Nach Trumps Wahlsieg wird Lokaljournalismus wichtiger denn je
Donald Trump wurde erneut zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Was sein Sieg mit Lokaljournalismus zu tun hat.
Trump ist gewählt. Der Blick der Welt richtet sich auf die Politik Amerikas. Auch wenn die Wahl auf der anderen Seite des Atlantiks stattgefunden hat, zeigt sie, wie wichtig der unabhängige Lokaljournalismus in einer Demokratie ist – und weshalb Bürger:innen auf eine starke Medienlandschaft angewiesen sind.
Nicht nur in den USA verschiebt sich die politische Meinung nach rechts. Themen wie Migration, hohe Inflation und «Wokeness» bestätigen und stärken Rechtsextreme, in Amerika und Europa.
Unter Wissenschaftler:innen gibt es viele Erklärungen, warum Bürger:innen einen Mann, der die Demokratie verachtet, zum Präsidenten wählen. Eine davon: der Niedergang des Lokaljournalismus.
Gerade in Demokratien trägt der Lokaljournalismus erheblich zur Meinungs- und Wissensbildung bei. Lokalzeitungen berichten über das, was die sogenannten kleinen Leute beschäftigt. Sie fungieren als Frühwarnsystem für Probleme, die früher oder später auf der nationalen Bühne landen.
Dabei bringt der Lokaljournalismus Menschen zusammen und zeigt im Kleinen auf, was im Grossen verloren geht: Lösungen finden, über politische Grenzen hinweg.
Dass Trump beim Sturm auf das Kapitol tatenlos blieb, ein Rassist ist und Abtreibungen verbieten will, damit hat ein Grossteil der Amerikaner:innen abgeschlossen.
In den USA fühlen sich hunderttausende Menschen von Medien und Politik nicht gehört. Es ist diese Ohnmacht, die irgendwann in Wut und extremen politischen Meinungen mündet.
Ich kann mich gut erinnern, wie ein Leser mich nach der Nationalität eines Täters fragte, oder wie ein anderer sagt: «Demokraten sollen endlich dem Irrsinn von Wokeness, Gender- und Identitätsmist abschwören und sich den wichtigen Themen wie Inflation und Migration widmen.» Mir wurde weisgemacht, Ausländer:innen seien kriminell. Es wurde kommentiert, wenn ich auf dem Land an ein Weihnachtsessen ging: «Das isch aber nid e Hiesigi.»
Das mag auf den ersten Blick lustig sein, auf den zweiten steht die Wahl Trumps exemplarisch für diese Entwicklung. Wenn wir soziale Gerechtigkeit und Demokratie fördern wollen, ist es entscheidend, dass die Stimmen von Minderheiten und Betroffenen gehört werden.
Wir haben die Aufgabe, diese Stimmen zu stärken, auf Ungerechtigkeiten hinzuweisen und die Geschichten derjenigen zu erzählen, die andernfalls keine Plattform finden.
Mit rund 245 Titeln weist die Schweiz eine hohe Dichte an Zeitungen auf. Doch ein Grossteil davon gehört Grosskonzernen wie der börsenkotierten TX Group, bei denen der unrentable Lokaljournalismus keinen hohen Stellenwert geniesst.
Was den Aktionär:innen keine Rendite verspricht, wird weggespart. Das zeigt das jüngste Beispiel des Züritipp. Was hierbei vergessen geht: Lokaljournalist:innen sind Teil der Gesellschaft, sie geben unserer Stadt und den Minderheiten eine Stimme. Sie fördern eine lebendige Demokratie.
Indem wir das unterstützen, stärken wir das Fundament unserer eigenen Stadt – und stellen sicher, dass die Geschichte Zürichs weiterhin von den Menschen vor Ort geschrieben wird.
Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Mittlerweile unterstützen uns 1800 Menschen dabei und ermöglichen Demokratie. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 2000 – und mit deiner Beteiligung können wir es schaffen. Mit nur 8 Franken bist du dabei!