Wie der Blick seine eigenen Journalisten zensiert

Steuererleichterung für Start-ups

<!--more--><em><a href="http://www.blick.ch/news/wirtschaft/gute-nachrichten-fuer-jungunternehmer-der-kanton-zuerich-entlastet-start-ups-steuerlich-id4747060.html" target="_blank">«Steuererleichterungen gehen zu wenig weit»: Kanton Zürich vergrault Start-ups</a></em> – so titelte der Blick am 1. März einen kritischen Artikel über die kantonalen Steuererleichterungen für Jungunternehmen.<br><br> Die Hauptaussage: Der kantonale Beschluss, dass junge Firmeninhaber in den ersten drei Jahren auf ihren Aktienwert keine Steuern zahlen müssen, nütze den Start-ups nichts. Besonders im digitalen Bereich bräuchten die Unternehmen aber mehr als drei Jahre, um einen operativen Gewinn erzielen zu können – deshalb greifen die Erleichterungen zu kurz, kritisiert Stefan Steiner vom Institut für Jungunternehmer: «Das Ganze ist eine Scheinlösung und zielt am eigentlichen Problem vorbei.»<br><br> Natürlich ist der zuständige Regierungsrat Ernst Stocker (SVP), der im Artikel ebenfalls zu Wort kommt, anderer Meinung und verteidigt seine Politik. Und löste bei der Blick-Redaktion offenbar einen Denkprozess aus. Denn kurze Zeit später war der Beitrag von Journalist Onur Ogul online nicht mehr verfügbar. <blockquote class="twitter-tweet" data-lang="de"> <p dir="ltr" lang="de">Macht <a href="https://twitter.com/Blickch">@Blickch</a> jetzt auf Zensur? Plötzlich sind kritische Artikel gegen den <a href="https://twitter.com/kantonzuerich">@kantonzuerich</a> weg... <a href="https://twitter.com/hashtag/startupgate?src=hash">#startupgate</a> <a href="https://t.co/pYmmQB44S6">pic.twitter.com/pYmmQB44S6</a></p> — Charly Suter (@charlyontour) <a href="https://twitter.com/charlyontour/status/704978705584693248">2. März 2016</a></blockquote> <script src="//platform.twitter.com/widgets.js" async="" charset="utf-8"></script><br><br> Stefan Steiner wundert sich auf Twitter, warum der Artikel mit seiner Kritik an der Steuerpolitik auf Blick.ch zensiert wurde. Und die Blick-Redaktion vollzieht einen spektakulären Meinungsumschwung!<br><br> Statt der harschen Kritik an Ernst Stocker prangt neu ein Artikel auf der Webseite, der die Steuerpolitik in ein sehr positives Licht rückt. Die Kritiker vom vorherigen Artikel kommen nicht mehr zu Wort – dafür Expertinnen, die den «<a href="http://www.blick.ch/news/wirtschaft/kanton-zuerich-zeigt-herz-fuer-startups-ein-schritt-in-die-richtige-richtung-id4753150.html" target="_blank">Schritt in die richtige Richtung</a>» loben.<br><br> Doch warum drehte sich die Meinung der Redaktion innert kürzester Zeit um die eigene Achse? Entsprechende Tweets (mit über 500 Retweets) blieben bisher unbeantwortet. Auf Anfrage verweist die Medienstelle von Ringier auf die Schweizer Mediendatenbank (SMD), wo der Beitrag noch verfügbar ist. Sprecher Estermann fügt zudem an, dass der neue Artikel den vorangegangenen ersetze, «was soweit nichts aussergewöhnliches ist.»<br><br> <hr /><br><br> <strong>Tsüri-Mail: Willst du gratis in den Ausgang? Im Newsletter verlosen wir wöchentlich 2x2 Gästelistenplätze. Einmal abonnieren bitte. #Partyhard</strong> 

__html

<br><br> <hr /><br><br> Brisant: Im neuen lobenden Artikel über die Steuererleichterungen kommt Christian Wenger, der Präsident von Digital Zurich 2025, zu Wort. <a href="http://www.werbewoche.ch/marc-walder-lanciert-digital-zurich-2025" target="_blank">Dies ist eine Initiative von Ringier-Chef Marc Walder, mit welcher er den Raum Zürich zu einer Art europäischen Silicon Valley machen will</a> – also eine direkte Unterstützung für Start-ups im digitalen Bereich! Mit dabei im Komitee: Regierungsrat Ernst Stocker.<br><br> Wurde der Artikel von Onur Ogul entfernt, weil er die Bestrebungen seines Chefs in ein schlechtes Licht rückte? Ein Schelm, wer die Unabhängigkeit der Redaktion in Gefahr sieht.

__html

Dieser Artikel wurde automatisch in das neue CMS von Tsri.ch migriert. Wenn du Fehler bemerkst, darfst du diese sehr gerne unserem Computerflüsterer melden.

Simon Jacoby

An der Universität Zürich hat Simon Politikwissenschaften und Publizistik studiert. Nach einem Praktikum bei Watson machte er sich selbstständig und hat zusammen mit einer Gruppe von motivierten Journalist:innen 2015 Tsüri.ch gegründet und vorangetrieben. Seit 2023 teilt er die Geschäftsleitung mit Elio und Lara. Sein Engagement für die Branche geht über die Stadtgrenze hinaus: Er ist Gründungsmitglied und Co-Präsident des Verbands Medien mit Zukunft und macht sich dort für die Zukunft dieser Branche stark. Zudem ist er Vize-Präsident des Gönnervereins für den Presserat und Jury-Mitglied des Zürcher Journalistenpreises. 2024 wurde er zum Lokaljournalist des Jahres gewählt.

tracking pixel

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare