ETH-Semestergebühren für Ausländer:innen steigen – Studierende wehren sich

Die ETH will die Studiengebühren für ausländische Studierende um ein Dreifaches erhöhen. Der Verband der Studierenden wehrt sich mit einer Petition.

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Ausländische Student:innen sollen bald fast 2200 statt 730 Franken Semestergebühren bezahlen. (Bild: Josip Ivankovic)

Die beiden Hochschulen ETH Zürich und EPFL in Lausanne planen ab dem Herbstsemester 2025 die Studiengebühren für ausländische Studierende, um ein Dreifaches zu erhöhen. Dies hat der ETH-Rat letzten Freitag mitgeteilt. Bei dem Verband der Studierenden der ETH (VSETH) hat dieses Vorhaben hohe Wellen geschlagen. Die Studierenden sind empört und der Verband reagiert mit einer Petition.

Zurzeit bezahlen Studierende aus der Schweiz, wie auch ausländische, den gleichen Betrag an Studiengebühren. 730 Franken kostet ein Semester an der ETH. Ab Herbst 2025 soll der Betrag für Bildungsausländer:innen dann 2190 Franken betragen.

Die Hälfte wird Stipendium brauchen

Für Julia Bogdan, Präsidentin des VSETH, ist die geplante Erhöhung der falsche Ansatz. Es würde die ETH als Bildungsstandort schwächen und soziale Filter generieren, da sich dadurch nicht mehr jede:r das Studium leisten kann. Auch treffe dieses Vorhaben die falsche Gruppe, da Studierende zu den finanziell schwachen in unserer Gesellschaft gehören, so Bogdan. 

Der Verband habe Anfang des Jahres eine Umfrage lanciert, die von mehr als 10’000 Student:innen ausgefüllt wurde, also 40 Prozent der ETH-Studierenden. Nur ein Viertel habe angegeben, trotz einer Erhöhung ohne finanzielle Unterstützung durch das Studium zu kommen.

Laut der Umfrage würde die geplante Erhöhung ausländische Studierende besonders hart treffen: 51 Prozent würden nach einer Erhöhung neu ein Stipendium benötigen. 15 Prozent haben angegeben, dass sie ein zusätzliches Stipendium zu ihrem bereits vorhandenen benötigen würden. Laut aktuellem Stand haben 39 Prozent aller ausländischen Studierenden ein Stipendium.

Die Petition, die bereits 5800 unterschrieben wurde, soll den Studierenden die Möglichkeit geben, sich gegen die Erhöhung zu wehren und ihren Stimmen Gehör zu verschaffen, sagt Bogdan.

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Die VSETH mach die Studierenden mit Plakaten auf dem Campus aufmerksam. (Bild: VSETH)

ETH braucht Geld

Von der Petition wenig beeindruckt zeigt sich der ETH-Rat. Die Erhöhung sei eine Forderung aus der Politik gewesen, sagt Gian-Andri Casutt, Leiter der Kommunikation des ETH-Rats. Nun sei man in der Konsultationsphase, in der alle Faktoren nochmals angeschaut und diskutiert werden würden. Im Dezember falle dann der definitive Entscheid.

Die Erhöhung sei notwendig, um die finanzielle Stabilität der ETH zu sichern. «Der Bund hat dem ETH-Bereich in den nächsten Jahren 200 Millionen Franken gekürzt», so Casutt. Durch die Erhöhung erwarte man jährliche Einnahmen von 30 Millionen Franken, welche der ETH-Bereich aufgrund der Kürzungen brauchen könne. Die zusätzlichen Einnahmen sollen helfen, die Kürzungen auszugleichen und die hohe Qualität von Lehre und Forschung aufrechtzuerhalten. Der Anstieg der Semestergebühren trage auch dazu bei, die ETH zukunftssicher zu machen und ihre exzellenten Bildungs- und Forschungsstandards zu gewährleisten, sagt Casutt.

«Eine Erhöhung der Studiengebühren für Ausländer:innen in einer teuren Stadt wie Zürich ist nicht gerechtfertigt.»

Julia Bogdan, Präsidentin VSETH

Dass sich viele Studierende gegen die Erhöhung aussprechen, erstaunt Casutt nicht. Jedoch lasse man sie nicht allein. Man würde ausländischen Studierenden, welche die Kosten nicht tragen können und stipendienberechtigt sind, finanziell unter die Arme greifen. Ausländische Studierende würden kaum Steuern bezahlen, was eine höhere finanzielle Beteiligung rechtfertige. 

«Ausländische Studierende haben kaum finanzielle Vorteile», entgegnet Bogdan den Argumenten des ETH-Rats. Zudem würden auch Schweizer Student:innen eher wenig Steuern bezahlen, weil sie oft wenig bis nichts verdienen. «Eine Erhöhung der Studiengebühren für Ausländer:innen in einer teuren Stadt wie Zürich ist nicht gerechtfertigt», sagt Bogdan. 

Ausserdem hätten Schweizer Studierende oft die Möglichkeit, bei ihren Eltern zu wohnen. Diese Möglichkeit hätten ausländische Studierende in vielen Fällen nicht.

Der ETH-Rat hat sich im März noch gegen die vom Parlament geforderte Erhöhung ausgesprochen. Die Entscheidung gründete damals auf dem Argument, dass die ETH eine bedeutende internationale Hochschule sei, die bekannt ist, beste Talente anzuziehen. Casutt sprach sich in der Medienmitteilung vom März noch für die Gleichbehandlung aller Student:innen aus.  

Nun hat der Rat der Politik nachgegeben. Dieser Kurswechsel rechtfertigt Casutt ebenfalls mit den politischen Diskussionen im Parlament. Denn der Auftrag ist klar: Die ETH muss sparen.

Definitive Entscheidung im Dezember

Im Vergleich zu anderen internationalen Universitäten wie Oxford oder Cambridge ist die ETH preisgünstig. Wer an der Oxford studieren will, muss mit einer Summe von 38’000 bis 56’000 Franken pro Jahr rechnen. Für inländische Studierende sind die Studiengebühren rund 11’000 Franken. Die University of Cambridge hat für Bildungsausländer:innen jährliche Studiengebühren von 30’000 bis 45’000 Franken. 

Auch an Schweizer Hochschulen gibt es bereits die Preispolitik, dass ausländische Studierenden mehr bezahlen. An der Hochschule St. Gallen (HSG) bezahlen Schweizer Studierende 1200 Franken pro Semester und ausländische 3100 Franken.

Julia Bogdan möchte sich nicht mit der HSG vergleichen, da diese Universität eine Ausnahme sei. Viele Schweizer Universitäten hätten einen kleinen Aufpreis für Bildungsausländer:innen aufgrund des administrativen Mehraufwands. Einige Hundert Franken oder das Dreifache pro Semester sei jedoch ein grosser Unterschied. «Eine Stärke der ETH ist, dass sie die besten Talente unabhängig von ihrem sozioökonomischen Hintergrund aufnimmt», sagt Bogdan. Und das solle so bleiben.

Der VSETH plant zum Semesterstart einen Aktionstag, der zusätzlich auf die Petition aufmerksam machen soll. Für den Verband ist klar, sie wollen alles Mögliche unternehmen, bis der ETH-Rat die definitive Entscheidung im Dezember fällt.

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