Gemeinderat der Woche: Andreas Egli (FDP)
Andreas Egli stellt sich gegen Parkplatzabbau und vor die Polizei. Damit geht er immer wieder auf Konfrontationskurs mit der Sicherheits- und Verkehrspolitik der linksgrünen Mehrheit in Stadt- und Gemeinderat.
Andreas Egli erscheint zum Gespräch auf seinem Weg in die Velokommission. «Werde mit der Vespa fahren», teilt er vorgängig sicherheitshalber mit, um ein Bild des FDPlers auf einem Velo gar nicht erst aufkommen zu lassen. Die Velokommission, so erklärt er später, ist ein Gremium, das der Stadtrat zur Beratung des weiteren velopolitischen Vorgehens eingesetzt hat. Sie vereine Mobilitätsexpert:innen jeglicher politischer Couleur.
Vespafahrer Egli gehört zu denjenigen, die dem bisherigen Vorgehen von Stadträtin Simone Brander (SP) besonders kritisch gegenüberstehen. Das heutige Nebeneinander verschiedener Formen von Velorouten und unterschiedlicher Markierungen bezeichnet er als Ausdruck einer «hilflosen» Velopolitik: «Man hat die Prioritäten falsch gesetzt, denn die neuralgischen Kreuzungen bleiben ein Problem.»
Egli betont, dass es ihm beim Verkehr um ein Miteinander statt Gegeneinander gehe. Den Kahlschlag bei den Parkplätzen auf Velovorzugsrouten bezeichnet er als «Proforma-Massnahme», die zulasten des Autos gehe und auch dann vorgenommen werde, wenn es den Velos gar nichts bringe.
In Höngg, wo der 55-Jährige wohnt und auch im Vorstand des Quartiervereins aktiv ist, ist der fast vollständige Abbau von Parkplätzen auf der geplanten Vorzugsroute Ackersteinstrasse seiner Meinung nach völlig unnötig: «Da kommt man jetzt problemlos mit dem Velo durch, wir hatten dort noch nie einen Unfall.» Das Verkehrsaufkommen habe sich auf der Strasse allerdings erhöht, seit auf der Höngger- und Limmattalstrasse Tempo 30 eingeführt wurde. Um auf dieser Hauptverkehrsachse nicht hinter Trams herschleichen zu müssen, wichen einige Autofahrer:innen jetzt auf die Nebenstrecke Ackersteinstrasse aus.
Neben dem Verkehr kümmert sich Egli im Parlament hauptsächlich um Sicherheits- und Polizeifragen. Knapp zwei Jahre nach seiner Wahl in den Gemeinderat 2014 wechselte er von der Sozial- in die Sicherheits- und Verkehrskommission, der er bis heute treu geblieben ist.
Der Rechtsanwalt stellt sich demonstrativ vor die Polizei und gegen das laut ihm «aggressive, feindselige Umfeld» in der Zürcher Politik und Bevölkerung. So wird es in einer Interpellation formuliert, die Egli zusammen mit seinem ehemaligen Fraktionskollegen und jetzigen Kantonsrat Claudio Zihlmann eingereicht hat und deren Beantwortung durch den Stadtrat in dieser Woche im Rat diskutiert wurde. Darin fragen Zihlmann und Egli nach der Fluktuation im Polizeikorps, dem Stand der Absenzen und Massnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Berufs.
Dass der Stadtrat erklärt, nicht ein «aggressives» oder «feindliches» Umfeld führe primär zu vermehrten Kündigungen, sondern vor allem Einsätze in der Freizeit, lässt Egli nicht gelten. «Der Stadtrat bekommt das zu hören, was die Polizei offiziell sagt», meint er. «Das ist das, was die Leute beim Abgang gegenüber ihren Vorgesetzten erklären. Dass es politisch bedingt ist, sagen sie eher ihren Kolleg:innen im Zwiegespräch.»
Das politische Klima sorge dafür, dass selbst erfahrene Polizist:innen das Korps verlassen, ist Egli überzeugt: «Wenn man jede zweite Woche ein Bashing bekommt von einem grossen Teil der politisch Verantwortlichen, dann fragt man sich irgendwann, ob man als Kommandant weiter den Kopf hinhalten will. Und die Antwort ist bei einigen halt Nein.»
Der Liberale zielt damit auf die aus seiner Sicht teils geradezu polizeifeindlichen Fraktionserklärungen zur Polizeiarbeit von linker Ratsseite. Dass sich die grüne Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart vor zwei Wochen beim Thema Racial Profiling vor die Polizei und gegen die linksgrünen Fraktionen gestellt hatte (wir berichteten), war seiner Ansicht nach zwingend notwendig: «Ich glaube, das war sehr wichtig für die Polizei.»
Egli ist seit 20 Jahren Mitglied der FDP. «Wäre es nach meinen Eltern gegangen, wäre ich Lehrer geworden», erzählt der geborene Horgener. Er liess sich jedoch zunächst zum Militärfallschirmspringer ausbilden, begann ein Geschichtsstudium und stieg später auf Jus um. Seit 2000 beschäftigt er sich als Rechtsanwalt im Bereich des Familienrechts. Das finde er spannend, sagt er: «Denn da ist man nah dran an den Reibungsflächen der Gesellschaft.»
Warum sind Sie Gemeinderat geworden?
Ich habe seit 2007 den unerledigten Task «Weltherrschaft übernehmen» in meiner Outlookagenda – man muss ja mal klein anfangen.
Mit welche:r Ratskolleg:in der Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen?
Mit Karen Hug von der AL. Mit Quartiervereinsvertretenden – sie ist ad-interim Präsidentin des Quartierverein Hirslanden – lassen sich bei einem Bier Gemeinsamkeiten finden.
Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert? Das Nein von Links-Grün bis und mit GLP zu einer notwendigen und genügenden Aufstockung des Personals bei der Stadtpolizei – für mich unverständlich.