Ursina Merkler: «Mein stärkster politischer Antrieb ist das Streben nach Gerechtigkeit» - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Von Steffen Kolberg

Redaktor

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8. September 2023 um 05:00

Gemeinderätin der Woche: Ursina Merkler (SP)

Ursina Merkler hat sich im Gemeinderat bisher vor allem mit der Elektrizitäts-Infrastruktur befasst. Die Ingenieurin der Systemtechnik beschäftigen aber auch Fragen der Gleichstellung, der sozialen Gerechtigkeit sowie des Kampfs gegen Diskriminierung.

Ursina Merkler, SP

(Foto: Elio Donauer)

«Wir müssen weiterhin darauf schauen, dass es vorwärts geht», sagt Ursina Merkler über den Ausbau der Netzinfrastruktur in Zürich. Der Stadtrat hat einen Bericht zum Ausbau des Elektrizitätsnetzes vorgelegt, den Vertreter:innen der FDP im Lichte neuer Herausforderungen wie beschleunigtem Wärmepumpen- und Photovoltaikausbau sowie der Zunahme der Elektromobilität gefordert hatten. Der Tenor darin: Wir sind auf einem guten Weg.

Merkler reicht das nicht. Sie hat zusammen mit Beat Oberholzer (GLP) nicht nur ein Postulat für einen zweiten Bericht im Jahr 2026 eingereicht. Mit einem zweiten Postulat fordern die beiden den Stadtrat ausserdem auf zu prüfen, ob anstelle des von den EWZ vorgesehenen Smart-Meter-Produkts, welches Nutzungsdaten nicht in Echtzeit zur Verfügung stellt, auch ein System in Frage kommt, mit welchem Verbraucher:innen ihre Nutzungsdaten in Echtzeit überwachen und ihren Verbrauch entsprechend anpassen können. Eine grosse Hilfe, um energieeffizient zu haushalten, findet Merkler. Ausser der AL, der SVP und vereinzelten Grünen fand das auch der Rest des Rats.

Die 43-Jährige ist in dem Themenfeld zuhause. Als Ingenieurin der Systemtechnik habe sie Karriere in der Softwareberatung gemacht, berichtet sie: «Mein Schwerpunkt ist Digitalisierung.» Als Frau sei man in dem Bereich eher die Ausnahme, es handle sich auch weiterhin um eine Männerdomäne. Offenbar sei es eine Herausforderung für die Unternehmen, ausreichend Frauen mit entsprechendem Know-How und Erfahrung zu finden. Sie selbst arbeite jedoch gerne mit Männern zusammen und habe sich von ihren männlichen Kollegen in der Regel auch unterstützt gefühlt.

Gleichwohl ist die Gleichstellung der Geschlechter ihr ein wichtiges politisches Anliegen, genauso wie soziale Gerechtigkeit und der Kampf gegen Diskriminierung. Ungerechtigkeiten hätten sie schon immer gestört, weshalb sie ihr politisches Engagement als Möglichkeit wahrnehme, «unsere Stadt ein kleines bisschen gerechter zu machen».

In der nächsten Zeit wolle sie sich als Mitglied der Sachkommission Tiefbau- und Entsorgungsdepartement sowie Departement der Industriellen Betriebe aber vor allem damit befassen, wie Zürich sein Netto-Null-Ziel erreichen kann. Beispielsweise mit dem Ausbau erneuerbarer Energiequellen, neuen Standards zum nachhaltigen Bauen sowie mehr Grünraum in der Stadt.

Warum sind Sie Gemeinderätin geworden?

Schon seit bald zehn Jahren engagiere ich mich in der SP, unter anderem im Vorstand der SP-Sektion in meinem Wohnkreis 11, aber auch in der Kantonalpartei. Es war daher naheliegend, dass ich eines Tages entweder im Gemeinderat oder im Kantonsrat sitzen würde. Mein stärkster politischer Antrieb ist das Streben nach Gerechtigkeit und mehr Gleichstellung. Dass Frauen auch in der heutigen Zeit weniger Lohn erhalten, den grössten Teil der unbezahlten Arbeit verrichten, in ihrer Karriere weniger unterstützt werden und tiefere Renten ausbezahlt bekommen, stört mich dabei persönlich besonders. Generell störe ich mich aber an jeder Form von Diskriminierung, sei es aufgrund der Herkunft, der Ethnizität, Religion oder anderer Merkmale.

Mit welche:r Ratskolleg:in der Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen?

Ich bin offen für ein Gespräch mit jede:r Ratskolleg:in, sei es bei Bier, Wein oder einem anderen Getränk. Besonders interessant fände ich ein Gespräch mit eine:r bürgerlichen Politiker:in, die:der kein:e typische:r Repräsentant:in ihrer:seiner Partei ist, sondern mit ihren:seinen Meinungen öfters ausschert oder andere Themen auf den Tisch bringt, als die, welche die Fraktion üblicherweise beschäftigen. Mich interessiert dabei vor allem der Balance-Akt zwischen der persönlichen Haltung und der Stossrichtungen der Fraktion.

Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert?

Ich pflege mich möglichst nicht über Dinge zu ärgern, die ich nicht mehr ändern kann. Nach jeder wichtigen Abstimmung kommt irgendwann wieder eine andere wichtige Abstimmung und die verläuft dann hoffentlich eher so, wie ich es möchte. Mehr als Abstimmungsresultate, die von meiner Meinung abweichen stört mich, dass es nicht mehr Abstimmungen gibt, bei denen ich den Eindruck habe, dass sie eine wirklich grosse, richtungsweisende Änderung bewirken können. Der Rahmen, innerhalb dessen wir im Gemeinderat zu entscheiden haben, ist halt relativ eng gefasst.

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