Gemeinderätin der Woche: Monika Bätschmann (Grüne)
Gleichstellung war für Monika Bätschmann schon immer ein wichtiges Thema, für das sie sich auch in ihrer Partei einsetzt. Zu den Grünen gebracht hat sie allerdings das Reaktorunglück von Tschernobyl.
«Es braucht Ausdauer, Offenheit und viel Zeit zum Lesen, sich Gedanken machen, Fragen vorzubereiten», sagt Monika Bätschmann über ihre Arbeit als Mitglied der gemeinderätlichen Geschäftsprüfungskommission. Von Vorteil sei es, wenn ein wenig Erfahrung in den Abläufen des Gemeinderats und der Verwaltung vorhanden sei. Man müsse zudem die Bereitschaft mitbringen, sich in verschiedenste Themen einzuarbeiten.
Zum Beispiel in jenes der Forensik: In dieser Woche stellte Bätschmann dem Rat den Geschäftsbericht des Forensischen Instituts Zürich für 2022 vor. Die Mitglieder der Kommission hätten nach der Sitzung eine Führung durch das Institut erhalten, erzählt Bätschmann im Gespräch: «Es ist sehr spannend, was dort alles gemacht wird. Aber ganz so wie bei den Krimis im Fernsehen ist es nicht.»
Mit Forensik hat Bätschmann in ihrem Leben ausserhalb des Gemeinderats wenig zu tun, mit der städtischen Verwaltung schon eher. Ende der 90er-Jahre liess sich die heute 69-Jährige zur Sozialarbeiterin ausbilden und war bis zur Pensionierung in der Altersarbeit tätig. Zunächst arbeitete sie bei der gemeinnützigen Organisation Pro Senectute, dann leitete sie elf Jahre lang ein städtisches Alterszentrum. Zuvor war Bätschmann Rahmenvergolderin gewesen: «Ein wunderschöner Beruf», so die Stadtpolitikerin: «Aber mir war irgendwann wichtig, mit Menschen und für Menschen zu arbeiten, die nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens stehen.»
Bätschmann war bereits von 1993 bis 1998 im Zürcher Gemeinderat. 2018 kehrte sie zurück und ist seit 2022 zusammen mit Selina Walgis Präsidentin ihrer Fraktion. Es sei ihr wichtig gewesen, dass nach Markus Kunz zwei Frauen das Präsidium übernehmen, erklärt sie.«Ich bin schon seit meiner Kindheit Feministin. Ich habe nie verstanden, warum Mädchen weniger dürfen als Jungs oder Frauen weniger Rechte haben als Männer. Das hat mich mein ganzes Leben begleitet.»
Bätschmann war aktiv bei der pazifistischen Organisation Frauen für den Frieden. Innerhalb der Partei, aber auch privat setze sie sich seit langem für «Frauenthemen» ein. Dass Gleichstellung bei den Grünen eine grosse Rolle spielt, sei ihr wichtig gewesen, sagt sie. Doch ihre Entscheidung für die Partei fällte sie wie viele Grüne ihrer Generation nach Tschernobyl 1986. «Ich hatte drei Kinder und habe gemerkt, dass wir die Welt so nicht der nächsten Generation überlassen können.»
In der Anfangszeit der Partei habe man bei Standaktionen fast einen Helm anziehen müssen, weil die Leute so sauer auf die Grünen waren, lacht sie. Das habe sich stark verändert: «Wir haben heute mehr Mitglieder, werden wahrgenommen, sind als grüne Kraft akzeptiert und haben natürlich einiges erreicht. Und wir haben immer wieder gute Gespräche auf der Strasse, wenn wir Flyeraktionen machen.»
Warum sind Sie Gemeinderätin geworden?
Weil es für mich wichtig ist, nicht nur die Faust im Sack zu machen, sondern mitzuwirken und für die Bewohner:innen dieser Stadt dafür zu sorgen, dass wir eine wohnens- und lebenswerte Stadt für alle haben.
Mit welche:r Ratskolleg:in der Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen?
Mit Yasmine Bourgeois (FDP). Sie ist eine Frau, die klar für ihre Themen einsteht und verkörpert mit diesen im Gemeinderat etwas anderes als ich. Vielleicht würden wir uns aber auf ein anderes Getränk einigen können.
Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert?
Natürlich, dass die Grünen bei den Nationalratswahlen in diesem Jahr schlechter abgeschnitten haben und Daniel Leupi nicht als Ständerat gewählt wurde. Gefreut hat mich aber, dass Katharina Prelicz-Huber nach einer langen Zitterpartie doch wieder in den Nationalrat gewählt wurde.
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