No-Bake, no-fake: Vermicelles-Tarte
Cathrin Michael liebt es, mit einem Glas Wein und einem Teller Pasta auf das Leben anzustossen. Für Tsüri.ch tüftelt die Texterin jeden Monat ein feines, saisonales Rezept aus. Heute gibt es einen ungebackenen Vermicelles-Kuchen.
Sie verzeihen alle nebligen Morgen. Alle nassfiesen Stürme, denen wir auf dem Velo entgegentrampeln. Und sie verzeihen das endlose Grau, wenn die Wolkenschicht zu dick ist für direkte Sonnenstrahlen. Die Vermicelles. Bis vor Kurzem fand ich dieses Dessert ja völlig überbewertet. Ein Portion pro Saison reichte mir völlig und dann war die Lust auf Vermicelles schneller vorbei, als der Sonnenstrahl, der es eben doch kurz durch die Wolkendecke geschafft hat.
Marroni hingegen, die liebe ich sehr. Kaum ein Stand in der Stadt, an dem ich nicht Halt mache. An manchen halte ich lieber wie an anderen. Am See steht einer, in der Nähe des Utoquai, mit Slow-Good-Kastanien, wo jede einzelne ein Genuss ist. Das Innere sämig und nicht zu trocken, die Schalen lösen sich gut und der Geschmack katapultiert einen direkt ins Bergell.
Von dort stammt auch ein Teil der Kastanien, aus denen die Vermicelles der sagenumwobenen Vermicelleria in Handarbeit entsteht. Das Pop-Up der drei ehemaligen ZHdK-Studierenden David, Hanna und Nicole fand letztes Jahr zum ersten Mal statt und zwar in den Räumen der Gelateria Tellhof. Drei Wochen waren geplant, nach zehn Tagen mussten sie schliessen. Sie waren restlos ausverkauft! Es gab Tränen und Lobeshymnen, Schlangen und jede Menge Insta-Stories. Ok, das mit den Tränen weiss ich nicht so genau, ich habe jedoch fast ein Tränchen verdrückt, weil ich eben keine erwischt habe letztes Jahr.
Wo die Marroni herkommen.
«Dieses Jahr konnten wir viel mehr bestellen», erzählt David, als ich vor ein paar Tagen als Allererste die Vermicelles aus diesem Jahr probieren durfte. Genauer: 1,3 Tonnen Marroni-Püree – das sollte ein bisschen länger hinhalten. «Das Angebot variiert von Jahr zu Jahr. Man weiss nie, wie viel die Natur hergibt und wie viele Arbeitskräfte Marroni sammeln können», sagt David. Das Marroni-Püree, das sie verwenden stammt nicht wie bei vielen Vermicelles-Anbieter*innen aus dem Ausland, sondern aus der Schweiz: Dieses Jahr aus dem Tessin und dem Graubünden – im Tessin haben sie einen Teil gleich selber geerntet. Das Pop-up der dreien findet erneut in der «Gelateria Tellhof» an der Tellstrasse statt, dessen Team sie dieses Jahr auch gleich unterstützt. «Damit wir das Ganze auch ein bisschen geniessen können und zwischendurch Zeit haben für einen Schwatz mit den Gästen», sagt David.
Die Schlange am Eröffnungstag war wieder lang. Gut läuft – situationsbedingt – das neue Take-Away-Fenster mit Vermicelles to go. Ebenfalls ausgebaut ist dieses Jahr der Shop. Da gibt’s zum Beispiel die schnusigen Dessert-Schalen, die Hanna, eine der drei Gründer*innen, selber getöpfert hat. Oder Vermicelles-Blöcke in zwei Grössen. Und diese brauchst du für den unschlagbar feinen Vermicelles-Kuchen. Den Coupe solltest du bitte bei den dreien probieren. Ihn gibt’s übrigens entweder mit Glacé und Schlagrahm oder dann mit Doppelrahm – Meringues gibt’s in beiden Fällen. Ein Biss und ich war bekehrt. Ich muss jetzt mindestens eine Portion pro Woche haben. Eventuell auch mehr. Die Masse ist dezent süss, nussig-cremig und schmilzt auf der Zunge nur so dahin.
Zuhause, da probierst du jedoch diesen Kuchen. Die Hauptzutaten? Schokolade, Marroni-Püree und Hafercrunch. Tönt gut, oder? Noch besser: Du musst nichts backen, er dauert etwa fünf Minuten (Zubereitungszeit) und du verschönerst dir damit jeden Herbsttag.
Vermicelles-Tarte
ZUTATEN Boden
- 200 g Haferguetzli Bio Migros
- 200 g Kochschokolade (am besten schmeckt mir die Eigenmarke von Migros)
- 1 dl Hafermilch
- 1 TL feine Salzflocken (z.B. von Maldon, hier ist es wichtig, dass du hochwertige und eher milde Salzflocken nimmst, sonst wird das Ganze viel zu salzig)
Topping
- 500 g Marroni-Püree aka Vermicelles.
- 1 dl Hafermilch
- 2 Handvoll Meringues
Wer den Kuchen vegan zubereiten will, kauft vegane Kekse oder nimmt eine vegane Granola-Mischung und lässt die Meringues oben drauf weg. Oder macht diese selber, aus Aquafaba (z.B. nach diesem Rezept). Einfacher: Einfach ein paar Keks- oder Granolakrümel darüber streuen.
ZUBEREITUNG
1. Marronimasse und Hafermilch aus dem Kühlschrank nehmen und zimmertemperaturwarm werden lassen.
2. Guetzli im Food Processor verkleinern oder in Gefrierbeutel geben und mit Wallholz darüberrollen.
3. In Pfanne schwarze Schokolade und Pflanzenmilch erwärmen, umrühren bis es eine glänzende Masse gibt. Guetzli-Brösmeli mit der Schoggi vermischen.
4. Runde Springform ausfetten oder mit Backblechpapier auslegen.
Kleiner Trick am Rande: Nimm das Backblechpapier und halte es unter den Wasserhahnen, zerknülle es. Es darf so richtig nass sein. Dann ausschütteln und evt. mit Geschirrtuch ein bisschen trocken reiben. Jetzt kannst du es gut formen und in die Backform deines Vertrauens legen.
5. Schoggi-Guetzli-Masse in die Form geben und mit der Rückseite eines Trinkglases gut andrücken. 30 Minuten kühlstellen.
6. Die Marronimasse gut mit der Hafermilch mischen, sodass eine cremige Masse entsteht. Das geht mit der Küchenmaschine, dem Food Prozessor, dem Handmixer oder einem Schwingbesen und ein bisschen Muskelkraft. Am besten geht’s, wenn beides Zimmertemperatur hat.
7. Marronimasse auf dem Kuchenboden verteilen.
8. Meringues mit der Hand grob zerkleinern und über den Kuchen streuen. Achtung: Wer’s nicht ganz so süss mag, lässt die Meringues lieber weg.
Option:
Wer ganz crazy ist, der schmilzt nochmals etwas Kochschokolade und träufelt sie über den fertigen Kuchen.
No bake, no fake: Diesen Vermicelles-Kuchen machen wir jetzt ein paar Mal, hören dazu Autumn Sweater von Yo La Tengo und feiern den Herbst. Abgemacht? Wir sehen uns beim Anstehen in der Vermicelleria.
Noch bis zum 22. November, jeden Tag geöffnet von 14 bis 22 Uhr Gelati Tellhof Tellstrasse 20
<div style="background-color:#3dafe8;color:white;font-weight:bold;padding:10px"> Cathrin Michael </div> <div style="font-size:18px;padding:10px;background-color:#dddddd"> Cathrin Michael arbeitet selbständig und schreibt am liebsten übers Essen. Ihre Rezepte hält sie auf <a href="https://www.gnuesse.ch/" target="_blank">gnüsse.ch.</a> fest. Der Blogname ist Programm und der Weg zum Glück, findet sie. Um gemeinsam mit anderen noch mehr Food-Geschichten zu schreiben, hat sie die Agentur <a href="https://www.kollektif.ch/" target="_blank">kollektif.ch.</a> mitgegründet. Für Tsüri.ch tüftelt sie jeden Monat ein feines, saisonales Rezept aus. </div>
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<div style="background-color:#3dafe8;color:white;font-weight:bold;padding:10px"> Die Kolumnen auf Tsüri</div> <div style="font-size:18px;padding:10px;background-color:#dddddd"> Jeden Samstag erscheint mindestens eine neue Kolumne, manchmal sogar zwei. Damit wollen wir dir Einblicke in andere Leben geben, dich inspirieren, anregen und vielleicht auch mal aufregen. Unsere Kolumnist*innen diskutieren gerne mit dir in den Kommentaren. Seid lieb! <br/> <br/> – Die Feminismus-Kolumne von <a href="https://tsri.ch/zh/?author=3903"target="_blank">Pascale Niederer</a> & <a href="https://tsri.ch/zh/?author=3737"target="_blank">Laila Gutknecht</a> Co-Gründerinnen von «das da unten». <br/> – Die Collaboration-Booster-Kolumne von <a href="https://tsri.ch/zh/?author=1950"target="_blank">Nadja Schnetzler</a>, Co-Gründerin von Generation Purpose. <br/> – Die Papi-Kolumne von <a href="https://tsri.ch/zh/?author=99"target="_blank">Antoine Schnegg</a>, Co-Gründer seines Kindes. <br/> – Die Sans-Papiers-Kolumne von <a href="https://tsri.ch/zh/?author=3532"target="_blank">Licett Valverde</a>, frühere Sans-Papiers. <br/> – Die Food-Kolumne von <a href="https://tsri.ch/zh/?author=1670"target="_blank">Cathrin Michael</a>, Food-Bloggerin. <br/> – Die Veganismus-Kolumne von <a href="https://tsri.ch/zh/?author=3826"target="_blank">Laura Lombardini</a>, Geschäftsführerin der Veganen Gesellschaft Schweiz. <br/><br/><a href="https://tsri.ch/zh/rubrik/kolumnen/"target="_blank">Alle Kolumnen findest du hier.</a>
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