rat hat Sie am meisten gefreut?

Besonders gefreut hat mich die Abstimmung zum kommunalen Richtplan, der 2021 mit grosser Mehrheit angenommen wurde. Es waren über 60 Prozent. Das war ein starkes Signal aus der Bevölkerung für Grünflächen und Aufenthaltsräume. Das spürt man ganz konkret am Bullingerplatz, der früher ein ziemlich unattraktiver Ort war. Heute ist das eine richtige kleine Oase geworden, ein Ort, an dem ich mich gerne aufhalte.

Welches hat Sie am meisten geärgert?

Dank unserer disziplinierten Arbeit und der Tatsache, dass die SP mit in der linken Mehrheit ist, werden viele Forderungen im Gemeinderat erfolgreich durchgebracht.

Auf Kantonsebene sieht die Situation jedoch anders aus: Dort ärgern mich besonders Entscheidungen, bei denen der Kanton Verbesserungen für die Bevölkerung eher ausbremst und belastet, statt sie zu unterstützen. Das führt häufig zu Verzögerungen und Blockaden, und manchmal hat man den Eindruck, dass einige Akteur:innen auf der rechten Seite sich wie schlechte Verlierer:innen verhalten. Ich finde vor allem die SVP sollte mehr auf die Volksentscheide hören. 

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Sophie Wagner

Ausbildung als Polygrafin EFZ an der Schule für Gestaltung in Bern und aktuelle Studentin Kommunikation mit Vertiefung in Journalismus an der ZHAW Winterthur. Einstieg in den Journalismus als Abenddienstmitarbeiterin am Newsdesk vom Tages-Anzeiger, als Praktikantin bei Monopol in Berlin und als freie Autorin beim Winterthurer Kulturmagazin Coucou. Seit März 2025 als Praktikantin bei Tsüri.ch

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