Felix Moser (Grüne): Der Gemeinderat mit den Zahlen
Sieben Jahre lang war Felix Moser Präsident der städtischen Grünen. Im Gemeinderat beschäftigt er sich neben grünen Anliegen vor allem mit Zahlen. In zwölf Jahren im Gemeinderat war er vor allem in der Rechnungsprüfkomission vertreten.
Felix Moser ist keiner, der laut poltert. Im Gemeinderat gehört er zu den ruhigen, aber stetigen Mitgliedern. Die meisten seiner Ämter übt er schon viele Jahre aus.
Seit 2013, also seit knapp drei Legislaturen, politisiert er für die Grünen im Gemeinderat. Die meiste Zeit war er in der Rechnungsprüfungskommission aktiv, die er vier Jahre lang anführte. Von 2018 bis 2020 als Vizepräsident, dann zwei Jahre als Präsident. Nun ist er wieder als Mitglied vertreten.
Typisch für einen Mann, der sich die längste Zeit seiner Gemeinderatskarriere mit Zahlen beschäftigte, sind seine Antworten nüchtern und sachlich. Er macht keine unnötigen Aussagen und lässt sich nicht zu schmetternden Zitaten hinreissen. Er räsoniert, bereitet seine Voten gründlich vor, wählt seine Worte mit Bedacht.
Dass Moser überhaupt in den Gemeinderat einzog, war dabei eher eine Überraschung. Er füllte für die Grünen den hintersten Listenplatz für den Wahlkreis Schwamendingen. Zu diesem Zeitpunkt war er Schulpfleger im selben Kreis.
Als der vorherige Grünen Gemeinderat im Kreis 12, Thomas Wyss, seinen Rücktritt bekanntgab und die Partei eine Nachfolge brauchte, konnte oder wollte plötzlich niemand mehr. Die anderen Kandidat:innen der Liste verzichteten auf das Amt, also übernahm es Felix Moser. Es sei eine glückliche Fügung gewesen, sagt er. Die Entscheidung, Gemeinderat zu werden, habe der 56-Jährige bis heute nicht bereut.
Moser, der für sieben Jahre auch Präsident der städtischen Grünen war, sagt, er schätze das Amt als Parlamentarier mit seinen vielseitigen Aufgaben.
Doch nicht nur dem Gemeinderat und der Kommission ist Moser seit vielen Jahren treu. Seit über zehn Jahren arbeitet er einen Tag im Monat bei der Schlichtungsbehörde des Zürcher Mietgerichts. Dort behandelt er jeweils vier bis fünf Fälle und vermittelt zwischen Mietenden und Vermietenden. Ziel ist es, in Konfliktfällen eine gültige Einigung zu erzielen. Meist gehe es dabei um Mietzinserhöhungen oder Kündigungsanfechtungen. Die Tätigkeit als Schlichter habe sein politisches Denken mitgeprägt. «Zu sehen, was die Leute plagt, ist mir wichtig.»
Was hat Sie politisch inspiriert?
Tschernobyl. Ich war noch ein Jugendlicher, als sich die Nuklearkatastrophe ereignete und wohnte nahe der deutschen Grenze. Ich erinnere mich, dass man in Deutschland sämtliche Lebensmittel vernichtet hat, während man bei uns alle Früchte und Gemüse aus dem Garten noch essen durfte. Das hat mich stutzig gemacht und ich habe mir Gedanken darüber gemacht, wie nachhaltig das sein kann.
Mit welcher Gemeinderätin oder welchem Gemeinderat der politischen Gegenseite würden Sie gerne ein Getränk nach Wahl trinken?
Albert Leiser von der FDP. Er ist Direktor des Hauseigentümerverbands Zürich. Mit ihm würde ich gerne darüber reden, wie Hauseigentümer:innen und Mietende gemeinsam etwas gegen die steigenden Mieten machen können.
Welche politischen Anliegen konnten Sie bis jetzt umsetzen?
Vor allem die Einschränkung der Laubbläser sowie der verbesserte Baumschutz sind Themen, bei denen ich mich mit den Grünen engagiert habe.
Welche Abstimmungen im Rat haben Sie am meisten geärgert?
Ich nerve mich immer, wenn der Kantonsrat der städtischen Bevölkerung hineinpfuscht. Das heisst, wenn er versucht, Entscheide des Kantonsrates oder von Volksabstimmungen zu ändern, indem er neue Gesetze schafft oder abändert.
Ein aktuelles Beispiel hierfür ist Tempo 30. Die städtische Stimmbevölkerung hat diese deutlich angenommen, nun will sich aber der Kantonsrat darüber hinwegsetzen.
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Sofies Begeisterung für die Medienbranche zeigt sich in ihren diversen Projekten: Sie leitete den Zeitungs-Kurs im Ferienlager, für die Jungen Jorunalist:innen Schweiz organisiert sie seit mehreren Jahren das Medienfestival «Journalismus Jetzt» mit. Teilzeit studiert sie an der ZHAW Kommunikation. Zu Tsüri.ch kam sie zunächst 2022 als Civic Media Praktikantin. 2024 kehrte sie dann als Projektleiterin und Briefing-Autorin zurück und momentan macht sie als erste Person ihr zweites Tsüri-Praktikum.