Fluchtmigration: 7 Gründe, warum du die Pitch-Night nicht verpassen solltest

Personen im Asylbereich wird die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in der Schweiz oft verwehrt. An der Pitch-Night erläutern sieben Referent:innen in je sieben Minuten ihre Perspektive auf das Thema Fluchtmigration. Hier kommen sieben Gründe, warum du den Anlass auf keinen Fall verpassen solltest.

Die letzte Pitch-Night fand zum Thema Arbeiten&lebenslanges Lernen statt.
Unsere letzte Pitch-Night fand zum Thema Arbeiten&lebenslanges Lernen statt. (Bild: Anna Shao)

1. Weil du erfahren willst, wie jede Woche 2000 Essenstaschen an Bedürftige verteilt werden

Mit 15 Jahren flüchtete Amine Diare Conde aus dem diktatorisch regierten Guinea und landete in Barcelona. Dort traf er auf einen Schweizer, der ihn nach Genf fuhr. Mittlerweile ist er einer der bekanntesten Asylbewerber in der Schweiz, wie SRF berichtet. Während der Coronazeit startete er die Aktion «Essen für alle»: An der autonomen Schule in Zürich verteilt er wöchentlich 2000 Essenstaschen. Ausserdem sammelte er zusammen mit einer Fundraiserin über eine Viertelmillion Franken Spendengelder. Die Hilfe geht an Sans Papiers, Obdachlose und einkommensschwache Menschen in Zürich. Seine Hilfe bleibt nicht unbemerkt: Die Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga lud ihn zur 1. Augustfeier auf das Rütli ein. An unserer Pitch-Night erzählt er von seiner Geschichte.

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Amine Diare Conde, Inhaber «Essen für Alle». (Bild: zvg)

2. Weil die Meinung eines ausgebildeten Heilpädagogens wichtig ist

Seit März 2024 ist Marco Camus der neue Direktor der Asyl-Organisation Zürich. Besonders im Umgang mit Jugendlichen bringe er viel Erfahrung mit, schreibt der Tagesanzeiger. Bis er das Direktorat bei der AOZ überahm, leitet er die Stiftung Ilgenhalde, eine Institution für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Ausserdem absolvierte er diverse Weiterbildungen im Management. Laut AOZ sind das die idealen Voraussetzungen für seine Position.

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Marco Camus, Direktor Asyl-Organisation Zürich. (Bild: zvg)

3. Weil du wissen willst, wie ein Fernsehsender in 17 Sprachen produziert

«Egal, was er schafft, er verfolgt damit ein Ziel: Brücken schlagen», schrieb die Filmzeitschrift ‹Filmbulletin›. Es geht dabei um Mark Bamidele Emmanuel, der 1999 als Asylsuchender aus Nigeria in die Schweiz kam. 2018 gründete er den Fernsehsender Diaspora-TV, der in 17 Sprachen Beiträge produziert und rund 100 Mitarbeitende beschäftigt. «Es nützt nichts, wenn die Behörden eine teure Aufklärungskampagne lancieren, die Botschaft aber nicht zu den Menschen kommt», sagt er gegenüber dem Filmbulletin. Deswegen richtet sich der Sender an migrantische Personen. Er möchte darüber informieren, was in der Schweiz läuft, welche Massnahmen der Bundesrat plant, wie man Arbeit findet oder wie man mit einem im Heimatland begonnenen Studium in der Schweiz weitermachen kann.

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Mark Bamidele Emmanuel, Gründer Diaspora-TV. (Bild: zvg)





4. Weil es wichtig ist, dass Frauen mit Migrationshintergrund zusammenhalten

Mit fünf Jahren kam Maryam Sediqi aus Afghanistan in die Schweiz. Sie studierte an der Hochschule Luzern und arbeitete bereits während ihres Studiums als Leiterin Projekt- und Partnermanagement in Zürich. Im Dezember 2021 gründete sie mit zwei anderen Frauen aus Afghanistan den Verein «Afghan Women Association Switzerland» (AWAS). Die Organisation unterstützt mit Projekten sowohl Frauen in Afghanistan als auch die Integration von Afghaninnen in der Schweiz. Seit 2023 ist sie zudem Mitglied der «Refugee Advisory Group» für das UNHCR, der hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen.

Maryam Sediqi
Maryam Sediqi, Gründerin «Afghan Women Association Switzerland». (Bild: zvg)

5. Weil eine Migrationsexpertin ihre Sicht teilt

Nina Hadorn ist Dozentin für Völker- und Europarecht mit Schwerpunkt Migrationsrecht an der ZHAW und Leiterin des Zentrums für Migrationsrecht- und forschung. Ihre rechtlichen Einschätzungen gab sie bereits gegenüber SRF bekannt. So auch über einen Vorstoss der SVP und FDP. Der Vorstoss verlangte, die neue Regelung für Frauen und Mädchen, die aus Afghanistan flüchten, rückgängig zu machen. Zuvor hatte der Bundesrat die Asylpraxis so verändert, dass die Frauen und Mädchen direkt als Geflüchtete anerkannt werden und enge Angehörige mitnehmen können, weil sie in ihrer Heimat systematisch verfolgt werden. Diese Regelung müsse umgesetzt werden, da die Gestaltung des Asylrechts einzig beim Bundesrat liege, erklärt die Migrationsexpertin. Was sie zum Thema Migration sonst noch zu sagen hat, erfährst du an der Pitch-Night. 

Nina Hadorn
Nina Hadorn, Migrationsrechtsexpertin. (Bild: zvg)

6. Weil Menschenrechte eine Aufgabe sind

«Menschenrechte sind nicht eine Gabe, sie sind eine Aufgabe», sagte Stefan Schlegel, der Direktor Schweizerische Menschenrechtsinstitution, in einem Interview von SMRI. Man habe Menschenrechte nicht einfach, weil sie einmal in einem juristischen Dokument festgehalten wurden. Man müsse sie laufend pflegen, laufend neu erringen. Das gilt auch für die Schweiz. Auch wenn es so scheint, als würde das Thema Menschenrechte in der Schweiz sowieso gelten, gebe es auch hier noch einige Defizite.

Bild: Christine Strub, ©christinestrub.ch
Stefan Schlegel, Direktor Schweizerische Menschenrechtsinstitution. (Bild: zvg)

7. Weil unabhängige Projekte wichtig sind

Die Autonome Schule ist ein unabhängiges Projekt, das sich aus Menschen mit oder ohne Aufenthaltsbuchstaben zusammensetzt und Sprachkurse, Computerkurse oder auch Yoga anbietet. Die von Freiwilligen organisierte Schule macht jedoch noch ganz viel mehr, als nur typischen Schulunterricht. Theaterstücke, Lesungen, Ausstellungen, Konzerte und sogar eine eigene Zeitung sind vielfältige Projekte, die die Entwicklung zu einem selbständigen Handeln und Denken fördern sollen. So auch das kritische Verständnis über verschiedene Bereiche der gesellschaftlichen Verhältnisse.

Autonome Schule Zürich (Foto_ Seraina Manser)
Die Autonome Schule bietet Sprachkurse, Computerkurse oder Yoga an. (Bild: Seraina Manser )
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