Gemeinderat der Woche: Stephan Iten (SVP)

Stephan Iten wurde ursprünglich von einem Kollegen bei der SVP angemeldet und sitzt inzwischen seit fast neun Jahren für die Partei im Gemeinderat. Dort ist der 44-jährige Inhaber einer Werkzeugfirma einer der vehementesten Gegner des Parkplatzabbaus in der Stadt.

Stephan Iten, SVP
(Bild: Steffen Kolberg)

Nein, er habe nicht plötzlich sein grünes Herz entdeckt, lacht Stephan Iten, angesprochen auf die Motion von ihm und seinem ehemaligen Fraktionskollegen Bruno Wohler, die eine Entsiegelung des Sechseläutenplatzes fordert. Bereits 2012, als im Rahmen einer städtischen Weisung die Neugestaltung des Sechseläutenplatz diskutiert wurde, habe die SVP darauf hingewiesen, dass eine Versiegelung der bisherigen Wiese zu einer enormen Hitzeentwicklung führen werde. Damals sei eine neue Wiese aufgrund der Unterhaltskosten abgelehnt worden: «Inzwischen musste man aber schon zwei Millionen Franken investieren, um die paar Bäume, die dort gepflanzt wurden, am Leben zu erhalten.» Städtischer Raum und Verkehrspolitik sind die Hauptthemen des 44-Jährigen, er ist einer der vehementesten Gegner des Parkplatzabbaus im Rat. «Dass man allen Verkehrsträgern Platz zugestehen muss, hat niemand in Frage gestellt», meint er: «Auch die SVP nicht.» Man sei aber gegen den Abbau von Parkplätzen auf öffentlichem Grund, so lange auf privatem Grund keine neuen gebaut werden könnten: «Bei vielen alten Gebäuden ist es schlicht unmöglich, nachträglich Parkhäuser einzubauen.» Auf die Frage, ob er in seiner Minderheitsposition in über sechs Jahren in der Sachkommission Verkehrsdepartement auch Erfolge zu verbuchen habe, sagt er: «Ich glaube nicht.»

Bei anderen Themen gebe es durchaus Erfolge seinerseits, findet Iten: «Ich war durchaus stolz darauf, dass meine Motion für eine Abschaffung der Gebühren für Boulevardcafés während den zwei Corona-Jahren damals angenommen wurde. Da musste ich auch Mehrheiten auf der linken Ratsseite suchen. Das ist eine Sache, die allen zukommt und nicht nur einigen.» Eine andere Partei als die SVP sei für ihn nie in Frage gekommen, meint er: «Die SVP war immer der gleichen Meinung wie ich, beziehungsweise ich immer der gleichen wie sie.» Die Kombination von Unternehmertum und Lokalpolitik sei für ihn «perfekt», so der Inhaber einer Werkzeugfirma: «So kann ich mich für das lokale Gewerbe einsetzen.» Warum sind Sie Gemeinderat geworden? Sehr interessante Geschichte: Ich wurde durch einen Kollegen im Kleintierzucht- und Vogelschutzverein bei der SVP angemeldet. Daraufhin bekam ich vom damaligen Kreisparteitagspräsidenten Daniel Regli einen Anruf, die GV finde in ein paar Tagen statt, ob ich auch käme und mich vorstelle. Danach wurde ich als Listenfüller auf dem letzten Platz der Kantonsratsliste 2011 angefragt. Geht schnell, dachte ich mir und machte mit, klärte das mit meiner Partnerin ab und ging in den Wahlkampf. Ich gewann einen Platz. Nach den Wahlen wurde ich in den Vorstand der Kreispartei Zürich 11 aufgenommen, bekam für die Gemeinderatswahlen 2014 einen guten Listenplatz und wurde auf Anhieb gewählt. Da bin ich jetzt. Nachdem Mauro Tuena in den Nationalrat gewählt wurde, kam ich in die Fraktionsleitung und wurde kurz darauf sogar Vize-Fraktionschef. Inzwischen bin ich auch Präsident der Kreispartei Zürich 11 und erster Vizepräsident der SVP Stadt Zürich. Mit welche:r Ratskolleg:in der Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen? Ich war schon mit diversen Ratskollegen ein Bier trinken, meinen persönlichen guten Kollegen Patrick Hässig (GLP) besuchte ich sogar schon mal spontan bei Radio Energy auf einen Kaffee. Eigentlich würde ich viel lieber das Angebot von Markus Knauss (Grüne) annehmen: Beim Stadtratswahlkampf sagte er dem Tages-Anzeiger, er würde gerne mal mit mir ein Cordon Bleu essen gehen. Das würde mich zur Zeit mehr reizen als ein Bier. Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert? Ach, in bald zehn Jahren Gemeinderat gab es sehr viele Geschäfte, welche mich geärgert bis sehr geärgert haben. Ich kann mir gar nicht alle merken. Ich hatte kürzlich zwei Geschäfte, die mich sehr genervt haben. Zum einen habe ich mit einem GLPler einen Vorstoss eingereicht, die GLP hat diesen aber abgelehnt. Dann gab es den sogenannten Kompromissvorschlag von SP und GLP im Hinblick auf eine Aufstockung der Stadtpolizei. Dass die SVP hier mitgemacht hat, nehme ich auf meine Kappe, und dieser Fehler wird mir nie mehr passieren. Mitgemacht haben wir unter der Bedingung, dass im Rahmen des Zusatzkredits und des Budgets nicht mehr über die Polizeistellen diskutiert werde, und trotzdem wurden prompt beantragte Stellen wieder gekürzt.

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