Gemeinderätin der Woche: Claudia Rabelbauer (EVP)
Sie ist eine Pädagogin der Mitte. Als EVP-Gemeinderätin und Kita-Inhaberin beschäftigt Claudia Rabelbauer sich viel mit Baufragen, kennt den Fachkräftemangel und plädiert für mehr christliche Werte in der Politik.
Rabelbauer sitzt seit 2006 im Gemeinderat. Bei den Wahlen 2014 scheiterte der Einzug der EVP an der 5-Prozent-Hürde, so gab es auch in der Gemeinderätinnen-Karriere von Rabelbauer einen Unterbruch. 2018 gelang der Partei und so auch ihr das Comeback im Gemeinderat.
Eigentlich wollte sie damals in den Stadtrat einziehen. Erfolglos. Der Rücktritt des damaligen Schul- und Sportvorstehers Gerold Lauber habe sie zur Kandidatur bewogen. In der Pädagogik ist sie nämlich zuhause: Die 50-Jährige ist ausgebildete Lehrerin, war lange Schulleiterin und führt heute drei Kindertagesstätten in Zürich, Affoltern und Geroldswil.
Als Gemeinderätin ist sie heute in der Sachkommission Hochbaudepartement. Ein Departement, dem grosse Herausforderungen bevorstehen: «Die Wohnungsnot ist wohl eines jener Probleme, die uns in den nächsten Jahren noch stark beschäftigen werden.» Und auch in der Sachkommission hat sie die pädagogische Brille auf: «Als Kitaleiterin bin ich selbst immer wieder mit Baufragen konfrontiert. Wir haben bereits drei Kitas auf- oder umgebaut und so ist auch mein Interesse an Bauvorhaben geweckt worden.»
Spricht sie von «wir» ist oft ihr Mann damit gemeint. Gemeinsam sassen die beiden früher im Gemeinderat, führen die Kitas, haben eine Filmproduktionsfirma und beide wollten mal Stadträt:innen werden – er 2010, sie 2018. Die Aufgaben seien aber klar aufgeteilt. «In der Kita bin ich die CEO, während mein Mann beim Film mehr Verantwortung übernimmt», sagt sie. Zusammen haben sie bereits einige Kurzfilme realisiert und arbeiten derzeit an ihrem ersten Featurefilm.
«Das traditionelle Familienbild hat sich tatsächlich auch bei unseren Wähler:innen gewandelt.»
Claudia Rabelbauer über die Evangelische Volkspartei
Die kommunale Politik liegt ihr. Auch der Kantonsrat würde sie reizen, doch im urbanen Umfeld habe es die EVP nicht leicht. Darum will sie sich hier für ihre Partei stark machen. Rabelbauer hebt die religiösen Werte hervor, für die ihre Partei steht: «Die christlichen Werte geben mir vor allem eine Motivation und Orientierung. Wenn ich glaube, dass Gott die Welt geschaffen hat, dann stehe ich in der Pflicht, ihr Sorgen zu tragen, sowohl der Umwelt, als auch den Tieren. Wenn ich glaube, dass Gott alle Menschen liebt, dann engagiere ich mich für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit. Aus meiner Beziehung zu Jesus schöpfe ich Kraft, um mich für das Wohl anderer einzusetzen, zum Beispiel politisch.» Als Beispiel bringt sie Ladenöffnungszeiten an Sonntagen. Der heilige Tag soll weiterhin ein besonderer Tag sein, wo man Zeit für Familie und Freund:innen habe. Sie lehne daher erweiterte Ladenöffnungszeiten ab.
Dass die EVP für ein eher traditionelles Familienmodell steht und sie als Leiterin einer Krippe so einen modernen Flügel der Partei bildet, bestreitet sie. «Das traditionelle Familienbild hat sich tatsächlich auch bei unseren Wähler:innen gewandelt», so die Pädagogin der Mitte. Nur jene, die vier oder mehr Kinder hätten, blieben zu Hause. Alle anderen arbeiten heute meist Teilzeit.
Warum sind Sie Gemeinderätin geworden?
Wir haben in der Familie immer schon viel politisiert, mein Vater war Journalist und da kriegt man einiges mit. Auch mein Mann war politisch sehr engagiert, durch ihn kam ich zur EVP. Grundsätzlich begeistert mich unser politisches System mit der direkten Demokratie, der Mitsprache und dem Milizsystem. Das erfordert aber natürlich auch ein Engagement. Ich liebe die politische Vielfalt bei uns in der Schweiz und trage gerne zur differenzierten Meinungsbildung auch die Meinung der EVP bei.
Mit welche:r Ratskolleg:in der Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen?
Bis Ostern faste ich grad Alkohol, es müsste also ein alkoholfreies Bier sein. Gerne würde ich mit Karin Rykart ein Bier nehmen. Wir haben uns zur selben Zeit für den Stadtrat beworben. Mich würden ihre persönlichen Erfahrungen seither interessieren.
Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert?
Die Mehrheiten sind meist so klar, dass ich mich gar nicht zu ärgern brauche!