Trotz mässigem Erfolg: Grüne Partei stützt Kandidatur von Dominik Waser
Dominik Waser, Kandidat für einen dritten Sitz der Grünen im Stadtrat, befindet sich bereits mitten im Wahlkampf. Doch sein Crowdfunding droht zu scheitern, weshalb seine gesamte Wahlkampagne auf der Kippe steht. Wieso die Grünen dennoch an Waser festhalten und wie ein Kampagnenexperte die Situation einschätzt.
Bis zu den Stadtratswahlen am 13. Februar 2022 dauert es noch beinahe einen ganzen Winter. Während die meisten noch mit ihrer Weihnachtsdekoration beschäftigt sind, hängen bereits die ersten pink-grünen Wahlplakate von Stadtratskandidat Dominik Waser in der Stadt. Der Politiker soll dereinst für die Grünen einen dritten Sitz im Stadtrat gewinnen. So lautet zumindest der Plan der Grünen Stadt Zürich, die mit der Nominierung des 23-Jährigen auf einen auffallend jungen und politisch wenig erfahrenen Kandidaten setzt.
Um dieses Ziel zu erreichen, startete Waser bereits früh und mit grossen Ambitionen in die erste Wahloffensive. Seit dem 27. Oktober läuft sein Crowdfunding, mit dem Waser sich das Ziel steckte, innerhalb von 30 Tagen 40'000 Franken für seinen Wahlkampf zu sammeln. Darüber hinaus sucht er nach 40'000 Wähler:innen, die ihm ein Wahlversprechen abgeben.
Das «politische Grossprojekt», wie Waser es auf seiner Website beschreibt, kommt in Kombination mit ausgearbeiteten Inhalten. Unter dem Motto «Ja, ich will Zukunft», definiert Waser elf politische Forderungen, die unter anderem Klimaneutralität bis 2030 (wir berichteten), soziale Gerechtigkeit und eine Verkehrswende beinhalten – allesamt heiss diskutierte Themen in der städtischen Politik.
Kampagne steht auf der Kippe
Seit Beginn des Crowdfundings sind 21 Tage vergangen, womit Waser aktuell nur noch eine Woche bleibt, um sein erstes Kampagnenziel zu erreichen. Die Spendenaktion scheint jedoch alles andere als planmässig zu verlaufen. «Mein Crowdfunding steht auf der Kippe», liess Waser am Donnerstag in den sozialen Netzwerken verlauten.
Rund 21'300 Franken sind bis Freitagmittag zusammengekommen – etwas mehr als die Hälfte des veranschlagten Zieles.
Dennoch bleibt Waser zuversichtlich, das Crowdfunding erfolgreich abzuschliessen: «Wir werden das Kampagnenziel erreichen», sagt der Stadtratskandidat auf Anfrage. Crowdfundings seien stets ein Glücksspiel und würden viel Mobilisierung brauchen, erklärt er: «Diese Arbeit werde ich in den nächsten Tagen leisten, doch klar ist, ich brauche jede Unterstützung.» Bisher erhielt Waser von rund 400 Wähler:innen ein Wahlversprechen, wie der Grünen-Politiker erklärt. In dieser Zahl sehe er einen ersten Erfolg: «Diese Menschen bekennen sich bereits drei Monate vor der Wahl mit einer Stimme für mich als Stadtrat.»
Für die 40'000 Wahlversprechen, die sich Waser zum Ziel setzt, bleibt ihm noch Zeit bis zum Tag der Wahl. Mit seiner Kampagne habe der Politiker bewusst früher gestartet als üblich, da er von einem langsamen Start ausgegangen sei.
Wichtig sei vor allem die Sichtbarkeit seiner Kampagne, die von Tag zu Tag steige. «Ich bekomme sehr viele positive Feedbacks und viele Unterstützungsangebote», berichtet der Stadtratskandidat. In den nächsten Wochen habe er vor, 50'000 Flyer in Zürcher Briefkästen zu verteilen und sich wöchentlich mit Menschen zu treffen, um von seiner Kampagne zu erzählen.
Grüne bleiben optimistisch
Auch die Grünen Stadt Zürich zeigen sich zuversichtlich. Wasers Kampagne sei bereits jetzt ein Erfolg, sagt Parteipräsident Felix Moser auf schriftliche Anfrage: «Ich werde von vielen Leuten darauf angesprochen, auch von nicht Grünen Menschen. Sie freuen sich über die erfrischende Kandidatur und Kampagne von Dominik Waser.»
Die Grünen würden im Jungpolitiker einen Vertreter der Zukunft sehen, der eine neue Perspektive auf wichtige städtische Projekte bringe, heisst es weiter. Unter anderem beinhalte dies die Umsetzung des städtischen Klimaplans, der bisher ein Netto-Null-Ziel bis 2040 vorsieht. Auch die kommunale Energiepolitik und einen ökologischen Umbau des Stadtverkehrs soll der 23-Jährige in Angriff nehmen. «Mit Dominik Waser können wir diese wichtigen Themen noch konsequenter weiter vorantreiben», erklären die Grünen.
«Wir sind noch nicht in der heissen Phase des Wahlkampfs.»
Bruno Wüest, Kampagnen-Experte Sotomo
Die Wahl von Dominik Waser zum Stadtrat hänge nicht nur von dem Ausgang seines Crowdfundings ab, erklärt Bruno Wüest, Projektleiter für Politikstudien und -evaluation bei Sotomo. «Neben der Kampagne spielen Faktoren wie Erfahrung in der Exekutive und das Wähler:innenpotenzial eine grosse Rolle für die Wahlchancen von Kandidierenden», erklärt der Kampagnen-Experte.
Die Grünen seien mit zwei Sitzen im Stadtrat und unter Berücksichtigung der Wähler:innenanteile der letzten Gemeinderatswahlen bereits gut vertreten: «Insofern muss es am Schluss nicht unbedingt an seiner Kampagne liegen, wenn Dominik Waser es nicht schaffen würde.»
Neben seinem Crowdfunding könne Waser mit einer geschickten Themensetzung und profilierten Auftritten punkten: «Dies würde seine Wahlchancen erhöhen, weil er so auch Wählergruppen ansprechen könnte, die nicht klassischerweise grüne Kandidat:innen wählen», sagt Wüest.
Die Nominierung von neuen Kandidierenden würde wenig Sinn ergeben. «Wir sind noch nicht in der heissen Phase des Wahlkampfs. Eine Vorentscheidung ist aus meiner Sicht noch nicht gefallen», sagt Wüest. Zudem brauche es einen langen Atem, um am Schluss das Rennen zu machen, betont Wüest: «Insofern hätten es neue Kandidierende, die wieder von Null beginnen müssen, wahrscheinlich sogar schwieriger als Dominik Waser.»