Raumprojekt «Park Platz» in Wipkingen orientiert sich neu

Nach einer monatelangen Phase der Neuorientierung startet der Verein «Park Platz» beim stillgelegten Bahnhof Letten mit einem frischen Team und ambitionierten Plänen ins zehnte Jahr.

Zürcher Verein Park Platz
Ju Ebnöther kümmert sich seit November 2024 um die Kommunikation vom «Park Platz». (Bild: Sophie Wagner / tsüri.ch)

Zwischen Strasse und Limmat, auf der reich bestuhlten Terrasse, brennt die Nachmittagssonne auf den Armen der ersten T-Shirt-Träger:innen. Auf dem einst tatsächlichen Parkplatz neben dem stillgelegten Bahnhof Letten erwacht die Buvette des Vereins «Park Platz» zum zehnten Mal aus dem Winterschlaf. Auf Instagram sucht das Team nun tatkräftig nach Personal für die Bar und Küche. 

Noch im letzten Jahr hat der «Parki», wie der Quartiertreffpunkt von Stadtzürcher:innen genannt wird, nach einer Nachfolge gesucht, weil die Kapazitäten des bestehenden Teams erschöpft waren. Man wolle sich Zeit nehmen, um sich neu zu orientieren und Strukturen zu überdenken, hiess es damals.

Mittels Open Call wollte der Verein neue Ideen und Menschen finden, um so frischen Wind in den unkommerziellen Raum zu bringen. Und den scheinen sie gefunden zu haben: Bis auf eine Person aus der letzten Saison sind sechs neue Gesichter mit von der Partie. «So ein Wechselprozess ist gar nicht aussergewöhnlich», sagt Ju Ebnöther.

Auch Ebnöther ist ein neues Mitglied des Betreiber:innenkollektivs und für die Kommunikation zuständig. Grund dafür sei der Saisonbetrieb, der durch die Schliessung im Spätherbst Raum für neue Ideen bringt. 

Hinter den Kulissen passiert viel

Ebnöther ist über den Open Call zum Verein gekommen. «Ich habe mich mit einem eigenen Projekt beworben und ich brenne grundsätzlich für den ‹Parki›. Es motiviert mich, mich für etwas zu engagieren, hinter dem ich voll und ganz stehen kann.»

Der Verein «Park platz» ist vor genau zehn Jahren auf dem Gelände zwischen Oberen und Unteren Letten entstanden und finanziert sich insbesondere durch die Einnahmen des Barbetriebs sowie Spenden. Der Grossteil der Mitglieder engagiert sich ehrenamtlich. Mitarbeiter:innen an der Bar und in der Küche werden hingegen entlöhnt.

Verein Park Platz in Wipkingen
Ein Ganzjahresbetrieb würde vermeiden, dass das Kollektiv in den Wintermonaten auf Fixkosten sitzen bleibt. (Bild: Sophie Wagner / tsüri.ch)

Zur finanziellen Situation sagt Ju Ebnöther: «Das Geld ist schon knapp und die Reserven der letzten Saison sind aufgebraucht. Doch die letzten Jahre haben gezeigt, dass sobald der normale Betrieb der Buvette wieder losgeht, sich alles wieder etwas einpendelt.» Man lebe von der Hand in den Mund.

Das Areal wird von zwei Vereinen betrieben: Der Verein Lokomotive Letten kümmert sich hauptsächlich um den Unterhalt und die Gastronomie, während der Verein «Park Platz» bisher vor allem für die räumliche Bespielung des Geländes verantwortlich war.

«Als Betreiber:innenkollektiv tragen wir jedoch die Verantwortung für den gesamten Platz – die Gastro ist dabei nur ein Teil davon», erklärt Ebnöther.

Eigentümerin der Brache ist die Stadt Zürich. Lange mussten die Park-Platz-Betreiber:innen aufgrund eines Gebrauchsleihvertrags keine Miete zahlen. Der Vertrag schränkte den Verein jedoch in der Gestaltung des 1400 Quadratmeter grossen Areals ein. Nach Verhandlungen auf Initiative des Vereins erhielt dieser im Mai 2023 einen eigenen Mietvertrag für das Gelände. 

Vom Saison- zum Ganzjahresbetrieb 

Zwar geniesst das Betreiber:innenkollektiv durch das neue Mietverhältnis mehr Freiheiten, steht jedoch auch vor finanziellen Herausforderungen. Um die knappen Ressourcen zu schonen, plant der Verein verschiedene Massnahmen: Zum einen werden neue längerfristige Projekte angesetzt, die es ermöglichen sollen, das Areal aktiver zu nutzen. 

Das bedeute mehr Events, Ausstellungen und Aktionen nebst dem Betrieb und den Veranstaltungen der Buvette, so Ebnöther. Zusätzlich soll das Fundraising proaktiver werden, um zusätzliche Einnahmen für künftige Projekte zu generieren.

Zum anderen will der Verein innerhalb der nächsten zwei Jahre eine Baueingabe machen, was eine Veränderung der Container bedeuten würde. Diese Anpassung würde einen Ganzjahresbetrieb vereinfachen, den sie schon dieses Jahr anstreben. Bisher hatte der «Parki» nur im Sommer geöffnet.

Eine Ausweitung auf das ganze Jahr würde vermeiden, dass das Kollektiv in den Wintermonaten auf Fixkosten sitzen bleibe, erklärt Ebnöther. Konkrete Pläne für die Überbrückung im Winter befänden sich noch in der Strategiephase. 

Was und vor allem wann neue Projekte auf dem Areal zu erwarten sind, bleibt also noch unklar. Doch die Weichen sind gestellt: Mit einem neuen Team, frischen Ideen und strukturellen Veränderungen will der Verein den Quartiertreffpunkt langfristig weiterentwickeln, um sich auch in Zukunft als lebendiger, gemeinschaftlicher Raum zu behaupten.

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Sophie Wagner

Ausbildung als Polygrafin EFZ an der Schule für Gestaltung in Bern und aktuelle Studentin Kommunikation mit Vertiefung in Journalismus an der ZHAW Winterthur. Einstieg in den Journalismus als Abenddienstmitarbeiterin am Newsdesk vom Tages-Anzeiger, als Praktikantin bei Monopol in Berlin und als freie Autorin beim Winterthurer Kulturmagazin Coucou. Seit März 2025 als Praktikantin bei Tsüri.ch

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