Gemeinderätin der Woche: Liv Mahrer (SP)

Im linken Zürich im linken Gemeinderat zu sitzen sei alles andere als langweilig, findet Liv Mahrer. Die Pflegefachfrau ist Co-Präsidentin der Stadtzürcher SP. Dass sie heute auch im Gemeinderat sitzt, erstaunt nicht. Im Parlament sei sie quasi gross geworden, schon ihre Mutter war eine Zürcher Lokalpolitikerin.

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Liv Mahrer ist Pflegefachfrau, FCZ-Fan, Gemeinderätin und Co-Präsidentin der Stadtzürcher SP. (Bild: Lara Blatter)

In Zürich aufgewachsen, politisiert Liv Mahrer seit 2011 für die SP. Als sie den Entschied fällte, in die Politik zu gehen, seien auch andere linke Parteien zur Debatte gestanden. Doch als staatstragende Partei sei die SP neben der AL und den Grünen spannender gewesen. «Ich bin durch und durch Lokalpolitikerin», sagt sie. Im Dezember 2021 rutschte die 49-Jährige im Gemeinderat nach, als ihre Parteikollegin Christine Seidler aus dem Rat austrat. 

Mahrer absolvierte eine Lehre zur Buchhändlerin, ist FCZ-Fan und zweifache Mutter. Heute arbeitet sie als Pflegefachfrau im Kinderspital Zürich. Seit 2015 ist sie zudem Co-Präsidentin der Stadtzürcher SP. Zusammen mit dem 28-jährigen Oliver Heimgartner hat sie die Fäden der SP in der Hand. «Wir ergänzen uns perfekt und werden breit getragen innerhalb der Partei», sagt sie. Es sei ein bewusster Entscheid gewesen, das Präsidium mit zwei Generationen zu besetzen. Anfangs sei sie beispielsweise kritisch gegenüber dem Campaigning gewesen, jenem Wissen, das Heimgartner in die Partei brachte. Doch mittlerweile fände sie es spannend und habe gemerkt, wie wichtig es auch für eine SP sei, beispielsweise Daten von Wähler:innen zu sammeln.

Für eine linke Partei in einer linken Stadt im linken Gemeinderat zu sitzen, kann langweilig klingen. Sei es aber nicht. «Wir sind nicht auf Kompromisse angewiesen, das ist eine privilegierte Lage», sagt sie. Mahrer ist es wichtig, dass die SP trotzt ihrer Mehrheit in der Stadt nicht überheblich wirke. Aber auch umgekehrt, äussert sie den Wunsch, dass zugehört werde. «Bauen wir Parkplätze ab, dann geht es uns nicht darum, radikal zu sein. Es geht uns darum, mehr Platz für Bewohner:innen zu schaffen. Aber das wollen die Bürgerlichen nicht hören.» 

Als weiteres Beispiel bringt sie das Feuerwerksverbot vom vergangen Zürifäscht. Verbotspolitik sei nicht ihr Ziel, Zürich solle aber innovativ bleiben – und da könne man ja auch mal ein Feuerwerk infrage stellen. Ob die diesjährige Drohnenshow denn innovativ gewesen sei? Mahrer lacht. Es sei definitiv noch Luft nach oben. 

Warum sind Sie Gemeinderätin geworden? 

Ich bin sozusagen mit der Gemeinderatsfraktion gross geworden. Meine Mutter war 1978 bis 1988 im Gemeinderat. Als ich mich 2011 endlich dazu aufraffen konnte, ebenfalls der SP beizutreten, war es für mich relativ schnell klar, dass ich sehr gerne die Stadtzürcher:innen in unserem Parlament vertreten möchte. 

Mit welche:r Ratskolleg:in der Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen? 

Da ich grundsätzlich sehr gerne Menschen und ihre Geschichten habe, trinke ich gerne mit allen ein Bier. 

Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert?

Als SP-Politikerin bin ich im Rat ja sehr privilegiert. Und wenn wir mal eine Abstimmung verlieren, dann haben wir wenigstens im Vorfeld versucht, Mehrheiten zu bilden, haben darüber debattiert und unsere Anliegen platziert. Wenn ich etwas nennen muss, war es wohl der Üetlihof. Schade, konnten wir da keine Landreserven für die Zukunft gemeinnützig sichern.

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