Stadt will mit KI-Überwachung Ertrinken verhindern

Das Zürcher Sportamt testet ein KI-System, das ertrinkende Personen erkennen soll – vorerst in einem einzigen Hallenbad. Das System soll die Badeaufsicht unterstützen, nicht ersetzen.

Eingang des Hallenbad City in Zürich
Wird die Technologie im Hallenbad City einst im Kreis 1 getestet? Noch ist das unklar. (Bild: Kai Vogt)

Es passiert selten – aber es passiert. Immer wieder ertrinken in der Stadt Zürich Menschen. Erst am Montag hat die Kantonspolizei Zürich einen toten Mann bei Dietikon aus der Limmat geborgen.

Nun möchte die Stadt ihre Bäder sicherer machen, zumindest die Hallenbäder. Dort sollen die Bademeister:innen künftig durch ein neues, KI-gestütztes Früherkennungssystem unterstützt werden. Das Sportamt bereitet derzeit ein entsprechendes Pilotprojekt vor, wie am Mittwoch zuerst das SRF Regionaljournal berichtete. 

Kein Ersatz des Personals

Tobias Bernhard, Abteilungsleiter Bade- und Eisanlagen beim Sportamt, sagt: «Wir werden das System zunächst nur in einem Bad testen – welches, ist noch offen.» Geplant sei der Einsatz für nächstes Jahr. Er betont: Die neue Technik solle die Badeangestellten keinesfalls ersetzen, sondern sie lediglich unterstützen.

Das KI-gestützte System analysiert Live-Bilddaten von Unterwassersensoren und erkennt, ob sich eine Person bewegt – oder eben nicht. Wird ein möglicher Ertrinkungsfall festgestellt, sendet es einen Alarm an das Handy oder die Smartwatch der Badeaufsicht. 

Laut dem Sportamt sind auf den Bilddaten keine Personen erkennbar, auch eine nachträgliche Identifikation sei nicht möglich. Detaillierte Datenschutzfragen seien derzeit noch in Abklärung und würden in den kommenden Monaten geklärt, sagt Bernhard.

Andere Schweizer Gemeinden setzen solche Systeme bereits ein. Das Kreuzlinger Hallenbad Egelsee arbeitet seit einem Jahr mit dem KI-Überwachungssystem Swim Eye, das rund 250'000 Franken kostet. Auch die Schwimmhalle Neufeld in Bern setzt auf ein Erkennungssystem der Marke Lynxight, das laut Medienberichten 110’000 Franken kostet. Welches in Zürich getestet wird, möchte das Sportamt zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekanntgeben.

In Flüssen und Seen nicht einsetzbar

Die allermeisten Badeunfälle ereignen sich jedoch gar nicht in Hallen- oder Freibädern, sondern in Flüssen oder Seen. Ist dort ein solches System auch denkbar? 

«Nein», sagt Tobias Bernhard vom Sportamt. Das liege an der Strömung und der Trübung des Wassers – unter solchen Bedingungen funktionierten die Sensoren nicht. Selbst in Freibädern könne es zu Problemen kommen, etwa durch grelles Sonnenlicht, das die Erkennung stören könne.

Die Arbeit der Badeaufsicht bleibe weiterhin zentral, besonders am kommenden Wochenende: Am Samstag findet in Zürich die Street Parade statt. Sie sei für das Aufsichtspersonal eine besondere Herausforderung, vor allem bei schönem Wetter, sagt Bernhard. Aus diesem Grund wird das Bad Utoquai am Samstag bereits am Mittag geschlossen, das Frauenbad Stadthausquai schon um 17 Uhr statt wie üblich um 19.30 Uhr. Die übrigen städtischen Badeanlagen bleiben regulär geöffnet.

Das Sportamt zählt in diesem Sommer bislang einen tödlichen Ertrinkungsfall. In der Statistik erfasst sind nur Unfälle, die sich im direkten Aufsichtsbereich städtischer Badeangestellter ereignen. Die Zahl entspreche dem jährlichen Durchschnitt, sagt Bernhard, und sei angesichts von rund 1,5 Millionen Eintritten in dieser Saison erfreulich tief, auch wenn er jeden Todesfall natürlich sehr bedaure. Der Vorfall ereignete sich Mitte Juni beim Oberen Letten.

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kai

Kai hat Politikwissenschaft und Philosophie studiert. Seine ersten journalistischen Erfahrungen sammelte er beim Branchenportal Klein Report und bei der Zürcher Studierendenzeitung (ZS), wo er als Redaktor und später als Co-Redaktionsleiter das Geschehen an Uni und ETH kritisch begleitete. So ergibt es nur Sinn, dass er seit 2024 auch für Tsüri.ch das Geschehen der Stadt einordnet und einmal wöchentlich das Züri Briefing schreibt. Auch medienpolitisch ist er aktiv: Seit 2023 engagiert er sich beim Verband Medien mit Zukunft. Im Frühjahr 2025 zog es Kai nach Berlin. Dort absolvierte er ein Praktikum im Inlandsressort der tageszeitung taz.

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