Brunch-Review No. 4 – Hochstapeln im «Babus» - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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27. April 2018 um 12:36

Brunch-Review No. 4 – Hochstapeln im «Babus»

Das «Babus» ist bekannt für seine Brunch-Etageren. Köstlichkeiten auf mehreren Stockwerken! Die sind so beliebt, dass es das Lokal auf den fünften Platz unseres Brunch-Votings geschafft hat. Severin Miszkiewicz isst sich durch das Brunch-Hochhaus.

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Über 4'500 von euch haben abgestimmt: In diesen fünf Lokalen gibt es den besten Brunch der Stadt! Wir wollen wissen warum und sind deshalb ausgeschwärmt, um uns die Bäuche vollzuschlagen. In der vierten Review hat unser Redaktor Severin Miszkiewicz das «Babus» besucht.

Der Brunch ist sowas wie der ältere, liebevollere Bruder des Apéros. Man möchte den Brunch umarmen, mit ihm kuscheln und lustig tanzen. Im Dschungelbuch wäre der Brunch Balu, der Bär, und der Apéro Baghira, der Panther, – nett, aber auch bizli anstrengend. Funktioniert die Dschungelbuch-Metapher überhaupt? Ich weiss nicht, aber «Balu» klingt ein wenig wie «Babus» und darum geht es jetzt in dieser Review!

Eins vorweg: Ich liebe brunchen, ABER ich war in Zürich noch nie brunchen. N-I-E! Also in Cafés oder Restaurants, versteht sich. Wieso auch? Ich lasse mich viel lieber zu jemandem nach Hause einladen. An diesen privaten Brunchs fliesst oft auch Unmengen an Prosecco und führt zu Eskapaden bis in die späten Stunden. Toll! Kriege ich sowas auch im Café? Das finde ich jetzt heraus im Balus, äh.. Babus!

Das ist sie, die legendäre Brunch-Etagere vom Babus

«Probiers mal miiiit Gemüüüütlichkeit! » – Das läuft dir jetzt nach.

Ziemlich unscheinbar sieht das Café von aussen aus. So unscheinbar, dass ich es fast übersehen hätte. Insgeheim achtete ich auf viele Kinderwagen, die im Weg stünden. Im Vorfeld wurde ich vom Brunch-Experten Marco Büsch darauf hingewiesen, dass das «Babus» omnipräsenter Treffpunkt junger Frauen und Mütter sei. Aber bis jetzt keine Spur von schreienden Babys oder Kinderwagen-Konvois. Ganz ruhig steht das «Babus» im Kreis 1. Die anderen Top-Five-Brunch-Orte hausieren alle im hippen Wiedikon oder Wipkingen. Nicht das «Babus«, das steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Löwenstrasse 1. (Bären, Panther, Löwen – Wenn ich noch einen Affen einbaue, habe ich gewonnen!)

Jetzt geht’s ums Essen! Endlich!

Soso. Die legendäre «Babus»-Etagere. Mal schauen, ob die was kann. Ich teste die Nr.1, den Klassiker, für alle, die nichts verpassen wollen: Brötchen, Zopf, Konfitüre, Butter, Früchte, kaltes Fleisch, Käse, Birchermüsli, Eierspeisen oder Pancakes, Orangensaft und ein warmes Getränk. Für 35 Franken kriegt man also eigentlich alles. Zur Auswahl gibt es noch Optionen mit süssen oder deluxe Versionen, sowie eine Etagere nur mit Kuchen beladen.

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Ein liebevoll geschmückter Capuccino

Nach der Bestellung an der Kasse kommt flink frisch gepresster Orangensaft, Wasser und kunstvoll gegossener Capuccino an den Tisch. Wenig später folgt ziemlich pompös der Brunch. Mit viel Geschick schwingt die Kellnerin die Etagere regelrecht zum Tisch. Auf drei Plateaus hochgestapelt, bekommt der Brunch eine gewisse royale Grazie, die mich in Ehrfurcht verfallen lässt. 1. Stock: Brot und Birchermüesli. 2. Stock: Käse und Fleisch. 3. Stock: Früchte. Die Kellnerin lässt sich nicht mehr davon beeindrucken. Fröhlich erklärt sie Stock für Stock, was denn eigentlich so darauf liegt und fragt, ob lieber Spiegelei oder Pancake dazu serviert werden soll? Beides bitte.

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Sehr imposant: Die Babus-Etagere

Warme Herzen, kalte Butter

Bevor die warmen Speisen kommen, merke ich, dass die Butter kalt ist. So werden die ersten Scheiben Zopf nicht bestrichen, sondern leider mit Butter malträtiert. Schade. Eine streichweiche Butter ist ein kleines Detail, das ohne grossen Aufwand vorbereitet werden kann und den Besucher*innen einige Mühen abnimmt. Dafür ist das Birchermüesli lecker. Es gibt zwei verschiedene, von denen ich bei beiden die speziellen Zutaten vergessen habe. So ehrfurchtsvoll starrte ich auf die Etagere. Ahhh, Spiegelei und Pancake stossen dazu. Zwei knusprige Speckstreifen drapieren kunstvoll das Spiegelei. Das gibt aber mal volle Punktzahl in der Sonnigkeit des Spiegeleis! Der Pancake ist luftig locker und bereitet ebenfalls Freude. Eine zweite Kellnerin kommt vorbei und fragt, ob alles in Ordnung sei? Ja, tiptop, danke.

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Volle Punktzahl für das Spiegelei

Leider bleibt es aber nicht lange tiptop. Nach dem Spiegelei wollte ich mich der nun weichen Butter widmen. Das Brot ist aber zu hart, um mit dem weichen Buttermesser durchschneiden zu können. Vorsichtig säge ich mit dem stumpfen Messer durch das Brötchen, bringe den kleinen Tisch zum Wackeln und damit die Etagere fast zum Einstürzen. Ich will hier aber keine einstürzenden Neubauten, ich will doch nur ein Brötchen bebuttern. Erneut wird meine Brunch-Experience durch ein nervendes Detail getrübt. Brotmesser und weichere oder vorgeschnittene Brötchen hätten das alles regeln können. Eine dritte Kellnerin kommt und fragt, ob alles in Ordnung sei? Ja, tiptop, danke.

Stock für Stock: Das Brunch-Hochhaus

Kreis 1: hipsterfrei und glücklich

Bis jetzt immer noch keine Spur von Kinderwagen. Sowieso wirkt es hier sehr verhalten. Keine Hipster, dafür ein paar Expats. Da ich draussen an der Sonne sitze, erkunde ich kurz das Innere genauer. Hübsch, sehr hübsch. Eine Mischung aus lustig-verspielt und elegant-biedermeier. Dunkle Holzmöbel, rote Ziegelwand, glitzernde Kronleuchter, aber nett aufgepeppt von lockeren Spielereien wie Flamingo-Tapete, quirky Bildern und hängenden Grünpflanzen. Oh! Und tatsächlich erblicke ich im Inneren sechs – sieben junge Frauen, die gerade grinsend für ein Gruppenfoto posieren. Marco Büsch hatte also doch teilweise recht! Zufrieden kehre ich zu meinem Brunch zurück. Die erste Kellnerin kommt und fragt, ob alles in Ordnung sei? Jahaaa, tiptop, danke.

Das innere des Babus: Stilvoll und einladend

Biss für Biss erklimme ich den Rest der Etagere. Oben angekommen, ist der Bauch komplett voll und die Ehrfurcht weg. Jetzt merke ich auch, dass der Brunch doch sehr klassisch ausfällt. Zopf und Brötchen, Hart- und Weichkäse, Salami und Schinken, Erdbeere und Kiwi. Wäre der Brunch auch so beliebt, wenn er auf einer einzelnen Ebene aufgetischt würde? Spielt die Etagere uns was vor, das sie gar nicht ist? Die Frage, ob Inhalt oder Präsentation wichtiger ist, muss jeder für sich selber entscheiden. Wohl möglich, dass es ein harmonisches Zusammenspiel beider ist. Aber wird ein gewöhnlicher Drink besser, weil er ein buntes Schirmchen drin hat? Für die Kreativität kann ich also keine volle Punktzahl geben, auch wenn Präsentation und Geschmack gelungen sind. Bevor ich weiter darüber philosophieren kann, werde ich unterbrochen: «Alles in Ordnung? Kann ich noch was bringen?»

Kann man einer zu netten Person etwas vorwerfen? Schon die nächste philosophische Frage... Obwohl alle Mitarbeiter*innen fröhlich und sympathisch waren, traten sie einen Tick zu hilfsbereit auf. Im gefühlten Fünf-Minuten-Takt wurde nach dem Rechten geschaut. Erneut, ein kleines, unschönes Detail, das man sogar ohne Aufwand vermeiden kann. Deshalb muss ich im Wärmegrad der Herzen einen Punkt abziehen. Tut mir leid... Ich fühl mich auch schlecht dabei. Ich weiss, das ist echt ein affiger Grund. Ha! Gewonnen!

PS. Es floss leider kein Prosecco

Ultimatives zertifiziertes Tsüri.ch-Brunch-Rating

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(Inklusive Kinderzeichnungen aus dem Chindsgi «Manegg»)

Eine Liste aller Brunchreviews, welche bisher erschienen sind:
– No. 1: Gasthaus Zum Guten Glück
– No. 2: Kafi Schnaps
– No. 3: The Artisan
No. 4: Babus
– Nr. 5: Bebek

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(Alle Bilder im Artikel sind von Severin Miszkiewicz)

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