«Kein Autoverbot» – neue Initiative fordert Verkehrswende

Die am Mittwoch lancierte Verkehrswende-Initiative will das Stadtgebiet möglichst autofrei gestalten. Hinter der Initiative steht ein Komitee aus Lokalpolitiker:innen, Gewerbevertreter:innen, Velo- und Klima-Aktivist:innen und Kulturschaffenden.

d48da036-5d45-44a1-9191-2954276dbd5b
Um die Stadt sicherer und klimafreundlicher zu machen, will die Initiative den Verkehr entwirren. (Bild: Unsplash/Teo Zac)

Schon am 1. Mai soll es losgehen mit der Stimmensammlung für die Verkehrswende-Initiative. Diese setzt sich zum Ziel, Lebensqualität und Sicherheit in der Stadt zu erhöhen und den städtischen Verkehr zu entwirren. «Bei der Initiative handelt es sich um eine allgemeine Anregung. Die Stadt Zürich soll das Ziel, möglichst grossflächig autofrei zu werden, verankern und aktiv verfolgen», erklärt Sonja Roth, Velo-Aktivistin und Mitglied des Initiativkomitees.

Von den Forderungen des Komitees ausgeschlossen bleibt der «nicht vermeidbare Verkehr». So sollen das Gewerbe, der ÖV, die Blaulichtorganisationen, Nachtarbeiter:innen und Menschen mit Mobilitätseinschränkung weiterhin auf Motorfahrzeuge setzen können. 

«Es geht nicht um ein Autoverbot» 

Nach dem letztjährigen Nein an der Urne zum nationalen Autobahnausbau und dem Ja zur Stadtklima-Initiative sei es das Ziel des Komitees, «einen Schritt weiterzugehen, die Verkehrswende anzustossen und anzufangen, Mobilität in der Stadt anders zu denken.» Dabei betont Roth, dass die Initiative nicht von einer Partei, sondern von einem «bunt zusammengewürfelten Verkehrskomitee» ins Leben gerufen wurde. 

So sind neben politischen Vertreter:innen aus dem links-grünen Lager auch Vertreter:innen des Gewerbes und Velo-Aktivist:innen dabei, ebenso wie der Verkehrswissenschaftler Thomas Hug und stadtbekannte Gesichter wie Rapperin Big Zis und Polit-Influencer Flavien Gousset. «Wir alle haben die Vision einer lebenswerten und sicheren Stadt ohne viel Lärm, in der Menschen langfristig gesund leben können», fasst Roth zusammen. 

Ziel des Komitees sei es gewesen, umsetzbare Forderungen zu stellen und einen grossen Teil der Stadtbevölkerung anzusprechen: «Die Stadt soll den Auftrag bekommen, zu prüfen, wo es überhaupt möglich ist, autofreie Zonen einzurichten. Dabei geht es nicht um ein Autoverbot, sondern um die Frage, wo es die Autos gar nicht zwingend braucht.»

Insbesondere Plätze und Quartierstrassen, in denen es täglich zu Ausweichverkehr kommt, liessen sich viel besser nutzen. «Auch kleine Geschäfte und die Gastronomie profitieren, wenn Orte geschaffen werden, an denen der Lärm abnimmt und es Platz für Fussgänger:innen und zum Verweilen gibt», argumentiert Roth. 

Gewerbevertreter:innen stützen die Initiative 

Einer der Gewerbevertreter:innen im Komitee ist Roland Rüegsegger vom Getränkelieferanten Intercomestibles. Für ihn ist klar: «Es braucht Reduktion und Entflechtung.» Der grosse Mix an Verkehrsteilnehmenden auf engem Raum berge ein hohes Gefahrenpotential für ihr Gewerbe und mache den Job für ihre Fahrer:innen schwer. Deshalb sei es massgeblich, unnötigen Verkehr zu reduzieren – «und das ist aus unserer Sicht vor allem der motorisierte Individualverkehr». 

Zugleich betont Rüegsegger, auch das Gewerbe müsse seinen Teil beitragen und die eigene Mobilität überdenken. Bei Intercomestibles sei man dabei, vermehrt Elektroautos einzusetzen, auch der Einsatz von Lasten-Velos würde diskutiert. Politisch gehe es bei der Initiative darum, Druck zu machen und zu sagen: «Wir wollen eine lebenswerte Stadt, in der die Versorgung gewährleistet ist.» Daher versteht Rüegsegger den Vorstoss als «Lebensqualitätsinitiative».

Am 28. April um 17 Uhr wird die Initiative am – autofreien – Röntgenplatz offiziell lanciert. Das Komitee wird die Initiative vorstellen und Anliegen aus der Bevölkerung und dem Gewerbe aufnehmen. Ausserdem werden verschiedene Redner:innen auftreten. Am 1. Mai beginnt die Unterschriftensammlung. «Wir sind zuversichtlich, dass wir die Unterschriften schnell zusammen haben, da wir die Bedürfnisse eines grossen Teils der Bevölkerung abdecken», so Roth. 

Noch im Jahr 2020 war die von der Juso lancierte Initiative «Züri autofrei» am Bundesgericht gescheitert. Dieses hatte die Initiative aufgrund formeller Fragen für ungültig erklärt.

Ohne deine Unterstützung geht es nicht

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Medien. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Mittlerweile sind 2000 Menschen dabei und ermöglichen damit den Tsüri-Blick aufs Geschehen in unserer Stadt. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 2500 – und mit deiner Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für Tsüri.ch und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 8 Franken bist du dabei! Natürlich jederzeit kündbar!

Jetzt unterstützen!
tracking pixel

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Än besorgte CH Bürger
23. April 2025 um 23:09

Arms Züri

Züri wird all Tag dümmeri forderige gstellt,machet doch än Deckel über euch inne... Nur scho was Wohnigspriese a goht lässt Grüssen,da söllets mal luege,aber nei Stadt will ja das mit Stürgälder unterstütze, für ärmeri Mänsche,und so no witter Priese i höhchi drugge.Züri isch eifach grossrühmig um zfahre,und sinni Sache dänge über dy Stadt... Leerkündigungen,Laubblässer,Spurabbau,30 Zone,Hardtturmstadion,Parkplatz Abbau,usw... Weg mit sonnere Regierung wo nur sinn viel zhöche Lohn immer meh a hebet,guet Nacht mit däre Stadt...

Stop it
24. April 2025 um 06:48

Stop it

🧐👎

Markus
24. April 2025 um 11:00

Schade, aber leider nötig

Wenn ich den Hass der Autofahrenden gegenüber dem Langsamverkehr und den Zufussgehenden sehe, gibt es leider langfristig keine andere Alternative. Nur schon ab und zu eine Geschwindigkeitskontrolle der Polizei oder mal schauen ob den Fussgänger*innen wirklich der Vortritt gewährt wird. Oder eine Umsetzung eines Veloweges die dem Namen gerecht wird. Aber dann gibt es halt Initiative um Initiative bis alles festgeschrieben und reglementiert ist. Schade, dass die grüne Polizeivorsteherin und Simone Brander solche Fehlbesetzungen sind, aber immer mit dem Velo die Werbetrommel gerührt haben.

Walter
24. April 2025 um 11:38

Schuss ins Knie

Wenn es so weiter geht, dann sind ihr Linke und Grüne irgendwann allein und ohne große Steuerzahler in Zürich. Das Ziel ist dann erreicht aber die Stadt ist Bankrott und das grosse Jammern geht weiter.

John
25. April 2025 um 05:40

Vonwegen „bunt gemischt“

Gwnau gar nöd sind die bunt gmischt, dass isch reini augewüscherei zum einzelni Stimme gwünne usserhalb vom radikal linke lager. Ich hoffe sehr das das ganze nöd durechunnt.

Hans
27. April 2025 um 10:00

Mehr Lebensqualität rund um Bürkliplatz und Bellevue

Könnte man nicht wenigstens die Strassen rund um den Bürkliplatz autofrei machen oder zumindest so einschränken, dass nicht rund um die Uhr nur Showfahrer mit ihren lauten Autos ihre Runden drehen? Jedes Mal, wenn ich dort vorbeigehe, finde ich es einfach nur lächerlich. Es braucht kein generelles Verbot, aber gezielte Massnahmen gegen dieses Auto-Posieren wären sinnvoll. Auch entlang des Sees beim Bellevue: Die Gegend könnte so schön und entspannt sein, stattdessen wird sie von einem Wettbewerb um den protzigsten Wagen dominiert.

Ein Arbeiter
29. April 2025 um 01:36

Ich bin Ausländer aber wenn ich wählen könnte dann würde ich absolut die SVP nehmen, denn diese Politik in Zürich geht gar nicht!!