Hans Dellenbach (FDP): «Aufstockung und Verdichtung sind Schritte in die richtige Richtung»
Vor 30 Jahren ist Hans Dellenbach nach Zürich gezogen. Er wohnt im Kreis 11 und bezeichnet sich als grossen Fan der Limmatstadt. Im Gemeinderat setzt sich der FDP-Politiker für eine liberale Wohnpolitik ein.
«Die Stadt muss mehr und schneller bauen, denn es braucht mehr Wohnungen», sagt Hans Dellenbach. Der FDP-Gemeinderat sieht die Lösung in der Verdichtung. Als Mitinitiant der Aufstockungsinitiative fordert der 55-Jährige eine Anpassung der Bau- und Zonenordnung, um die maximale Gebäudehöhe flächendeckend zu erhöhen und so den zusätzlich benötigten Wohnraum in Zürich zu schaffen. «Aufstockung und Verdichtung sind Schritte in die richtige Richtung», sagt er. Doch der Stadtrat will die im Juli eingereichte Volksinitiative nun aus rechtlichen Gründen für ungültig erklären. Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen, sagt Dellenbach und er habe die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, dass es durchkommt.
Auch bei der Vergabe von vergünstigten Baurechten sieht er Handlungsbedarf. Die Stadt Zürich müsse sicherstellen, dass daraus entstehende Wohnungen künftig öffentlich ausgeschrieben werden, damit sowohl Genossenschaftsmitglieder:innen als auch Nicht-Genossenschaftsmitglieder:innen gleich behandelt würden. Zusammen mit zwei Fraktionskolleg:innen brachte er diese Forderung im Dezember in einem Postulat ein. Stein des Anstosses war, als bekannt wurde, dass auf dem Koch-Areal, das die Stadt gekauft hat, ein Grossteil der Genossenschaftswohnungen an bereits bestehende Genossenschaftsmitglieder gehen und nicht offen ausgeschrieben werden.
Dellenbach ist Unternehmer und Senior Partner bei der Risikokapitalfirma Emerald Technology Ventures. Er sagt, «man muss aufhören, den Privaten Knüppel zwischen die Beine zu werfen», und ist der Meinung, dass es mehr Wohnungen für alle braucht – sowohl im preisgünstigen Segment als auch im freien Marktsegment. «Stattdessen», so der FDP-Gemeinderat, «geht alles, was man in der Stadt Zürich macht, in die gegenteilige Richtung.»
Dellenbach kennt das Klischee, dass Politiker:innen zu allem eine Meinung haben – und diese gerne lang und breit darlegen. «Manchmal fällt mir das selbst auf, zum Beispiel beim Abendessen mit der Familie», erzählt er. «Ab und zu schlägt jemand vor, das Thema zu wechseln, nachdem ich mich eine Viertelstunde darüber ausgelassen habe.» Dennoch ist er überzeugt, dass die Fähigkeit, sich aufzuregen, eine Grundvoraussetzung für Politiker:innen sei. Er würde gerne einmal beim Abendessen einiger Ratskolleg:innen Mäuschen spielen, um zu sehen, wie es bei ihnen so laufe.
Warum sind Sie Gemeinderat geworden?
Zürich ist eine wunderschöne Stadt am See, nahe der Berge und international gut vernetzt. Ich lebe gerne hier und möchte mitbestimmen, was hier wie läuft und interessiere mich dafür, was in der Stadt passiert.
Mit welcher Ratskollegin oder welchem Ratskollegen der politischen Gegenseite würden Sie gerne ein Getränk nach Wahl trinken?
Ich würde gerne mit Dominik Waser von den Grünen etwas trinken gehen, weil er sich im politischen Spektrum am komplett anderen Ende von mir befindet. Dann könnte ich ihm, als Vertreter der Privatwirtschaft zeigen, was ich mache und dass ich kein Teufel bin. Umgekehrt nimmt mich auch wunder, wo er herkommt, um für seine Situation ein besseres Verständnis zu bekommen.
Welches Abstimmungsergebnis im Rat hat Sie am meisten gefreut?
Ich muss ehrlich sagen, mir kommt gerade keines in den Sinn, weil ich praktisch ausnahmslos auf der Verliererseite bin... – Doch! Was mich gefreut hat, ist der Üetlihof, den wir nicht gekauft haben. Das Parlament lehnte den Kredit von 1,2 Milliarden 2022 ab und verhinderte so, dass der Stadtrat in die Bieterrunde für den riesigen CS-Bürokomplex einsteigen konnte. Allerdings ist das schon über zwei Jahre her.
Und welches Ergebnis hat Sie am meisten geärgert?
Ich kann mich bis heute nicht davon erholen, dass die 375 Wohnungen der SBB im Neugasse-Areal nicht gebaut worden sind. Das finde ich einen riesigen Skandal. Hier haben die Linken mit ihrer fehlgeleiteten Wohnpolitik verhindert, dass in der Stadt dringend benötigter Wohnraum geschaffen wird.
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