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Zürcher Künstler:innen designen Foulards für guten Zweck
Die Non-Profit-Organisation Volta will mit Foulards Geld für den Globalen Süden sammeln. Auch Künstler:innen aus Zürich haben ein Design gestaltet.
Es geht um Sichtbarkeit. Darum, ein Statement zu setzen. Deshalb habe man sich für ein Tuch entschieden, sagt Claudia Schildknecht. Sie ist die treibende Kraft hinter der Schweizer Non-Profit-Organisation Volta. Involviert seien aber viele.
So auch jene 15 Menschen aus der Grafik, Illustration und Tätowierung, die im Rahmen des Projekts Foulards gezeichnet haben. Kommendes Wochenende werden die Designs an einer Vernissage in Zürich ausgestellt. Ziel der Aktion: Geld sammeln für ein Tier- und Umweltschutzprojekt in Malawi.
Im Gegensatz zu Schildknecht war Nora Zürcher noch nie in Malawi. Trotzdem sei sie sofort überzeugt gewesen, als sie vom Projekt gehört habe: «Es ist wichtig, dass wir uns auch an anderen Orten der Welt dafür einsetzen, dass Wildtiere und Wälder besser geschützt werden.»
Zürcher ist eine von fünf Künstler:innen aus der Limmatstadt, die bei Volta mitwirken. Ansonsten sind auch noch internationale Grössen wie die Tätowiererin Annabelle Meister aus Berlin oder Grafikdesignerin Aditii Srivastava aus London Teil des Projekts.
Siebdruck aus der Schweiz
Auf die Idee, mithilfe eines Fashionpieces Arten- und Klimaschutz zu betreiben, kam Claudia Schildknecht schon vor einem Jahr. Damals besuchte die Fotografin die NGO Wildlife Action Group und entschied sich, die Arbeit der Organisation in Malawi von der Schweiz aus zu unterstützen. Sie kennt sie seit Jahren.
«Die Frage war nur: Wie?», sagt Schildknecht. «Wir wollten etwas, das zum einen möglichst viele Menschen erreicht, und diese dadurch sensibilisiert werden, zum anderen in der Schweiz hergestellt werden kann.» Schliesslich sammle man Geld für die Umwelt, entsprechend nachhaltig sollte auch das Produkt sein.
Dass es ausgerechnet ein Foulard und nicht ein T-Shirt wird, hat Schildknecht zufolge auch damit zu tun, dass die Tücher in einem der letzten Handsiebdruck-Betrieben Europas bedruckt werden. Die TDS Textildruckerei in Arbon gilt als Spezialistin im Umgang mit hochwertigen Materialien und ist zudem zertifiziert. Ungefähr 190 Stücke soll es von jedem Design geben.
Das hat seinen Preis: 125 Franken kostet ein Foulard von Volta. 75 bis 80 Prozent des Umsatzes fliesse direkt nach Malawi, versichert Schildknecht. Und auch die Künstler:innen sollen einen fairen Lohn bekommen. Nora Zürcher hätte es so oder so gemacht: «Das Projekt steht für mich im Vordergrund.» Die Illustratorin versucht gerade, als Freischaffende ein Standbein aufzubauen. Daneben jobbt sie in der Gastro.
Breite Unterstützung von bekannten Gesichtern
«Ohne den Einsatz von sehr motivierten Leuten wäre sowas gar nicht möglich gewesen», sagt Schildknecht. Deshalb versucht die 32-Jährige, so viel Aufmerksamkeit wie möglich zu generieren. Neben einer grossen Social-Media-Kampagne versucht man sich auch in der realen Welt zu etablieren. So haben Schildknecht zufolge Spieler des Fussballclubs Zürich angekündigt, das Projekt zu unterstützen. In welcher Form sei jedoch noch offen.
Spruchreif sei hingegen die Ankündigung, dass sich das Gourmet-Restaurant Elmira dazu bereit erklärt hat, die Tücher während ihrer Schicht in der Küche und im Service zu tragen. Sie würden mit ihrer Ideologie, nur nachhaltige Gerichte zu servieren, dieselbe Linie verfolgen wie die NPO Volta, erklärt Schildknecht.
Warum der ganze Aufwand? Für Schildknecht sind solche Projekte mittlerweile der einzige Weg nach vorne; «the business as usual» sieht sie als Grundproblem unserer Gesellschaft.
Auch Illustratorin Nora Zürcher hofft, dass das Thema durch ihren Einsatz mehr Sichtbarkeit erhält. Sie ist davon überzeugt, dass es die sozialen Medien heutzutage braucht, um mit einem Umweltschutzprojekt aufzufallen. Es gebe schliesslich dutzende Aktionen, die Geld für Menschen, Tiere oder die Natur sammeln. Was Volta von anderen unterscheide: «Mit dem Foulard können wir alle ein Statement für eine bessere Zukunft setzen, es könnte zum Symbolismus werden», so Zürcher.
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