Zürcher Museen sollen einmal im Monat gratis sein, fordert SP-Politikerin
Museen, die von der Stadt Zürich subventioniert werden, sollen an einem Tag im Monat auf Eintrittsgelder verzichten, schreibt die SP-Gemeinderätin Linda Bär, um die Teilhabe am kulturellen Leben zu stärken.
Eintrittspreise sind immer auch Hürden, welche finanziell schwächere Personen davon abhalten können, ein Museum zu besuchen. Oft finanzieren sie diese Museen jedoch mit ihren Steuern mit. «Um die Zugänglichkeit zu den Kunst- und Kulturangeboten» zu stärken, sollen von der Stadt Zürich subventionierte Museen an einem Tag im Monat auf Eintrittsgelder verzichten. SP-Gemeinderätin Linda Bär fordert dies nach dem Vorbild anderer europäischer Städte wie Barcelona, Kopenhagen, Madrid und Wien. Auch in Bern habe man im August an vier Samstagen gratis die Museen besuchen können, was ein grosser Erfolg gewesen sei.
Nun also Zürich. Auch Personen, die Kultur sonst nicht auf ihrem Freizeitprogramm haben, sollen sich das Museum leisten können. Ihre Forderung nach nur einem Gratis-Tag im Monat, hat die Politikerin aufgrund der politischen Situation bewusst vorsichtig formuliert: «Die Idee ist schon, dass man für Museen keine Eintritte zahlen muss, aber das ist im Moment in dieser Stadt nicht mehrheitsfähig.» Die SP-Fraktion steht geschlossen hinter dem Postulat von Bär. Diese versucht nun die GLP von ihrem Anliegen zu überzeugen und so die Chancen im Gemeinderat zu erhöhen.
Ob zwölf Gratis-Tage im Jahr tatsächlich mehr und vor allem andere Museums-Gänger*innen anlocken, werden wir sehen. Strategisch mag es sinnvoll sein, nur wenig zu fordern. Denn die Verantwortlichen in der Verwaltung und teilweise auch die Museen selber, fürchten sich vor einem Zerfall der Kultur, sollten die Eintrittsgelder abgeschafft werden.
Zugänglichkeit vs. Renommee In dieser Recherche von Tsüri bekräftigen die kontaktierten kulturellen Institutionen der Stadt, dass Kunst und Kultur allen Menschen offen stehen müsse. Dafür auf die Eintrittsgelder verzichten wollen und können allerdings die wenigsten. Es geht um politisch geforderte Eigenfinanzierungsgrade, welche die Häuser erreichen müssen, damit die Subventionen nicht gestrichen werden. Und es geht auch um die Angst, dass ohne finanzielle Hürde die künstlerischen Angebote an Wert verlieren könnten. Ohne Kasse am Eingang «könnte der Museumsbesuch auch etwas Beiläufiges haben: schnell eine halbe Stunde rein und dann wieder raus und weiter,» meldet das Kunsthaus – und befürchtet, dass die Kunst «in der individuellen Wahrnehmung in seiner Wertigkeit noch hinter einem Musik-Download rangiert.» Auch Peter Haerle, Kulturchef der Stadt Zürich, äussert sich gegenüber Tsüri kritisch zu Schrankenlosem-Kultur-Zugang: «von grundsätzlicher Gratiskultur halte ich nichts.» Den Menschen müsse bewusst sein, dass Kultur einen Wert habe.
Wenn der Vorstoss im Parlament eine Mehrheit findet, kann sich Bär vorstellen, in Zukunft einen Schritt weiter zu gehen. Denn Kultur müsse allen zugänglich sein.
Titelbild: Screenshot/Instagram
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An der Universität Zürich hat Simon Politikwissenschaften und Publizistik studiert. Nach einem Praktikum bei Watson machte er sich selbstständig und hat zusammen mit einer Gruppe von motivierten Journalist:innen 2015 Tsüri.ch gegründet und vorangetrieben. Seit 2023 teilt er die Geschäftsleitung mit Elio und Lara. Sein Engagement für die Branche geht über die Stadtgrenze hinaus: Er ist Gründungsmitglied und Co-Präsident des Verbands Medien mit Zukunft und macht sich dort für die Zukunft dieser Branche stark. Zudem ist er Vize-Präsident des Gönnervereins für den Presserat und Jury-Mitglied des Zürcher Journalistenpreises. 2024 wurde er zum Lokaljournalist des Jahres gewählt.