«Soziale Rezepte» sollen Gesundheit fördern

Wenn die klassische Medizin nicht hilft, sollen Patient:innen dank sozialen Programmen wieder genesen. Das Parlament hat ein entsprechendes Pilotprojekt bewilligt.

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«Soziale Rezepte» sollen eine ganzheitliche Genesung ermöglichen. (Bild: Unsplash)

Rezepte für Medikamente kennen wir alle. Neu sollen in der Stadt Zürich auch Rezepte für soziale Tätigkeiten ausgestellt werden können. Einer entsprechenden Motion von der AL hat das Parlament gestern zugestimmt. 

Patient:innen, die mit klassischer Medizin nicht gesund werden, erhalten neu Zugang zu sozialen Programmen. Dieses Konzept wird bereits in Grossbritannien und Österreich erfolgreich angewandt und führt gemäss Moritz Bögli (AL) zu einer ganzheitlichen Sicht auf die Patient:innen. 

Mit den «Sozialen Rezepten» soll also die Gesundheit und das Wohlbefinden gefördert und im gleichen Atemzug das Gesundheitspersonal entlastet werden. 

«Was können wir mit diesen Rezepten bewegen? Ich bin selber gespannt.»

Andreas Hauri, Stadtrat GLP

Die FDP und SVP sind der Meinung, dass die Forderungen bereits heute gut abgedeckt sind. Die Mehrheit aus Mitte und Links hat sich aber für das Pilotprojekt ausgesprochen, das 2,5 Millionen Franken kosten und vier Jahre dauern wird.

Mit dem Geld werden Personen angestellt – sogenannte «Link Worker» –, die in den Spitälern die Patient:innen an soziale Programme zuweisen werden. 

Der zuständige Stadtrat Andreas Hauri (GLP) ist erfreut und fragt rhetorisch: «Wie hoch ist effektiv der Gewinn? Was können wir mit diesen Rezepten bewegen? Ich bin selber gespannt.» 

Stadt kauft ETH Fernwärme ab

Wenig kontrovers diskutiert wurde die grösste Ausgabe gestern Abend: Die Stadt Zürich kauft für rund 10 Millionen Franken das Fernwärmenetz der ETH. Dies, weil die Hochschule mehr Fernwärme einkauft, als sie selber nutzt. Der Rest verkauft sie an rund 140 private Kund:innen, was (vereinfacht gesagt) nicht erlaubt ist. 

Hier tritt die Stadt Zürich auf den Plan. Finanziell lukrativ ist die Übernahme derzeit nicht, es resultiert ein jährliches Minus von knapp einer Million Franken. Deshalb forderte die GLP, man müsse nachverhandeln. 

Doch die Mehrheit setzte sich durch: Einerseits in der Hoffnung, dass künftig weitere Kund:innen ans Netz angeschlossen werden und andererseits, weil das Quartier sonst keine fossilfreie Versorgung hat. 

Emanuel Tschannen von der FDP brachte es auf den Punkt: «Wenn man für 10 Millionen ein bestehendes Netz kaufen kann, ist das besser, als wenn man für 37 Millionen ein neues bauen muss.»

Die zuständige Stadträtin Simone Brander (SP) zeigte sich überzeugt, dass sich der «Preis rückblickend gelohnt haben wird». 

Der Gemeinderat lehnte die Nachverhandlung (GLP) ab und stimmte danach mit grosser Mehrheit dem Kauf zu. 

Weitere Themen der Woche:

  • Wartelisten für Alterswohnungen werden nicht wieder eingeführt: Diese Woche hat der Stadtrat das neue Bewerbungsverfahren für städtische Alterswohnungen kommuniziert. Dieses sei, so der zuständige Stadtrat Andreas Hauri (GLP), fair und transparent. Die Wohnungssuchenden können sich online bewerben und/oder sich an einer der zahlreichen Beratungsstellen helfen lassen. Man habe zusammen mit den Betroffenen alles getan für eine gute Lösung. Anderer Meinung war die SVP, welche per Postulat eine Wiedereinführung der Wartelisten und ein Verbot des elektronischen Bewerbungsprozesses forderte. Weil alle anderen Parteien zufrieden sind mit der neuen Lösung, wurde der Vorstoss versenkt.    
  • Mehr Geld für Hebammen: Seit 1997 wurden die Entschädigungen für Hebammen in Zürich nicht mehr angepasst. Höchste Zeit für eine Überarbeitung der Verordnung! Neu sind nicht nur die Geldbeträge erhöht worden, der Stadtrat kann ab jetzt auch selber die Zahlen der Teuerung anpassen. Neu ist ebenfalls, dass nicht nur selbstständige Hebammen, sondern auch angestellte eine Entschädigung bekommen. Die Verordnung wurde angenommen, muss aber noch redaktionell bereinigt werden.   
  • Mehr Schutz vor Hitzewellen: Wegen der Klimakrise werden sich die Hitzetage und Tropennächte in den nächsten zehn Jahren verdoppeln. Darum fordert das Parlament, gegen die Stimmen von FDP und SVP, Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung. Vulnerable (ältere, jüngere, kränkere, schwangere) sollen von der Stadt Zürich aktiver informiert werden, wie sie gesundheitliche Risiken mindern können. Mit dem überwiesenen Postulat von den Grünen wird nun ein umfassender Massnahmenplan gefordert. Für die Bürgerlichen ist dies sinnlos, denn die Leute wüssten doch selber, wo die kühlen Orte sind. 

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