Heute Immobilienkönige, früher Taxiunternehmer – die Gebrüder Meier

Die Gebrüder Meier galten in den 80er-Jahren als Mieter*innenschreck und waren oft im Rampenlicht der Medien. Heute ist es um sie ruhiger geworden. Eine Spurensuche.

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Eines der Häuser der Gebrüder Meier an der Langstrasse - Fotos: Elio Donauer und Emilio Masullo

Bei unserer kürzlich veröffentlichten Recherche, die erstmals aufzeigt, wem die Langstrasse gehört, sind wir auf verschiedenste Immobilien AGs gestossen. Auf Platz 7 der Eigentümer*innen mit der meisten Grundstücksfläche an der Langstrasse, befindet sich die AM und Partner Immobilien AG. Eine AG, die den Gebrüder Meier gehört, welche in den 80er- und 90er-Jahren oft für negative Schlagzeilen gesorgt haben, wie verschiedenste Medienberichte von damals zeigen. Wir wollten wissen: Wer sind die beiden Brüder? Eine Spurensuche.

Bekannt sind die beiden auch unter dem Namen «Taxi-Meier». Denn ihre Haupteinnahmequelle in den 80er-Jahren war eine Taxiflotte mit 120 Fahrzeugen und über 500 Angestellten. Allein im Jahr 1986 haben sie damit einen Umsatz von 13 Millionen Franken erzielt. Daneben waren sie aber auch schon damals auf dem Immobilienmarkt tätig. 1989 stiegen die Meiers dann aber aus dem Taxigeschäft aus, obwohl die Taxifirma zu diesem Zeitpunkt womöglich die grösste der Schweiz war. Werner Meier begründete diesen Entscheid im «Tages-Anzeiger» mit dem Satz: «Ich will keinen Herzinfarkt mit 45». Ab nun wollten sie sich gänzlich auf den Immobilienmarkt konzentrieren. Schliesslich zählten sie zu den aktivsten Käufern der Stadt.

Zürich, Basel und New York

Obwohl sich die Meiers hauptsächlich Immobilien in der Stadt Zürich kauften, besassen sie auch in anderen Schweizer Städten und sogar im Ausland Immobilien. 470 ihrer Wohnungen standen zum Beispiel in Manhattan, inmitten von New York. Die «Weltwoche» schrieb 1989:

«Würde man das Volumen auf eine Schweizer Stadt übertragen, so könnte man Werner und Arnold Meier als Herren von Lenzburg bezeichnen, das rund 7’500 Einwohner zählt. Nur eben: In Zürich, Basel und New York ist der Boden unendlich viel teurer, was zur Folge hat, dass der Wert des Meier-Imperiums mittlerweile gegen die Milliardengrenze tendiert.»

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Wir kamen bereits als Millionäre auf die Welt - Bericht über die Meiers aus der «Weltwoche» vom 15. Juni 1989

Mieter*innenschreck

Sie hatten nicht nur viel Besitz, sondern waren auch nicht besonders beliebt. Die Meiers wurden in einer SDA-Meldung von 1990 als «Mieterschreck» bezeichnet. Grund dafür war der Vorwurf verschiedenster Medien, dass sie nach dem Erwerb einer Liegenschaft die Mieten jeweils unverhältnismässig erhöhen und unnötige Renovationen durchführen. Gegen diese Vorwürfe wehrten sie sich damals persönlich an einer Medienkonferenz. Sie bezeichneten sich selber als «sozial und korrekt». Aussage gegen Aussage. Aber schon ein paar Jahre zuvor, als das Hauptgeschäft noch die Taxis waren, waren sie dem Mieter- und Mieterinnenverband ein Dorn im Auge. Dieser hatte dazumal mit dem Slogan «Fahred nöd mitem Taxi-Meier» zum Boykott des Taxiunternehmens aufgerufen.

Danach blieb es einige Jahre ruhig um die Meiers. Doch 1994 titelte die «Bilanz» plötzlich: «Die neuen Geschäfte der Gebrüder Meier». Es ging um den Kauf eines Ferrari 330 GTO. Ein Auto, das 1963 gebaut wurde und von dem es lediglich drei Exemplare gab? Die Meiers hatten das Fahrzeug drei Jahre zuvor an einer Auktion bei Christie’s in Monte Carlo für 2,3 Millionen Franken ersteigert und schliesslich für 19 Millionen Franken weiterverkauft. Der Gewinn belief sich auf 16.7 Millionen Franken – entstanden durch den Verkauf eines einzigen Autos. Nach diesem Artikel aus dem Jahre 1994 finden sich fast keine Berichte mehr über die Meiers. Wir hätten sie gerne zu Wort kommen lassen. Unsere Kontaktanfragen blieben aber leider alle unbeantwortet.

Immobilienkönige

Obwohl man nichts mehr liest und sie auch nicht erreicht, die Meiers sind nicht verschwunden. Bekannt ist ein Beispiel ein Fall aus dem Jahre 2009, der die Immobilie an der Neugasse 52 betrifft, die der AM und Partner Immobilien AG und somit den Meiers gehört.

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Für 1'950 Franken ausgeschrieben - viel teurer vermietet

Im besagten Gebäude hat sich ein Mietinteressent für eine Wohnung beworben, die für 1’950 Franken ausgeschrieben worden war. Auf seine Bewerbung bekam er folgende Antwort:

«Besten Dank für Ihr Interesse am oben erwähnten Mietobjekt. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass sich die Eigentümerschaft entschieden hat, den Mietzins den aktuellen Marktverhältnissen anzupassen. Der neue Mietzins beträgt somit 2’850 Franken.»

Ebenfalls bekannt ist, dass sie noch immer viele Immobilien besitzen. Die AM und Partner Immobilien AG war 2011 gemäss Handelsregister im Besitz von mehr als 20 Immobilien im Wert von über 97 Millionen Franken. Die Meluca AG, die ebenfalls den Meiers gehört, werden 40 Immobilien im Gesamtwert von 132 Millionen Franken zugeschrieben. Ein Teil dieser Immobilien wurde 2020 auf die neu gegründete Falem Immobilien AG übertragen. Laut Insidern kontrolliert die Familie aber sicherlich noch weitere Liegenschaften von schon bestehenden Immobilien AGs, die sie übernommen haben. Weiter wisse man, dass sie in den letzten Jahren aktiv in die Romandie expandiert haben. Trotzdem ist das Ganze sehr undurchsichtig und es ist schlichtweg unmöglich herauszufinden, wie viel die Meiers tatsächlich besitzen.

Das gesamte Schweizer Immobilienkapital beträgt fast vier Billionen Franken. Das ist dreimal mehr als der Gesamtwert aller Unternehmensaktien an der Schweizer Börse. Zudem ist der Anteil von Firmen, die in der Stadt Immobilien besitzen, in den letzten Jahren gestiegen. 1956 besassen natürliche Personen in der Stadt Zürich 57 Prozent aller Wohnungen. Seither ist dieser Anteil immer weiter gesunken und betrug im Jahr 2015 nur noch 38 Prozent. Bei den Firmen zeigt der Trend hingegen in die andere Richtung: Der Wohnungsanteil ist hier im gleichen Zeitraum von 21 auf 28 Prozent gestiegen. Im Kreis 4 liegt dieser mit 33 Prozent und im Kreis 5 mit 36 Prozent über dem städtischen Durchschnitt. Ein Grund dieser Zunahme sind die tiefen Zinsen und die sichere Anlage, die die institutionellen Anleger auf den Immobilienmarkt treibt. Dies macht den Immobilienmarkt nicht transparenter. Denn meistens sind es Firmen, die ihren Besitz nicht offenlegen. Dazu gehören auch die Immobilien AGs der Gebrüder Meier.

Dieser Beitrag ist im Rahmen des Rechercheprojekts «Wem gehört Zürich» erschienen. In den nächsten Tagen und Wochen werden weitere Artikel folgen. Willst du diese Recherche ermöglichen? Dann darfst du gerne Tsüri-Member werden.

Diesen Sonntag publizieren wir eine weitere Spurensuche. Es geht um ein Phantom, das im Chreis Cheib umgeht und das schon ziemlich lange. Das mehr Liegenschaften an der Langstrasse besitzt als alle grossen Pensionskassen, Banken oder Versicherungen. Unser Autor William Stern bezeichnet ihn als Fisch. Aalglatt. Ein spezieller Mensch. Eine schwierige Person. Ein unmöglicher Kerl. Ein Rätsel. Fredy Schönholzer. 

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