Gemeinderätin der Woche: Heidi Egger (SP)
Die Verkehrsinfrastruktur im Zürcher Norden ist ein Hauptaugenmerk von Heidi Egger. Die Seebacherin ist Mitglied in gleich drei Quartiervereinen und findet, dass gerade Affoltern und Seebach manchmal vergessen gehen in Politik und Bevölkerung.
Das Veloroutennetz in Zürich ist ein Flickenteppich und schnelle Lösungen sind nicht in Sicht. Warum das so ist, zeigt beispielhaft eine Motion, die SP-Gemeinderätin Heidi Egger 2019 mit dem GLPler Markus Merki eingereicht hatte. Sie forderten, dass die Velohauptroute zwischen Oerlikon und Seebach an der Schaffhauserstrasse durchgängig den Anforderungen des städtischen Masterplans Velo entspricht. Demnach sollen die Velos eine eigene, ausreichend breite Spur erhalten und sich nicht wie an jenem Abschnitt der Schaffhauserstrasse das Trottoir mit den Fussgänger:innen teilen.
Nach fünf Jahren kam in dieser Woche die entsprechende Weisung des Stadtrats zur Abstimmung in den Rat. Dessen Ergebnis nach intensiven Prüfungen: Mittelfristig lässt sich keine Lösung finden, bei der ein eigener, ausreichend breiter Velostreifen realisiert werden kann. Denn der Strassenraum wird schon intensiv durch Autos und Trams genutzt, auf dem Trottoir soll alter Baumbestand erhalten bleiben und eine Unterführung unter den Schienen der SBB ist grundsätzlich zu schmal.
Egger ist teilweise zufrieden, teilweise enttäuscht von der Vorlage des Stadtrats, die von allen Fraktionen ausser der SVP angenommen wurde. Immerhin führten stadteinwärts verschiedene kleinere Massnahmen wie die Aufhebung von vier Parkplätzen oder die gesonderte Markierung einer besonders gefährlichen Stelle zu einer Verbesserung der Sicherheit.
Die Verkehrsinfrastruktur im Zürcher Norden ist ein Hauptaugenmerk der 62-Jährigen, die in Seebach aufgewachsen ist und heute wieder dort wohnt. So reichte sie beispielsweise eine Motion mit ein, um den zukünftigen Quartierpark Thurgauerstrasse für den Fuss- und Veloverkehr besser an den Rest von Seebach anzuschliessen. Mit dem Mitte-Parlamentarier Benedikt Gerth reichte sie ein Postulat ein, mit dem ein quartierschonendes Verkehrskonzept gefordert wird, während in Affoltern in den nächsten vier Jahren ein provisorischer Recyclinghof betrieben wird.
Oerlikon sei der Bevölkerung und der städtischen Politik im Bewusstsein, so Egger: «Aber Affoltern und Seebach gehen manchmal vergessen. Sie sind einfach so weit weg vom Stadtzentrum.» Deshalb sei es wichtig, einen gut besetzten Quartierverein zu haben und bei manchen quartierbezogenen Themen etwas mehr zu drängen. Sie selbst war länger im Vorstand des Quartiervereins Affoltern und ist heute Mitglied in den Quartiervereinen der drei Nordquartiere Affoltern, Oerlikon und Seebach. «Für mich ist immer auch das Quartier wichtig, nicht nur die Gesamtstadt», sagt sie.
Bereits wenige Monate nach ihrer Wahl im Frühjahr 2014 trat Egger dem Ratssekretariat bei. Das bedeutet, dass sie während der Ratssitzungen zusammen mit zwei anderen Parlamentarier:innen vor dem Ratspräsidium Platz nimmt und für Audiomitschnitte und Protokolle zuständig ist. «Ich bin während der Sitzung die ganze Zeit am Arbeiten», erklärt sie: «Ich muss besser aufpassen als andere und kann nicht einfach mal aufstehen und mit jemandem etwas besprechen.» Dafür bekomme sie doppeltes Sitzungsgeld, was sich mit ihrem kleinen Arbeitspensum im Beruf gut vertrage.
Diesen übt sie als Schriftsetzerin in einem kleinen Druckereibetrieb in Altstetten aus. Unter den sechs Angestellten findet sich mit Reis Luzhnica ein Ratskollege, der nicht nur in der gleichen Partei, sondern wie sie auch in der Sicherheits- und Verkehrskommission sitzt. Da könne man die parlamentarische Arbeit schon mal in der Mittagspause besprechen. «Aber es kann auch mal zu Kapazitätsproblemen führen, wenn wir beide wegen der Kommissionssitzung früher gehen müssen.»
Warum sind Sie Gemeinderätin geworden?
Weil es mich gereizt hat, die schönste Stadt mitzugestalten. Ich kenne Zürich gut und kenne mich vor allem in den Quartieren im Norden aus, die ich vertrete.
Mit welche:r Ratskolleg:in der politischen Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen?
Eigentlich mit allen, denn immer, wenn man eins zu eins miteinander redet, bekommt man ganz andere Antworten als im Rat. Ich habe niemanden, den ich bevorzugen würde, aber bei manchen denkt man im Rat schon mal: «Warum lässt der so einen Blödsinn raus?» Und dann wäre es gut, sich nochmal zu zweit zusammenzusetzen.
Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert?
Das war die Abstimmung zu unserer Motion für eine Halbierung der ÖV-Kosten für Stadtzürcher:innen 2022. Damals haben selbst die Grünen Nein gesagt, die AL hat sich enthalten. Ich fand es schade, dass wir so verloren haben, denn ich glaube, dass mit dieser Massnahme ganz viele Menschen zusätzlich auf den ÖV umsteigen würden. Das Vorhaben haben wir dann als Volksinitiative eingereicht. Jetzt werden die Stimmbürger:innen darüber entscheiden.