Gemeinderätin der Woche: Monika Bätschmann (Grüne)

Gleichstellung war für Monika Bätschmann schon immer ein wichtiges Thema, für das sie sich auch in ihrer Partei einsetzt. Zu den Grünen gebracht hat sie allerdings das Reaktorunglück von Tschernobyl.

Monika Bätschmann, Grüne
(Quelle: Steffen Kolberg)

«Es braucht Ausdauer, Offenheit und viel Zeit zum Lesen, sich Gedanken machen, Fragen vorzubereiten», sagt Monika Bätschmann über ihre Arbeit als Mitglied der gemeinderätlichen Geschäftsprüfungskommission. Von Vorteil sei es, wenn ein wenig Erfahrung in den Abläufen des Gemeinderats und der Verwaltung vorhanden sei. Man müsse zudem die Bereitschaft mitbringen, sich in verschiedenste Themen einzuarbeiten.

Zum Beispiel in jenes der Forensik: In dieser Woche stellte Bätschmann dem Rat den Geschäftsbericht des Forensischen Instituts Zürich für 2022 vor. Die Mitglieder der Kommission hätten nach der Sitzung eine Führung durch das Institut erhalten, erzählt Bätschmann im Gespräch: «Es ist sehr spannend, was dort alles gemacht wird. Aber ganz so wie bei den Krimis im Fernsehen ist es nicht.»

Mit Forensik hat Bätschmann in ihrem Leben ausserhalb des Gemeinderats wenig zu tun, mit der städtischen Verwaltung schon eher. Ende der 90er-Jahre liess sich die heute 69-Jährige zur Sozialarbeiterin ausbilden und war bis zur Pensionierung in der Altersarbeit tätig. Zunächst arbeitete sie bei der gemeinnützigen Organisation Pro Senectute, dann leitete sie elf Jahre lang ein städtisches Alterszentrum. Zuvor war Bätschmann Rahmenvergolderin gewesen: «Ein wunderschöner Beruf», so die Stadtpolitikerin: «Aber mir war irgendwann wichtig, mit Menschen und für Menschen zu arbeiten, die nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens stehen.»

Bätschmann war bereits von 1993 bis 1998 im Zürcher Gemeinderat. 2018 kehrte sie zurück und ist seit 2022 zusammen mit Selina Walgis Präsidentin ihrer Fraktion. Es sei ihr wichtig gewesen, dass nach Markus Kunz zwei Frauen das Präsidium übernehmen, erklärt sie.«Ich bin schon seit meiner Kindheit Feministin. Ich habe nie verstanden, warum Mädchen weniger dürfen als Jungs oder Frauen weniger Rechte haben als Männer. Das hat mich mein ganzes Leben begleitet.»

Bätschmann war aktiv bei der pazifistischen Organisation Frauen für den Frieden. Innerhalb der Partei, aber auch privat setze sie sich seit langem für «Frauenthemen» ein. Dass Gleichstellung bei den Grünen eine grosse Rolle spielt, sei ihr wichtig gewesen, sagt sie. Doch ihre Entscheidung für die Partei fällte sie wie viele Grüne ihrer Generation nach Tschernobyl 1986. «Ich hatte drei Kinder und habe gemerkt, dass wir die Welt so nicht der nächsten Generation überlassen können.»

In der Anfangszeit der Partei habe man bei Standaktionen fast einen Helm anziehen müssen, weil die Leute so sauer auf die Grünen waren, lacht sie. Das habe sich stark verändert: «Wir haben heute mehr Mitglieder, werden wahrgenommen, sind als grüne Kraft akzeptiert und haben natürlich einiges erreicht. Und wir haben immer wieder gute Gespräche auf der Strasse, wenn wir Flyeraktionen machen.»

Warum sind Sie Gemeinderätin geworden?

Weil es für mich wichtig ist, nicht nur die Faust im Sack zu machen, sondern mitzuwirken und für die Bewohner:innen dieser Stadt dafür zu sorgen, dass wir eine wohnens- und lebenswerte Stadt für alle haben.

Mit welche:r Ratskolleg:in der Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen?

Mit Yasmine Bourgeois (FDP). Sie ist eine Frau, die klar für ihre Themen einsteht und verkörpert mit diesen im Gemeinderat etwas anderes als ich. Vielleicht würden wir uns aber auf ein anderes Getränk einigen können.

Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert?

Natürlich, dass die Grünen bei den Nationalratswahlen in diesem Jahr schlechter abgeschnitten haben und Daniel Leupi nicht als Ständerat gewählt wurde. Gefreut hat mich aber, dass Katharina Prelicz-Huber nach einer langen Zitterpartie doch wieder in den Nationalrat gewählt wurde.

Ohne deine Unterstützung geht es nicht

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Medien. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Mittlerweile sind 1500 Menschen dabei und ermöglichen damit den Tsüri-Blick aufs Geschehen in unserer Stadt. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 2000 – und mit deiner Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für Tsüri.ch und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 8 Franken bist du dabei!

Jetzt unterstützen!

Das könnte dich auch interessieren

Michael Schmid, Gemeinderat FDP
Gemeinderat der Woche

Michael Schmid: «Die Stadt kann es schneller und besser»

Bereits seit 2008 sitzt der Anwalt und ehemalige Mitarbeiter beim Gasindustrie-Verband Michael Schmid im Gemeinderat. Der Fraktionspräsident beschäftigt sich gerne mit den rechtlichen Grundlagen der politischen Arbeit und legt sich thematisch nicht fest.

Von Steffen Kolberg
Franken, Geld
Gemeinderats-Briefing

Die Stadt hat mehr Geld als gedacht – und niemand ist überrascht

Wieder einmal fällt die städtische Rechnung um mehrere hundert Millionen Franken besser aus, als budgetiert waren. Eine Überraschung ist das für niemanden, doch erstmals verweigert die FDP aus Protest ihre Zustimmung.

Von Steffen Kolberg
Enge - Stadtpolizei Zürich
Gemeinderats-Briefing

Gegen Racial Profiling wird es keine Polizeiquittungen geben

Die AL wollte mit Quittungen bei Personenkontrollen gegen Racial Profiling bei der Polizei vorgehen. Das Anliegen wurde zwar aus formellen Gründen fallengelassen. Die dazugehörige Rassismus-Debatte trug der Gemeinderat trotzdem aus.

Von Steffen Kolberg

Kommentare