Die Swarovski-Steine auf den Zähnen sind zurück
Nachdem uns Covid einige Monate unseres Lebens geraubt hatte, konnte das Jahr 2022 so einige Trends aus dem Hut zaubern. Wer dieses Jahr von strahlenden Gesichtern geblendet wurde, musste feststellen, dass dies nicht zwingend am fröhlichen Gemüt seines Gegenübers lag, sondern am funkelnden Zahnschmuck, der zwischen dessen Lippen hervorblitzte.
Die 2000er sind zurück. Was mit dem Comeback der Low-Waist Jeans begonnen hat, geht weiter mit UGG-Boots, «Von Dutch»-Truckercaps, «Juicy Couture»-Trainingsanzügen oder Schmetterling-Haarclips. Aber nicht nur im Kleiderschrank feiern die Nullerjahre ihr Comeback, aus den Technoclubs ballert Trance als wäre es das Jahr 2001 und sogar das Arschgeweih ist wieder gefragt. Wer hätte das gedacht.
Einen weiteren Körperschmuck aus dieser Zeit erblickte man dieses Jahr regelmässig in lachenden Gesichtern. Die Rede ist von glitzerndem Zahnschmuck, der dein Lachen bei Sonneneinstrahlung wortwörtlich strahlen lässt. Denn die 2000er klatschten nicht nur gerne Strasssteine auf jede freie Stelle eines Kleidungsstücks, sondern auch auf die weissen Beisser. Am klassischsten ist dabei wohl der einzelne runde Strassstein auf einem der beiden seitlichen Schneidezähne. Dabei muss es aber nicht bleiben. Mehrere Steine auf einen Zahn, eine ganze Reihe voll oder auch verschiedene Formen und Farben an Steinen sind gefragt. Da erblickt man gerne mal einen rosafarbenen Schmetterling, aber auch ein silbernes Nike-Logo auf einem Zahn. Hauptsache funkelnd.
Als dieses Phänomen das erste Mal das Licht der Welt erblickte, war ich in der Primarschule und durfte mir mein Lächeln nicht mit funkelnden Swarovski-Steinen verschönern. Anderthalb Jahrzehnte später liegt das letzte Wort nicht mehr bei meinen Eltern, weswegen ich den Wunsch meines zehnjährigen Ichs nun erfüllen konnte: Auf meinem unteren linken Eckzahn funkeln seit kurzem zwei kleine silberne Steine – und ich liebe es.
Beim Termin wurde mir erklärt, dass der Stein ähnlich wie bei einer Zahnspange aufgeklebt wird und der Zahn somit auch nicht beschädigt wird. Der Zahn wird poliert und mit einem Haftvermittler vorbereitet. Der Stein wird anschliessend mit einem flüssigen Kunststoff angebracht und durch Lichthärtung befestigt. Nach einigen Monaten bis zu einem Jahr fallen die Steine dann von selbst ab. Oft verschluckt man diese. Auch das ist ungefährlich. Wer den Stein vorzeitig wieder weg haben möchte, kann dies bei einem:einer Zahnärzt:in vornehmen lassen. Wer will, dass der Stein nicht wieder wegfällt, kann den Zahnschmuck auch mithilfe eines gebohrten Lochs am Zahn befestigen. Dieses muss beim Wegnehmen wieder gefüllt werden.
Allzu lange wird der Y2K-Trend (Year 2000) in der schnelllebigen Zeit von Social Media wohl nicht mehr anhalten, bis dann ist vermutlich mein Zahnschmuck auch schon wieder abgefallen. Ich bin gespannt, welches Jahrzehnt als nächstes ausgegraben wird und welche Trends, die nach ihrem Abflachen als Mode-Sünden betitelt wurden, wieder gekonnt und mit Stolz getragen werden.
Das Szeni-Starterpack 2022 |
Trends kommen und gehen. So kamen auch im Jahr 2022 so einige modische und gesellschaftliche Neuheiten dazu, andere wurden wiederbelebt. In unserem Rückblick schauen wir auf ein Jahr voller fetzigen Frisuren, lässigen Tretern und neuen Hobbys zurück, die unsere Bubble in den letzten 12 Monaten bewegt haben. Zusammen kam ein Starterpack, mit dem du in Zürich alles warst, aber bestimmt nicht auffällig. 1. «Vorne Business, hinten Party» – der Vokuhila ist die beste Frisur aller Zeiten 2. App «BeReal»: Von wegen authentisch 3. Balaclavas – die politische Häkelware |
Ein Praktikum beim Fernsehsender Joiz veranlasste Ladina an der Universität Zürich Medienforschung und Geografie zu studieren. Seit 2021 ist sie bei Tsüri.ch. Als Projektleiterin organisiert sie Fokusmonate und Veranstaltungen, kümmert sich um Kooperationen und guckt, dass Tsüri.ch flüssig bleibt. Gemeinsam mit der jeweiligen Person im Praktikum kuratiert sie die Member-Agenda und die Eventseite Denkmal.org.
Das mache ich bei Tsüri.ch: Projektleiterin
Das mache ich ausserhalb von Tsüri.ch: Die vielen Bademöglichkeiten der Stadt nutzen, von Freund:innen mit Dachterrasse profitieren, viel zu langsam essen, mein Handy überall liegen lassen und Bierchen trinken im Nordbrüggli.
Das mag ich an Zürich am meisten: Die bunten Sommernächte und die vielen tollen Menschen, mit welchen man diese erobert.