So denkt Tsüri über Netto-Null

Zum Auftakt des Fokusmonats «Netto-Null» haben wir unsere Community über die Thematik der Klimaneutralität ausgefragt. Wir wissen nun, welche Wörter und Emotionen sie mit Netto-Null verbindet, was sie daran hindert, ihren CO2-Fussabdruck zu verringern und was sie an der Klimapolitik stört.

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Foto: Florentina Walser

Der Begriff «Netto-Null» ist 93 Prozent der Befragten geläufig. Wir wollten deswegen wissen, was ihnen dazu spontan einfällt. Neben vielen Antworten, die mit dem Oberbegriff «Klimaschutz» zusammengefasst werden können, finden sich ein unterstützendes «Je rascher desto besser», ein hoffnungsvolles «gemeinsam schaffen wir das» und die Aussagen: «Wichtig», «zwingende Notwendigkeit» und «lebenswerte Zukunft». Anderen fallen weniger optimistische Begriffe ein: «Greenwashing», «utopisch», «ein Konzept mit Tücken», «Hoffnungslosigkeit und Versagen» oder sogar «dekadente radikale Forderung wohlstandsverwahrloster junger Stadtbewohner:innen». Zu guter Letzt schiesst einer befragten Person den Begriff «Nutella» in den Kopf. Fair enough.

1. Wie stehen Tsüri-User zu Netto-Null?

Insgesamt unterstützen 148 von 152 Personen grundsätzlich das Unterfangen Netto-Null. Aber nicht alle empfinden es ausschliesslich als etwas Positives, was nach den genannten Stichworten nicht überrascht. Trotz der mehrheitlich unterstützenden Haltung zu Netto-Null, ist sich knapp die Hälfte der Befragten unsicher, bis wann die Stadt plant, Klimaneutralität zu erreichen. 52 Prozent tippen mit 2040 richtig. Für die Stadtverwaltung ist Netto-Null bis 2035 vorgesehen. Der Klimastreik fordert 2030 und startete dazu bereits eine Petition. Dieses Ziel wurde ursprünglich auch von der Stadt diskutiert, mit der Argumentation einer schwierigen Umsetzbarkeit jedoch wieder verworfen. Nun stimmen wir im Folgejahr über 2040 ab. Doch wie steht unsere Community zu dieser Jahreszahl? Knapp zwei Drittel der Befragten würden das Netto-Null-Ziel früher ansetzen. Die Option «später» oder «gar nicht» wählte nur ein Bruchteil von sieben Personen. Einen genaueren Überblick auf die klimapolitische Situation in der Stadt Zürich, verfasste unser Redaktor Steffen Kolberg anfangs November.

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2. Wie sieht der ökologische Fussabdruck der Tsüri-User aus?

Weiter befragten wir die Umfrage-Teilnehmer:innen zum eigenen ökologischen Fussabdruck. Die Einschätzungen über die Grösse des eigenen Fussabdrucks variieren sehr. Es versuchen aber praktisch alle Befragten, diesen zu verkleinern. Manchen gelingt dies laut eigenen Aussagen ganz gut (78 Personen), andere hadern damit (70 Personen). Fünf Personen haben kein Interesse an der Reduktion des eigenen ökologischen Fussabdruck. Doch was sind für unsere Community die Gründe, die ein nachhaltiges Leben erschweren? Zwei Drittel nannten Komfort und gewisse Konsumgüter oder Dienstleistungen, auf welche sie nicht verzichten möchten als entscheidenden Faktor. Auch das Gefühl, dass der eigene Beitrag zu wenig bewegt, spielt bei 37 Prozent eine Rolle. Fehlendes Wissen über den ökologischen Fussabdruck von gewissen Konsumgütern und Dienstleistungen erschwert 31 Prozent der Teilnehmenden das Verringern des eigenen Fussabdrucks. Weiter nannten 16 Prozent die Problematik, dass viele Alternativen kostenintensiv seien. 10 Prozent der Befragten wissen nicht, wo sie anfangen sollen.

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Aus dem neuesten IPCC Bericht wird ersichtlich: «Die globale Oberflächentemperatur wird bei allen betrachteten Szenarien mindestens bis zur Mitte des Jahrhunderts weiter ansteigen. Die Erwärmung von 1,5°C und 2°C wird überschritten werden, wenn nicht in den kommenden Jahrzehnten die Emissionen von Treibhausgasen stark reduziert werden, wobei mindestens Netto-Null erreicht werden muss, zusammen mit einer starken Verringerung anderer Treibhausgasemissionen.» Die Stadt Zürich steht aktuell bei 3,1 Tonnen CO2 direkter Emissionen pro Person und Jahr. 1990 waren es 4,8 Tonnen. Die indirekten Emissionen stiegen von 9,2 (1990) auf 9,9 Tonnen CO2 pro Person und Jahr. Damit gehört die Limmatstadt zu den Emissions stärksten Standorten der Welt. Zur Verringerung dieser Emissionen will die Stadt in den vier Hauptbereichen «Gebäude», «Mobilität», «Konsum», «Energie aus erneuerbaren Quellen» Einfluss nehmen.

3. Was würde helfen, den eigenen ökologischen Fussabdruck zu verringern?

In der Umfrage wollten wir von den Teilnehmenden weiter wissen, was ihnen helfen würde, den eigenen CO2-Fussabdruck zu verringern. Einerseits werden in den Resultaten Stimmen laut, die sich mehr staatliche Massnahmen und Gesetze wünschen. Druck, Zwang und Verbote sowie weniger Eigenverantwortung, sind ebenfalls oft genannte Stichworte. Gewünscht wird dabei auch, dass das Angebot insgesamt klimafreundlicher wird. Dazu wird das Beispiel der importierten Mangos und Avocados genannt, die im Einkaufsladen beste Positionierung geniessen. Auch ein besseres Verständnis wie auch eine bessere Messbarkeit des eigenen ökologischen Fussabdrucks, beziehungsweise der konsumierten Produkte, würde einigen Befragten helfen, diesen zu verringern.

Den Wunsch nach mehr Informationen und Kampagnen zur Klimakrise wird ebenfalls einige Male geäussert. Auch mehr Zeit, um zum Beispiel selbst zu kochen, würde einigen Befragten helfen, sich klimafreundlicher durch Alltag zu bewegen. Weiter werden klimafreundliche Heizungen in den eigenen vier Wänden genannt. Der Weg dorthin wird in einer Verpflichtung der Hauseigentümer:innen, erneuerbare Energien zu nutzen, gesehen. Die Teilnehmenden, die diesen Wunsch äussern, dürften sich über die Ergebnisse der vergangenen Abstimmung vom 28. November zum Klimagesetz also freuen. Oft wird auch der Bereich «Mobilität» erwähnt. Einen Ausbau an Velowegen sowie einer Ausdehnung von grenzüberschreitendem ÖV wird von einigen gewünscht. Insgesamt wird also erkenntlich, dass politische Massnahmen vielen Befragten helfen würden, den eigenen ökologischen Fussabdruck zu verringern. Dies wird auch in der nächsten Frage ersichtlich.

4. Wer trägt die grösste Verantwortung?

Die grösste Macht etwas zu verändern, sieht die Hälfte der Befragten in der Politik. Bei dieser Instanz, haben die Teilnehmenden auch einiges auszusetzen. Auf die Frage «Was stört dich an der Klimapolitik? Was würdest du gerne ändern?» häuften sich Antworten wie: «Zu langsam», «zu starker Einfluss der Lobbies», «zu wenig Faktenbasiert», «zu wenig mutig», «Symptombehandlung statt Ursachenbekämpfung», «fehlende Auseinandersetzung des Finanzplatz», «Eigeninteresse (Wiederwahl) anstatt Allgemeinwohl», «Schuldzuweisung an die Konsument:innen», «fehlende globale Perspektive» und «die Debatte dreht sich zu fest ums Portemonnaie». Die Kritik an der Politik ist also nicht gering. Welche Veränderungen dort vielleicht schon in naher Zukunft getätigt werden, können dir die Zürcher Stadtratskandidierenden gleich selbst erzählen. Am 13. Dezember findet im Kosmos ein erstes Hearing mit einer Auswahl von Kandidierenden und bisherigen Stadträt:innen zu Stadtentwicklung, Städtebau und Klimaschutz statt.

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Zur Umfrage: An der Umfrage nahmen ingesamt 153 Personen teil. Davon sind 83 Männer, 61 Frauen und 15 Personen eines anderen Geschlechts. Zwei machten dazu keine Angaben. Das Durchschnittsalter der Befragten beträgt gerundete 42 Jahre. Die jüngste Person, die an der Umfrage teilnahm, ist 17 Jahre, die älteste 73.

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