Glättli startet durch, Rykart in Gefahr: Erste Zürcher Wahlumfrage 2026
Die erste repräsentative Umfrage zu den Zürcher Wahlen 2026 zeigt: Balthasar Glättli hat gute Chancen, während Karin Rykart um ihre Wiederwahl in den Stadtrat bangen muss. Beim Stadtpräsidium liegt Raphael Golta deutlich in Führung.
Fänden die Wahlen bereits Ende Oktober statt, müssten die bisherigen Stadträt:innen Karin Rykart (Grüne), Michael Baumer (FDP) und Andreas Hauri (GLP) um ihre Wiederwahl zittern. Dies zeigt eine repräsentative Umfrage der Feldlabor GmbH im Auftrag von Tsüri.ch.
Eine Überraschung gibt es bei den neu Kandidierenden: Der aktuelle Nationalrat Balthasar Glättli (Grüne) schafft es auf Anhieb auf den dritten Platz. Politologe Oliver Strijbis, der die Umfrage durchgeführt hat, schreibt in der Auswertung, dass neben Glättli, die Bisherigen Simone Brander, Raphael Golta und Daniel Leupi die Wiederwahl schaffen dürften.
Auch die Wahlchancen der neuen SP-Kandidatin Céline Widmer seien relativ hoch aufgrund ihrer Bekanntheit als Nationalrätin. Die SP könnte gemäss aktuellen Wahlintentionen ihre vier Sitze halten.
Die grosse Frage bleibt: Schafft es die FDP – nach dem Rücktritt von Filippo Leutenegger – mit Përparim Avdili die zwei Sitze im Stadtrat zu halten? Oder gelingt es den Grünen auf Kosten der Freisinnigen einen dritten Sitz zu erobern? Für die Grünen sitzt jedoch überraschend nicht der Neu-Kandidat Glättli auf dem wackeligen Stuhl, sondern die amtierende Polizeichefin Rykart.
Kein absolutes Mehr beim Stadtpräsidium
Beim Rennen um den frei werdenden Sitz im Stadtpräsidium hat der SP-Kandidat Raphael Golta derzeit einen grossen Vorsprung. Er käme auf knapp 45 Prozent Wähleranteil. Die restlichen Stimmen verteilen sich auf die bürgerlichen Kandidat:innen, welche auf einen zweiten Wahlgang hoffen können. Zu diesem kommt es, wenn Golta nicht direkt über 50 Prozent der Stimmen auf sich vereinen kann.
Leichte Verschiebung von FDP zu SVP
Für die Gemeinderatswahlen sind die Ergebnisse noch unklar. Gemäss der Umfrage sieht es derzeit nach Stabilität im linken Lager aus, allenfalls gibt es bei den Bürgerlichen eine Verschiebung von der FDP zur SVP. Die Mitte und die Alternative Liste müssten derweil um die 5-Prozent-Hürde zittern.
Mieten und Lebenshaltungskosten an der Spitze
Bei den grössten Sorgen der Stadtbevölkerung zeigt sich ein gewohnt klares Bild: Vier von fünf Befragten gaben Wohnen und Mieten als Problem an, 49 Prozent verwiesen auf die Lebenshaltungskosten (Mehrfachantworten waren möglich). Dahinter folgen die Themen Bauen, Verkehr und Umwelt. Zahlreiche Parteien versuchten zuletzt, die Sorgen der Bevölkerung aufzugreifen: So kommen im November mehrere Vorstösse zu den Krankenkassenprämien und zur Wohnkrise auf das Zürcher Stimmvolk zu.
Bei der Frage, welche Partei die Probleme lösen kann, zeigt sich jedoch ein überraschendes Bild. Zwar konnte die SP mit knapp 22 Prozent am meisten Stimmen auf sich vereinen. Fast 34 Prozent der Befragten trauen jedoch keiner Partei zu, die Wohnkrise zu lösen.
Das Vertrauen in die städtischen Parteien, die drängenden Probleme in den Griff zu bekommen, ist demnach ziemlich gering. Ebenfalls überraschend: Hinter der SP landet die SVP in der Umfrage mit 12,5 Prozent auf dem zweiten Platz. Grüne, FDP und GLP kommen nur auf einstellige Werte.
Die Einschätzung zu den Ergebnissen durch den Studienautor Oliver Strijbis liest du hier, den Kommentar von Chefredaktor Simon Jacoby liest du hier.
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Bachelorstudium in Germanistik und Philosophie an der Universität Zürich, Master in Kulturanalyse und Deutscher Literatur. Während des Masters Einstieg als Redaktionsmitglied in der Zürcher Studierendenzeitung mit Schwerpunkt auf kulturellen und kulturkritischen Themen. Nebenbei literaturkritische Schreiberfahrungen beim Schweizer Buchjahr. Nach dem Master Redaktor am Newsdesk von 20Minuten. Nach zweijährigem Ausflug nun als Redaktor zurück bei Tsüri.ch