Zürcher Gemeinderat entzieht FIFA die Unterstützung

Der Weltfussballverband FIFA könnte Zürich verlassen. Dagegen soll sich die Stadt wehren, fordert die SVP. Zum Leidwesen der Mehrheit im Zürcher Parlament.

FIFA Hauptsitz in Zürich
Die Fahnen wehen vor dem Hauptsitz in Zürich – wie lange noch? (Bild: Wikimedia/albinfo, CC BY-SA 4.0)

Die SVP fordert mit einem Postulat, dass der Stadtrat sich stärker um den Verbleib der FIFA in Zürich bemühen soll. Hintergrund ist die Entscheidung des Weltfussballverbandes, eine Statutenänderung vorzunehmen, die den Hauptsitz nicht mehr an die Stadt bindet. Die FIFA könnte also Zürich verlassen. Für Samuel Balsiger (SVP) ein Schreckensszenario: «Die FIFA hat internationale Ausstrahlung. Wenn wir wollen, dass sie bleibt, muss die Stadt handeln und die Bedürfnisse des Verbands abholen.»

«Menschenrechtsverletzungen, Korruption, Gleichstellungsprobleme – ein Verein mit dieser Bilanz bringt kein gutes Image für Zürich.»

Moritz Bögli, AL

Doch es hagelte Kritik. Moritz Bögli von der AL witterte Ironie: «Die SVP will plötzlich die FIFA verteidigen – dieselbe Partei, die die Frauen-EM in Zürich abgelehnt hat!» Für ihn ist klar, dass die FIFA kein Aushängeschild sei: «Menschenrechtsverletzungen, Korruption, Gleichstellungsprobleme – ein Verein mit dieser Bilanz bringt kein gutes Image für Zürich.» Auch Christine Huber (GLP) ist gegen das Postulat: «Die Stadt muss sich nicht bei der FIFA einschleimen. Andere Privatunternehmen kriegen so etwas auch nicht.»

Auf der anderen Seite mahnen Flurin Capaul (FDP) und Roger Föhn (Mitte/EVP) zur Besonnenheit. Capaul sieht durchaus positive Seiten: «Es gibt Vorgänge bei der FIFA, die wir komisch finden. Aber sie leistet auch viel für den Fussball.» Föhn hebt die wirtschaftlichen Vorteile hervor: «Die FIFA bringt Einnahmen und fördert den Sport.»

Letztlich fand das Postulat keine Mehrheit und wurde gegen die Stimmen der SVP, FDP und Mitte/EVP abgelehnt. Die FIFA geniesst im Stadtparlament also keinen grossen Rückhalt.

Wie viele Arbeitsplätze pro Person?

Das Stadtparlament hat ein Postulat der Fraktionen GLP, SP und SVP angenommen. Der Stadtrat wird damit beauftragt, einen Bericht zu erstellen, der das Verhältnis zwischen Arbeitsplätzen und Einwohner:innen untersucht. Ziel ist es, eine polyzentrische Stadtentwicklung zu fördern.

Damit soll verhindert werden, dass beispielsweise die Menschen im Osten schlafen und im Westen arbeiten. Solche Pendlerströme wären nur schwer zu bewältigen. Eine Stadt der kurzen Wege wird von Fachkreisen befürwortet. Doch die Frage, auf wie viele Menschen wie viele Arbeitsplätze kommen sollen, ist für Zürich noch nicht beantwortet.

«Zürich soll kein mittelalterliches Pantoffeldörfchen werden.»

Përparim Avdili, FDP

«Wandel und Wachstum müssen im Gleichgewicht bleiben», erklärte Ann-Catherine Nabholz (GLP). Ihre Fraktion betont, dass der Fokus nicht allein auf dem Wohnraum liegen dürfe. Auch Arbeitsplätze müssten strategisch eingeplant werden, um Verkehr und Dichtestress zu vermeiden. Hier zeigt sich die Vision einer dezentral organisierten Stadt, in der sich Leben und Arbeit besser miteinander verbinden lassen.

Anders sieht das FDP-Parteipräsident Përparim Avdili: «Zürich soll kein mittelalterliches Pantoffeldörfchen werden.» Für ihn sind die aktuellen Herausforderungen wie steigende Mieten und dichter Verkehr weniger ein Planungsproblem, sondern eine Folge des Wohlstands. Er spricht sich gegen jede Regulierung aus, die die Freiheit der Menschen einschränken könnte, dort zu wohnen, wo sie möchten.

Währenddessen warnt die SP davor, wirtschaftliche Interessen über alles zu stellen. «Arbeitsplätze ohne städtebauliche Planung zu fördern, ist verantwortungslos», kritisierte Marco Denoth. Es brauche klare Vorgaben und einen ganzheitlichen Plan, der auch die Bedürfnisse des Wohnens und des Verkehrs berücksichtigt.

Trotz der Ablehnung durch die FDP hat das Postulat eine Mehrheit gefunden. Nun liegt es am Stadtrat, die offenen Fragen zu klären und ein ideales Verhältnis zwischen Arbeitsplätzen und Bevölkerung zu benennen.

Weitere Themen der Woche:

  • Schauplatz Brunngasse wird langfristig gesichert: Von Stadtrat bis Gemeinderat waren sich gestern alle einig, dass der Schauplatz Brunngasse dauerhaft gesichert wird. Deshalb werden die jährlichen Beiträge für die nächsten Jahre um 40’000 auf 190’000 Franken erhöht. In der Wohnung sind mittelalterliche Gemälde einer jüdischen Familie zu sehen, welche Opfer des Pogroms im 14. Jahrhundert wurden. Auslöser dieser langfristigen Sicherstellung war eine Motion von Walter Angst (AL) und Jehuda Spielman (FDP). Für letzteren hat dieses Geschäft eine persönliche Bedeutung: «Mein Ururgrossvater war einer der ersten jüdischen Menschen, die sich fünfhundert Jahre nach diesem Pogrom in Zürich niederlassen durfte.»
  • Streit um Kunsthaus-Subventionen: Im Zürcher Gemeinderat tobte eine Debatte über die städtischen Subventionen für das Kunsthaus. Die SVP fordert, diese wegen Schulden von 4,5 Millionen Franken und Missmanagement neu zu prüfen​. Samuel Balsiger (SVP) sieht die Lösung in höheren Ticketpreisen und Gehaltskürzungen für die Führung. Leah Heuri (SP) warnt hingegen vor den Folgen: «Ohne Subventionen würde der kulturelle Diskurs Zürichs verarmen.» Auch Yasmine Bourgeois (FDP) kritisiert die Stadt: «Warum hat niemand im Vorstand kritisch hingeschaut?» Trotz Kritik von allen Seiten wurde das Postulat gegen die Stimmen von SVP und Teilen der GLP abgelehnt.

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare