Karen Hug (AL) will, dass die Stadt beim alten Kispi mitmischt
Der Stadtrat soll prüfen, wie er sich in die Debatte um das alte Kispi in Zürich Hottingen einbringen kann, fordert Karen Hug (AL). Ihr Kernanliegen im Gemeinderat: mehr Partizipation der Stadtbevölkerung.
Das Kinderspital (Kispi) ist umgezogen, die ehemaligen Gebäude im Quartier Hottingen stehen leer. Diese gehören zwar dem Kanton, doch Karen Hug fordert, dass sich auch der Stadtrat in die Diskussion zur künftigen Nutzung einbringt. «Die kantonale AL-Fraktion beschäftigt sich seit langem mit dem Kinderspital. Nun ist es uns wichtig, auch städtisch eine Lösung anzuregen», sagt Hug.
Zusammen mit Reto Brüesch (SVP) fordert sie den Stadtrat in einem Postulat auf, seinen Handlungsspielraum auszuloten und die Möglichkeiten für das Areal zu prüfen. Ihr Vorschlag: den Einbau von Alterswohnungen. «Ob das die beste Nutzung ist, weiss ich nicht», sagt Hug. Wichtig sei vor allem, die Bevölkerung in den Entscheidungsprozess einzubeziehen.
Generell müsse die Politik mehr Rücksicht auf die lokalen Bedürfnisse und Ressourcen nehmen, so die AL-Politikerin. Dies gelte auch für die Entwicklung von Hirslanden im Kreis 7, wo sie als Co-Präsidentin des Quartiervereins aktiv ist. Ein grosses Anliegen der Bewohner:innen sei die Aufenthaltsqualität der wenigen Plätze. Der Hegibachplatz oder der Klusplatz seien stark verkehrsbelastet. «Hier muss man mehr Rücksicht auf die Fussgänger:innen nehmen.»
«Die Forchstrasse ist bereits jetzt stark belastet. Nun ist es an der Zeit, langfristig zu planen.»
Karen Hug
Für den Klusplatz hat die gebürtige Zürcherin etwa folgenden Vorschlag aus der Bevölkerung aufgenommen: Die Wendeschlaufe der Trams könnte vergrössert und barrierefrei gestaltet werden, was Platz für ein zentrales Gebäude schaffen würde – etwa für ein kleines Bistro. Gleichzeitig solle man das lokale Gewerbe fördern, zum Beispiel durch eine Verkehrsberuhigung auf Tempo 20 in der Nähe der Bäckerei Jung.
Ein weiteres Anliegen im Quartier ist der befürchtete Anstieg des Verkehrs durch die Erweiterung des Spitalgebiets Lengg. «Schon heute ist die Belastung der Forchstrasse, die sich vom Kreuzplatz bis zum Balgrist erstreckt, stark», sagt Hug. Sie erzählt von einer Idee, welche die Quartiervereine Riesbach, Witikon und Hirslanden angedacht haben: der Bau einer Metro vom Bahnhof Tiefenbrunnen über die Lengg nach Witikon. «Nun ist es an der Zeit, mittel- und langfristig zu planen», sagt sie.
Neben ihrer Tätigkeit im Gemeinderat arbeitet Karen Hug als Sozialarbeiterin bei der Caritas, wo sie sich oft mit Themen wie Armut und Integration befasst. Diese Erfahrungen prägen auch ihre politische Haltung: «Mir ist wichtig, dass weniger privilegierte Menschen nicht abgehängt und als wertvoller Teil unserer Gesellschaft wahrgenommen werden.»
Warum sind Sie Gemeinderätin geworden?
Kurz gesagt: aus Leidensdruck. Ich bin in Zürich verwurzelt, kenne jeden Winkel und liebe das Quartier Hirslanden. Doch irgendwann wurden die Mieten unbezahlbar, alte Nachbar:innen zogen weg. Das Haus, in dem ich wohne und aufgewachsen bin, wurde kürzlich der meistbietenden Person verkauft. Da stellte sich auch für mich die Frage, wie lange ich es mir in diesem Quartier noch leisten kann. Und ich spürte, dass ich aktiv etwas verändern muss. Mein Vorgänger Mischa Schiwow von der AL fragte schliesslich, ob ich kandidieren will. So entschied ich mich: lieber aktiv gestalten als nur zusehen. Ich folgte auf Schiwow im August 2023.
Mit welcher Ratskollegin oder welchem Ratskollegen der politischen Gegenseite würden Sie gerne ein Bier trinken?
Ich mache Nägel mit Köpfen – die nächste Bier-Wein-Schnapsrunde ist bereits geplant. Dies mit meinen Ratskolleg:innen Ann-Catherine Nabholz (GLP), Brigitte Fürer (Grüne), Flurin Capaul (FDP), Jürg Rauser (Grüne), Roger Suter (FDP) und Sofia Karakostas (SP). Sie alle haben sich aktiv am diesjährigen «Hegifäscht» beteiligt und waren wunderbare Gastgeber:innen für unsere Quartierbevölkerung. Wer engagiert sich nächstes Jahr fürs Quartierfest in Hirslanden?
Welches Abstimmungsergebnis im Gemeinderat hat Sie bisher am meisten gefreut?
Mit der Einreichung der Motion zur Entwicklung des Josef-Areals war mein Einstieg in den Gemeinderat ziemlich steil. Sie fordert, auf dem Areal – zusätzlich zu Alterswohnungen – auch gemeinnützige Wohnungen und Gewerberäume mit ausreichendem Grün- und Freiraum zu realisieren. Wir sind überzeugt: Das Areal bietet grosses Potenzial, um dem Ziel der städtischen Wohnbaupolitik einen kleinen Schritt näherzukommen.
Und welches hat Sie am meisten geärgert?
Weniger einzelne Ergebnisse als die Probleme dahinter: Verdrängung, übermässige Bürokratie und fehlende echte Partizipation. Demokratie lebt davon, dass alle mitgestalten können – da wünsche ich mir mehr!
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Medien. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Mittlerweile sind 1800 Menschen dabei und ermöglichen damit den Tsüri-Blick aufs Geschehen in unserer Stadt. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 2000 – und mit deiner Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für Tsüri.ch und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 8 Franken bist du dabei!
Natürlich jederzeit kündbar.