Gemeinderat der Woche: Beat Oberholzer (GLP)

Der GLP-Gemeinderat Beat Oberholzer bezeichnet sich selbst als «Covid-Gewinner» und hat eigenen Aussagen zufolge mit fast allen seinen Ratskolleg:innen schon ein Bier getrunken. Als Stadtpolitiker mag er es konkret, als Energiepolitiker würde er gerne in den Kantonsrat.

beat oberholzer
(Bild: Ladina Cavelti)

Beat Oberholzer ist keiner, der sich zu sehr in den Vordergrund stellen möchte. In seinen dreieinhalb Jahren als Gemeinderat reichte er gerade einmal 16 Vorstösse ein. Es liege ihm am Herzen, dass seine Forderungen «Hand und Fuss» hätten, so der Grünliberale. Einfach mal drauflos machen, ist nicht seine Art: «Dabei kam sein Eintritt in das Stadtparlament einigermassen überraschend und so gar nicht geplant. «Ich bin ein Covid-Gewinner.» Seinem Vorgänger, Pirmin Meyer, wurde während der Pandemie die Koordination von Milizparlament, Beruf und Familie zu viel, weshalb er sein politisches Amt niederlegte. Oberholzer durfte nachrutschen.

Das war im Juni 2020. Seither setzt sich der 45-Jährige für die Anliegen der GLP ein: Unter anderem will er die Elektromobilität und erneuerbare Energien fördern. Dass ihm technische Themen liegen, hat auch mit seinem Beruf zu tun: Als Wirtschaftsinformatiker kennt er sich mit Maschinen und Innovationen aus. Sein Wissen helfe ihm, in der Sachkommission Tiefbau- und Entsorgungsdepartement und Departement der Industriellen Betriebe die richtigen Argumente zu finden, so Oberholzer. 

«Ich agiere lieber im Hintergrund.»

Beat Oberholzer

Vom Stadtrat wünsche er sich manchmal etwas mehr Mut, Neues auszuprobieren, auch mal von einem starren Plan abzusehen: «Wenn man an konservativen Ideen festhält, kommt man nicht weiter.» Es brauche einen gewissen Gestaltungsfreiraum, sagt Oberholzer. Auch für den Markt. Denn zwar seien Rahmenbedingungen wichtig, doch zu grosse Einschränkungen der Wirtschaft bremse die Entwicklung dieser Stadt. Aus diesem Grund ist nicht nur Zürich, sondern auch die GLP seine Wahlheimat.

Aufgewachsen ist Oberholzer im Grenzgebiet zwischen St. Gallen und Thurgau. Seinen Aussagen zufolge eine karge Gegend. Heute lebt er mit seiner Familie in einer Genossenschaftssiedlung am Friesenberg und setzt sich als dessen Präsident eigenhändig für das Weiterbestehen seines Zuhauses ein. Ihm gefalle das urbane Leben deutlich besser als seine alte Heimat: «Zürich hat eine hohe Lebensqualität.» Diese zu erhalten, sei das Mindeste, sie zu verbessern, sein übergeordnetes Ziel.

Dafür ist sich der Stadtpolitiker auch nicht zu schade, andere Meinungen anzuhören. Er treffe deshalb immer wieder Ratsmitglieder aus anderen Parteien zum Austausch. Eine Arbeit, die zwar weniger sichtbar, aber ebenso wichtig sei: «Ich agiere lieber im Hintergrund. Dort liegen mehr meine Stärken.» Die Rolle des polternden Politikers überlässt er lieber anderen.

Warum sind Sie Gemeinderat geworden? 

Politisch interessiert war ich schon früh, aktiv wurde ich allerdings erst im Jahr 2014, als die Schweizer Stimmbevölkerung die Masseneinwanderungsinitiative der SVP angenommen hat. Da wollte ich nicht mehr länger nur die Faust im Sack machen, sondern mich selbst in die Partei einbringen, die meine Werte am besten vertritt. Dass ich heute für sie im Gemeinderat politisiere, hat zwar auch mit meiner verpassten Wahl bei den Kantonsratswahlen vergangenen Februar zu tun, doch meine Enttäuschung hält sich in Grenzen. Im Stadtparlament kann man an sehr konkreten Forderungen feilen, das gefällt mir.

Mit welcher Ratskollegin oder welchem Ratskollegen der Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen? 

Es gibt wenig Gemeinderät:innen, mit welchen ich noch nie ein Bier trinken war. Deshalb würde ich an dieser Stelle lieber eine Stadträtin oder einen Stadtrat nennen. Am liebsten wäre mir natürlich die Präsidentin Corine Mauch. 

Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert?

Das war ein Vorstoss, der sich um ein Kunstwerk des Schweizer Künstlers Not Vital drehte. Die SVP und SP wollten den Betonklotz auf dem Turbinenplatz weg haben, worauf eine Debatte darüber geführt wurde, was Kunst sein soll und was nicht. Sofern ein Kunstwerk nicht in einem historischen Kontext problematisch ist, liegt es nicht am Gemeinderat, dies zu entscheiden.

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