Brunch-Review No.1 – Ein Hauch Berlin in Wiedikon - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Laura Kaufmann

Redaktorin

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7. April 2018 um 07:31

Brunch-Review No.1 – Ein Hauch Berlin in Wiedikon

Das Brunchen erfreut sich in Zürich seit eh und je grosser Beliebtheit. Nicht bei unserer Redaktorin Laura Kaufmann. Für die erste Brunch-Review haben wir sie trotzdem gezwungen, das Brunchangebot des Lokals «Zum Guten Glück» zu testen. Ein bisschen Freude empfand sie dann doch –Zum guten Glück!

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Alle Fotos von Laura Kaufmann

Über 4'500 von euch haben abgestimmt: In diesen fünf Lokalen gibt es den besten Brunch der Stadt! Wir wollen wissen warum und sind deshalb ausgeschwärmt, um uns die Bäuche vollzuschlagen. In der ersten Review hat unsere Redaktorin Laura Kaufmann das Kafi «Zum Guten Glück» besucht.

Samstagmorgen um 12 Uhr. Treffen mit Freund*innen in einem fancy Brunch-Lokal der Stadt. Ein bisschen «käfele», sich die Bäuche vollschlagen und «Pröse» schlürfen. Klingt verlockend, oder? Nicht für mich. Ein Termin um 12 Uhr mittags am Wochenende? Nein danke. Gerne liege ich um diese Zeit noch müde oder verkatert unter meiner wohlig weichen Bettdecke. Ich verstehe euch Brunch-Lovers nicht.

Zürich ist nicht Berlin und gebruncht wird in der Zwingli-Stadt gesittet am Samstag und Sonntag. Ich wache gegen 13 Uhr auf. Von 10-13 Uhr sei Rushhour. Passt also perfekt. Um 14.45 Uhr erreiche ich die Ecke Stationsstrasse/Weststrasse. Heute ist der erste richtig warme Tag. Im «Stübli» hinten ist alles frei, auch sonst hat es nicht viele Leute im Lokal. Ich setze mich nach draussen und studiere die Karte.

Als erstes springt mir das «Katerfrühstück» ins Auge. Ein klassisches Frühstück mit Gipfeli, Brot, Butter, Konfitüre, Käse, zwei Spiegeleiern und Speck für 18.50 Franken. Okay, aber auch nicht weltbewegend. Für 11.- Franken Aufpreis gibt’s einen Bloody Mary dazu. Das ist mal etwas Neues. Ich lasse mich fast verführen, doch die Vernunft siegt. Die Pfannkuchen habe ich hier schon mal über Mittag probiert. Ich entscheide mich deshalb für das vegetarische Gericht «Dicke Berta»: getoastetes Brot mit Harissa-Aufstrich, Spiegelei, Spinat, Cranberries, Pinienkernen und etwas Salat. Ich will zwar keine «Dicke Berta» werden, doch möchte ich bis zum Abend hin gesättigt sein.

Während ich auf mein Essen warte, trinke ich einen Cappuccino. Auf dem Schaum hat es ein Herz. «Latte Art» ist inzwischen auch in Zürich Standard. Wir hinken den grossen Städten wie New York, Paris oder Berlin immer ein bisschen hinterher in Sachen Trends.

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Im Kafi «Zum Guten Glück» ist die Aussicht urban.

Gegenüber steht ein hässlicher 70er-Jahre Block. Er ist etwas heruntergekommen. Jemand lüftet die Decke aus und schaut aus dem Fenster. Ein Hipster-Pärchen mit Sonnenbrille spaziert Hand in Hand durch die Strasse. Ein E-Bike ums andere fährt vorbei. An dieser Ecke ist mehr los, als ich erwartet habe. Und doch ist es sehr ruhig. Autos hat es kaum welche. Alleine Kaffee trinken, auskatern und nichts tun ist hier richtig entspannend. Es ist nicht wie vor dem «Kafi Lang», wo ich immer den Eindruck habe, dass ich mehr beobachtet werde denn beobachten kann. Und doch ist der Kaffee genau so gut.

Am Nebentisch sitzen drei junge Leute um die zwanzig und diskutieren die Vor- und Nachteile ein Tinder-Date zum Spieleabend mit Freunden einzuladen. Sie sassen bereits hier, als ich ankam und haben mir den Tisch weggeschnappt, der als erstes Sonne abkriegt. Pech gehabt! Die Bedienung bringt den dreien Waffeln mit pinkem Glacé an den Tisch. Sie teilen die Portion. Alle sind begeistert. Sie fotografieren sich gegenseitig, rauchen nochmals eine Zigarette und überlegen lautstark, ob sie statt dem Gastro-Teilzeit-Job nicht doch an die HSG gehen sollen. Kein Geld haben und trotzdem den ganzen Tag im Kafi sitzen. Ein Hauch Berlin in Wiedikon.

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Das Gericht «Dicke Berta» besteht aus Harissa-Aufstrich, Spiegelei, Spinat, Cranberries, Pinienkernen und etwas Salat.

Die Bedienung bringt meine «Dicke Berta» nach draussen. Das Gericht hat definitiv «Foodporn»-Potential. Bis ich es fotografiert und fertig abgezeichnet habe, ist es leider kalt. Die Portion ist riesig. Obwohl es deftig aussieht, ist das Essen leicht.

Inzwischen hat sich eine Kollegin spontan zu mir gesellt. Wir bestellen den obligaten Prosecco. Die Qualität stimmt: Das Glas ist grosszügig gefüllt und der Prosecco nicht zu süss. Sie nimmt einen Zug von ihrer Zigarette. Endlich scheint die Sonne auch auf unseren Platz. Die Kohlensäureblasen glänzen im Sonnenlicht. Was will man mehr?

Ich setze die Sonnenbrille auf und fühle mich schon fast wie in Berlin. «Häsch mer ächt e Zigi?», frage ich meine Kollegin. Eine leichte Brise erschwert den Versuch die Zigarette mit dem Zündholz anzuzünden. Ich lehne mich nach hinten gegen die Hauswand und nehme einen weiteren Schluck Prosecco. Vielleicht kann ich mich doch noch mit dem Brunchen anfreunden.

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Die Kohlensäureblasen des Proseccos glänzen im Sonnenlicht. Das Kafi «zum guten Glück» schenkt grosszügig ein.

Das Kafi «Zum Guten Glück» ist kein Ort, den ich für einen Brunch mit einer grösseren Gruppe empfehlen würde. Für einen verkaterten Samstag oder Sonntag zu zweit oder zu dritt, ist es jedoch der perfekte Ort. Die Auswahl ist gross. Jede*r findet etwas. Die Bedienung ist aufmerksam, doch sie fragt nicht andauernd semi-aufdringlich «Dörfi eu no öpis bringe?». Das Essen ist mit Liebe zubereitet, doch wer herzige Tässchen und Zuckerdöschen erwartet, ist hier am falschen Ort. Es gibt vegane Optionen, doch das wird nicht betont. Hier ist alles so richtig zwinglianisch unaufgeregt.

Wir gehen nach drinnen und bezahlen. Ich werde wieder kommen. Und mich an den Tisch setzen, der zuerst in der Sonne ist. Die drei jungen Leute sitzen noch immer da.

Ultimatives zertifiziertes Tsüri.ch-Brunch-Rating

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Inklusive Kinderzeichnungen aus dem Chindsgi «Manegg»

– No. 2: Kafi Schnaps

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