Tanzen und Testen: Stadt Zürich lanciert Drug Checking an der Langstrasse

Im Club eine Pille kaufen und diese testen lassen? Das soll bald möglich sein. Die Stadt Zürich plant den Ausbau ihres bisherigen Drug-Checking-Angebots. Bereits ab nächsten Sommer sollen Konsument:innen am Wochenende direkt an der Langstrasse ihre Substanzen testen lassen können.

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Neben dem Take-away «Anytime» an der Langstrasse 14 sollen Konsument:innen ab Sommer 2023 ihre Substanzen testen lassen können. (Bild: Elio Donauer)

Ob Kebab oder Ketamin, an der Langstrasse wird konsumiert. Zürich hat längst akzeptiert, dass der Konsum von illegalen Substanzen dazu gehört und pflegt seit Jahren ein breites Testangebot. 

Seit 2006 bietet das Drogeninformationszentrum (DIZ), das von Saferparty Streetwork betrieben wird, ein stationäres Drug Checking an. An zwei Abenden in der Woche können Konsument:innen ihre Substanzen an der Wasserwerkstrasse vorbeibringen und erhalten einige Tage später das Resultat. An einem weiteren Abend wird nur Cannabis getestet. Ebenfalls ist das Team von Saferparty Streetwork seit 2001 an ausgewählten Partys vor Ort und testet und berät Feiernde bezüglich ihres Konsums. 

Diese beiden Angebote sollen ergänzt werden, denn das bisherige Angebot wird rege genutzt. Geplant ist ein Drug Checking an der Langstrasse, das ab Sommer 2023 jeweils am Freitagabend geöffnet hat. Plus soll ab 2024 auch samstags getestet werden können. Vorgesehen sind dafür die Räumlichkeiten der Beratungsstelle für Sexarbeitende «Flora Dora». Das Sozialdepartement hat am 15. Juni auf der Plattform simap, auf der Behörden Aufträge öffentlich publizieren, den Auftrag ausgeschrieben. Für die Substanzanalysen sucht die Stadt nun in einem ersten Schritt geeignete Labore. 

Drogen direkt im Ausgang testen

Die Ausschreibung geht auf ein Postulat aus dem Herbst 2020 zurück. Die beiden ehemaligen Gemeinderäte Marco Geissbühler (SP) und Marcel Müller (FDP) forderten den Stadtrat dazu auf, einen möglichen Ausbau des bisherigen Drug-Checking-Angebots zu prüfen. Die Öffnungszeiten sollen besser auf die städtischen «Ausgangs-Rush-Hour» ausgerichtet werden, heisst es im Vorstoss. Es sei offensichtlich, dass am Wochenende der Konsum von Alkohol und Betäubungsmitteln am höchsten sei.

Das heutige Angebot sei zwar wichtig und ein grosser Erfolg, aber die Öffnungszeiten eben ungünstig. «Wer sich am Wochenende im Club eine Pille kauft, wartet mit dem Konsum nicht auf den Besuch im DIZ», sagt Marco Geissbühler. Konsumiert werde so oder so, der sichere Umgang sei wichtig und gelte es zu fördern: mit einem zusätzlichen Testangebot am Wochenende. 

Keine Analyse ohne Beratung

«Das geplante Angebot an der Langstrasse ist eine ideale Möglichkeit mitten in Zürichs Ausgehmeile Schadensminderung zu betreiben», sagt Nadeen Schuster, Kommunikationsleiterin der zuständigen städtischen Abteilung Soziale Einrichtungen und Betriebe. Die Schadensminderung ist neben der Prävention, Therapie und Repression eine der vier Säulen der Schweizer Drogenpolitik. «Das Drug Checking an der Langstrasse ist zugänglich, schnell, diskret und spricht spontane Konsument:innen an», sagt Dominique Schori, Teamleiter von Saferparty Streetwork. Es verbinde so die Vorteile der beiden bisherigen Angebote. 

Zum DIZ-Besuch oder dem mobilen Drug Checking an Partys gehört neben der Substanzprüfung auch ein anonymes Beratungsgespräch. «Ganz unmoralisch und mit Selbstverständlichkeit diskutieren die zwei jungen Mitarbeiterinnen mit mir über die Wirkung und Erfahrung mit der Droge», beschrieb vor einigen Jahren der ehemalige Tsüri-Redaktor Conradin Zellweger seinen Besuch im DIZ.

Auch der beratende Teil werde an der Langstrasse nicht zu kurz kommen, meint Schuster. Dominique Schori erklärt den Ablauf. Die Analyse der Substanzen beanspruche etwa 20 Minuten. «Während dieser Zeit findet obligatorisch ein Beratungsgespräch statt. Dort werden wir auch die Resultate mitteilen und besprechen.»

«Damit wird Zürich über das wohl breiteste Drug-Checking-Angebot verfügen.»

Dominique Schori, Teamleiter Saferparty Streetwork

Der Gemeinderat muss entscheiden

Das Sozialdepartement wird dem Gemeinderat eine Weisung vorlegen, die auf das Postulat Bezug nimmt und die Einführung des zusätzlichen Drug Checkings an der Langstrasse beschliesst. Zu den Kosten kann das Sozialdepartement derzeit noch keine Angaben machen. 

Wenn der Gemeinderat das mobile Angebot an der Langstrasse gutheisst, kann der Stadtrat den Vergabeentscheid zur Submission fällen. Und das Angebot kann ab Sommer 2023 in den Räumlichkeiten von «Flora Dora» an der Langstrasse starten. «Damit wird die Stadt Zürich unseres Wissens über das wohl breiteste Drug-Checking-Angebot verfügen», sagt Schori. 

2023-04-24 Portrait Lara

Bevor Lara zum Journalismus kam, hat sie eine Lehre als Innendekorateurin nicht abgeschlossen, die Handelsmittelschule gemacht, in der Gastro gearbeitet und in der Immobilienbranche Luft geschnuppert. Durch ein Praktikum beim Radio Rasa in Schaffhausen fand sie zum Journalismus. Daraufhin folgte ein Kommunikations-Studium an der ZHAW, gefolgt von einem Praktikum bei Tsüri.ch und eines beim Tages-Anzeiger. Seit 2020 schreibt Lara für Tsüri.ch, seit 2023 ist sie in der Geschäftsleitung. 

Das mache ich bei Tsüri.ch:

Schauen, dass es allen im Team gut geht, gelegentlich etwas Optimismus verstreuen, recherchieren, schreiben und dich wecken – mit dem täglichen Briefing.

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Rumstudieren und sinnieren über Politik, die Welt und ihre Bewohner:innen. Das Leben mit meinen Freund:innen geniessen. Zudem lese ich weniger Bücher, als ich gerne würde, und verbringe mehr Zeit online, als mir lieb ist.

Über diese Themen schreibe ich am liebsten:

Über Politik, Kultur, Feminismus. Ja eigentlich über so einiges. Und egal, wie man es dreht oder wendet: Schlussendlich ist immer alles politisch.

Darum bin ich Journalistin:

Es gibt so viele spannende Geschichten, die erzählt werden müssen. Oder auch Dinge, wo wir genauer hinschauen sollten. Ich will Debatten aufzeigen, Sachverhalte verständlich machen und so das Stadtgeschehen in Zürich in Worte fassen und zugänglich machen. Und: Ich schreibe gerne.

Das mag ich an Zürich am meisten:

Ich mag den Helvetiaplatz, den süssen Duft vom Swissmill-Silo, den Bücherladen Paranoia City und die Badenerstrasse bei Sonnenuntergang.

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