Zentralwäscherei könnte bis 2035 bleiben – aber mit neuen Spielregeln
Erleichterung in der Zentralwäscherei: Der Verein darf den Betrieb mindestens noch ein Jahr weiterführen, eine Verlängerung bis 2035 ist wahrscheinlich. Jedoch werden künftig strengere Regeln für politische Events gelten.
Die Zwischennutzung Zentralwäscherei darf bleiben – und das womöglich sogar bis ins Jahr 2035. Insbesondere der Verein Zentralwäscherei atmete nach der Bekanntgabe durch die Stadt vergangene Woche auf. Denn nach Kontroversen um politische Veranstaltungen war die Zukunft bis zuletzt unklar gewesen.
Vorerst sicher ist, dass der Verein ein weiteres Jahr bleiben darf. Auf Anfrage stellt der städtische Mediensprecher Kornel Ringli jedoch klar: «Der Stadtrat hat die Absicht, die Verträge mit allen bestehenden Mieterschaften zu verlängern – auch jenen des Vereins Zentralwäscherei.»
Das Areal dürfte noch lange als Zwischennutzung dienen, denn die städtische Planung für das Josef-Areal, auf dem sich die Zentralwäscherei befindet, verzögert sich gemäss der Mitteilung der Stadt «mindestens bis 2035». Grund dafür ist unter anderem eine Motion des Gemeinderats, die zusätzliche gemeinnützige Wohnungen, mehr Gewerbeflächen und Grünräume fordert. Bislang waren ein Hallenbad, ein Werkhof, ein Gesundheitszentrum fürs Alter und Alterswohnungen angedacht.
«Wir wollen Energie für die nächste Saison schöpfen»
Für den Verein kommt die Verlängerung in letzter Sekunde, denn Ende November wäre der Vertrag ausgelaufen. Vereinsmitglied Julian (Name geändert) berichtet von einer grossen Erleichterung über den positiven Entscheid. Zugleich stellt er klar: «Die Nachricht ist nicht wirklich rechtzeitig gekommen.» Man sei jedoch davon ausgegangen, dass es klappen würde und habe deshalb bis zuletzt keine Stellen abgebaut. «Ab Januar werden wir uns neu sortieren und Energie für die nächste Saison schöpfen», sagt er. Denn der Druck, der die letzten Monate auf dem Verein gelastet habe, sei noch immer zu spüren.
Über die Verlängerung der Zwischennutzung wird Ende 2026 auch das Stimmvolk entscheiden. Für den Fortbestand der Zwischennutzung soll dieses Mittel in Höhe von 27,5 Millionen Franken absegnen.
Auch der Verein Zentralwäscherei wolle einen Teil zu der Kampagne vor der Volksabstimmung beitragen, sagt Julian. «Wir sind jedoch zuversichtlich, dass die Zürcher Bevölkerung der Zentralwäscherei positiv gesinnt ist und der Verein auch über 2026 hinaus bleiben kann.»
ZW hat sich «als Treffpunkt für junge Erwachsene etabliert»
Wie bisher wird die Stadt dem Verein auch für das Jahr 2026 die Miete erlassen. Dazu kommt ein Betriebsbeitrag von 150’000 Franken. Dieser hängt jedoch von einem Vertrag ab, den Verein und Stadt aktuell noch aushandeln und der künftige Veranstaltungs-Richtlinien klären soll.
Anlass dafür haben Kontroversen rund um politische Veranstaltungen in der ZW gegeben. Insbesondere für eine Veranstaltung des Revolutionären Aufbau Anfang 2024, an der ein Mitglied des in Deutschland verbotenen Netzwerks Samidoun teilgenommen hatte, wurde der Verein von der Stadt und mehreren Medien gerügt. Und vor dem Auftritt der UN-Sonderberichterstatterin für die besetzten palästinensischen Gebiete, Francesca Albanese, gab es politischen Druck, die Veranstaltung abzusagen (Tsüri.ch berichtete).
Neu soll vertraglich festgehalten werden, dass es keine rassistischen, sexistischen, antisemitischen oder anti-muslimischen Veranstaltungen geben dürfe, berichtet Julian und betont: «Eigentlich war das vorher schon gegeben.»
Bereits im Juli hatten drei Mitglieder des Vereins gegenüber Tsüri.ch betont, dass der Verein seine Lehren aus dem Fall Samidoun gezogen habe.
Der Kontrakt soll bis Ende Jahr abgeschlossen werden und «die Verbindlichkeit erhöhen», so der städtische Sprecher Ringli. Erst dann kommt auch der Betriebsbeitrag. «Wenn das Geld auf dem Konto ist, atmen wir auf», sagt Julian.
In einer Weisung des Stadtrats an den Gemeinderat heisst es, die ZW habe sich «als Treffpunkt vor allem für junge Erwachsene mit geringem Budget etabliert». So hätten im vergangenen Jahr insgesamt 80’000 Personen den Gastrobetrieb und Kulturraum besucht und 270 Veranstaltungen stattgefunden.
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Bachelorstudium in Germanistik und Philosophie an der Universität Zürich, Master in Kulturanalyse und Deutscher Literatur. Während des Masters Einstieg als Redaktionsmitglied in der Zürcher Studierendenzeitung mit Schwerpunkt auf kulturellen und kulturkritischen Themen. Nebenbei literaturkritische Schreiberfahrungen beim Schweizer Buchjahr. Nach dem Master Redaktor am Newsdesk von 20Minuten. Nach zweijährigem Ausflug nun als Redaktor zurück bei Tsüri.ch