Tanja Emmenegger (SVP): «Das Gesundheitspersonal hat Unglaubliches geleistet»
Im Februar 2023 wählt der Kanton Zürich sein Parlament neu. Im Zuge dessen stellen wir aus jeder Partei eine spannende Person vor, die kandidiert sowie in der Stadt Zürich lebt. SVP-Kandidatin Tanja Emmenegger kennt den Pflegeberuf aus erster Hand und hat deshalb «Ja» zur Pflege-Initiative gesagt.
Steffen Kolberg: Weshalb haben Sie sich dafür entschieden, für die SVP zu politisieren?
Tanja Emmenegger: Für mich ist die SVP die einzig glaubwürdige Partei, die sich für Freiheit, Sicherheit und Unabhängigkeit sowie zum Wohle des Landes und Volkes einsetzt. Linke Parteien und in gewissen Bereichen auch die FDP wollen immer mehr Gesetze und Vorschriften und schränken so die Handlungsfreiheit und damit deren Innovation ein. Der Mittelstand wird geschröpft und die linken Parteien begünstigen ihr Klientel, damit sie diese immer wieder wählt. Das schadet jeder Volkswirtschaft und wird sich einmal rächen, wenn die Wirtschaft nicht mehr so gut läuft wie heute.
Was war ihr grösster politischer Misserfolg?
Ich habe keinen. Bisher wurde ich für kein Mandat gewählt, was für mich jedoch nicht vordergründig ist. Ich möchte vor allem erreichen, dass wieder mehr junge Menschen die SVP wählen.
Wohnen ist in der Stadt Zürich ein allgegenwärtiges Thema. Wie wohnen Sie und wie viel zahlen Sie für Ihre Bleibe – oder sind Sie gar Eigentümerin?
Ich wohne im schönen Kreis 6 und miete dort eine Wohnung, die wie ich finde ein gutes Preis- Leistungsverhältnis hat. Leider ist es immer schwieriger, eine bezahlbare Wohnung in der Stadt Zürich zu finden. Die Mieten sind zu hoch, weil der Druck durch die Zuwanderung die Mieten nach oben treibt. Es ist eine Frage von Angebot und Nachfrage. Ist die Nachfrage nach Wohnungen hoch und das Angebot niedrig, werden die Preise in die Höhe getrieben. Die Stadt hat aktuell 0,07 Prozent freie Wohnungen. Das ist viel zu tief, damit der Markt spielen kann. Konkret heisst das, unsere Mietpreise sind zu hoch, weil immer mehr Menschen in die Stadt ziehen und dafür ist auch die Masseneinwanderung in unserem Land verantwortlich.
Die Strassen Zürichs sind ein hart umworbenes Pflaster. Wie sind Sie in der Regel in der Stadt unterwegs?
Ich bin häufig mit dem Auto unterwegs, aber auch mit den ÖVs.
Welche Themen wollen Sie in den kommenden vier Jahren aufs politische Parkett bringen?
Für mich ist ein ganz wichtiges Thema das Gesundheitswesen. Es muss sich dringend auf politischer Ebene etwas ändern, damit das Gesundheitspersonal endlich faire und vor allem menschliche Arbeitsbedingungen hat. Damit meine ich vor allem die Erhöhung des Stellenschlüssels. Da ich in der Berufsbildung tätig bin, ist auch dieses Thema für mich allgegenwärtig. Das Ausbilden von absolut dringendem «Nachwuchs» hängt allerdings stark mit dem obigen Thema zusammen. Haben wir kein Personal, das die Kapazität und Fähigkeit hat auszubilden, wird das Aufrechterhalten einer fachlich guten Ausbildung immer schwieriger und somit das Fachpersonal noch knapper. Ein weiteres wichtiges Thema sind für mich die Steuern. Die Stadt muss nach über 24 Jahren endlich den Steuerfuss von 119 Prozent senken und damit der Steuerzahlerin und dem Steuerzahler etwas zurückgeben.
Vor wenigen Wochen haben wir die Züri Awards verliehen. Wen würden Sie zur:zum Zürcher:in des Jahres 2022 küren und weshalb?
Ich kann keine einzelne Person nennen. Für mich sollte das gesamte Gesundheitspersonal zu den Zürcher:innen des Jahres gewählt werden. Sie haben alle, nicht nur im letzten Jahr, sondern auch im vorletzten Jahr Unglaubliches geleistet. Ich glaube, ich muss dafür nicht extra erwähnen, was das Corona-Virus mit den sowieso schon sehr anspruchsvollen Arbeitsbedingungen gemacht hat.
«In jeder Partei braucht es ein gutes Gleichgewicht an Männern und Frauen.»
Tanja Emmenegger (SVP)
Eine grosse Mehrheit der Abstimmenden hat «Ja» zur Pflege-Initiative gesagt, vor allem innerhalb der Pflegeberufe schien die Initiative unumstritten zu sein. Haben Sie als gelernte Pflegefachfrau mit der «Nein»-Parole Ihrer Partei gehadert?
Natürlich habe ich «Ja» gestimmt. Ich kann verstehen, wenn nicht alle wissen, was es heisst, in Gesundheitsberufen zu arbeiten. Das kann man nicht, wenn man es nicht selbst erlebt.
Schaut man sich die Fraktionen der SVP in Gemeinde- und Kantonsrat an, sind Frauen dort stark untervertreten. Braucht die SVP Ihrer Meinung nach mehr Frauen in Ämtern und Funktionen?
Ja, ich denke, es wäre gut, wenn die SVP mit mehr Frauen vertreten wäre. In jeder Partei braucht es, wie ich finde, ein gutes Gleichgewicht an Männern und Frauen. So bringt es noch mehr Blickwinkel auf die verschiedenen Themen.
In ihrem Wohnkreis 6 wird in den nächsten Jahren mit dem Neubau des Unispitals eine Grossbaustelle entstehen. Was würden Sie sich als Anwohnerin bezüglich des Bauprozesses wünschen, was als Arbeitnehmerin im Pflegebereich in Bezug auf den fertigen Bau?
Der Baulärm sollte so tief wie möglich gehalten werden. Die Umleitungen des Verkehrs müssen klar signalisiert und effizient gestaltet sein. Der Neubau soll den heutigen Standards entsprechen. Kurze Wege für eine effiziente Pflege und Abbau der Administration. Für mich als ursprüngliche Pflegefachfrau ist es ebenfalls wichtig, dass die Räumlichkeiten genügend Platz und auch Rückzugsmöglichkeiten für das Personal bieten.