Roland Hohmann (Grüne): «Ich trat unabsichtlich aus der SP aus»

Der Stadelhofen-Tunnel müsse klimaneutral gebaut werden, fordert Roland Hohmann (Grüne). Klimapolitik ist sein Fachgebiet – auch in seinem beruflichen Alltag beim Bund.

Im Gemeinderat setzt er sich gegen zunehmenden Lärm und Hitze in der Stadt ein: Roland Hohmann. (Bild: Kai Vogt)

Der berufliche Hintergrund von Roland Hohmann lässt kaum Zweifel an seiner Parteizugehörigkeit aufkommen. Als Leiter der Sektion Klimaberichterstattung und -anpassung beim Bundesamt für Umwelt ist er für nichts Geringeres zuständig als die Anpassung der Schweiz an den Klimawandel. «Mein Team beschäftigt sich mit Themen wie der zunehmenden Hitzebelastung und Trockenheit und entwickelt Strategien, wie die Schweiz darauf reagieren soll», sagt Hohmann. 

Dieser berufliche Hintergrund war auch der Auslöser, dass er im Zürcher Gemeinderat aktiv wurde, nachdem die Grünen ihn gebeten hatten, sich stärker in die Parteiarbeit einzubringen. Aktuell ist er in seiner zweiten Amtsperiode.

Diese Woche stellte Hohmann als Vertreter der Sachkommission Sicherheitsdepartement und Verkehr eine Weisung des Stadtrats zum Ausbau des Bahnhofs Stadelhofen vor. Geplant ist neben dem Bau eines vierten Gleises ein Tunnel für Passant:innen, der den Stadelhofen mit dem Heimplatz beim Kunsthaus verbinden soll. Ein 400 Meter langer Tunnel samt Rolltreppe ist die Vision.

Ziel dabei ist es, den Stadelhoferplatz und das Bellevue von den immer grösseren Personenströmen zu entlasten. Obwohl der Umweltwissenschaftler das Projekt als prüfenswert einstuft, hat er Bedenken bezüglich der ökologischen Auswirkungen. Zusammen mit Parteikollegen Markus Knauss reichte er daher ein Postulat ein, das sicherstellen soll, dass der Tunnelbau mit dem Netto-Null-Ziel der Stadt Zürich vereinbar ist. Dieses wurde am Mittwoch an den Stadtrat überwiesen (Mehr dazu im Gemeinderats-Briefing). 

«Ich mische mich nicht in die Schulpolitik ein, weil es genug andere Leute gibt, die hier kompetenter sind.»

Roland Hohmann

Ein weiteres Anliegen ist ihm der Lärmschutz in der Stadt. «Lärm ist eine grosse gesundheitliche Belastung», sagt er. In der Stadt brauche es Massnahmen direkt bei den Autos, wie Temporeduktionen oder strengere Massnahmen gegen sogenannte Autoposer:innen. Diese seien zielführender und kostengünstiger als etwa Lärmminderungen durch teure Strassenbeläge. Um Verbesserungen anzustossen, unterzeichnete er ein Postulat, das das Aufstellen von Lärmblitzern in der Stadt fordert. Der Stadtrat nahm das Anliegen auf, derzeit bereitet die Polizei einen Pilotversuch vor. 

Hohmanns politischer Fokus bestätigt sich auch bei seinen weiteren Vorstössen. Er setzt sich etwa für besseren Schutz der Bevölkerung bei Hitzewellen ein und fordert den Ausbau von Solarpanels an «Unorten» in Zürich, wie zum Beispiel auf der Autobahn bei der Brunau. Soziale Themen sind ihm ebenfalls wichtig, doch diese überlässt er lieber anderen Parteikolleg:innen, die sich intensiver damit beschäftigen. «Ich mische mich nicht in die Schulpolitik ein, weil es genug andere Leute gibt, die hier kompetenter sind», sagt Hohmann. 

Warum sind Sie Gemeinderat geworden?

Ursprünglich war ich in der SP, trat aber nach einem Umzug und Problemen mit der Adressänderung unabsichtlich aus. Nach einem Auslandsaufenthalt schloss ich mich den Grünen an, blieb zunächst passiv, wurde aber aufgrund meines beruflichen Hintergrunds vor etwa acht Jahren zur aktiveren Mitarbeit eingeladen. Nach zwei Kandidaturen rückte ich in der letzten Amtszeit nach und wurde bei den letzten Wahlen bestätigt.

Mit welcher Ratskollegin oder welchem Ratskollegen der politischen Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen?

Mit Stefan Iten (SVP) teile ich keine politische Meinung, aber er hat Humor und mit ihm könnte ich gut am Tisch sitzen und ein Bier trinken. Wir dürften einfach nicht über Politik reden. Und sonst gäbe es sicherlich auch einige sympathischen Kandidat:innen bei der FDP. 

Welches Abstimmungsergebnis im Gemeinderat hat Sie bisher am meisten gefreut? 

Ich habe eine Motion eingereicht, die fordert, dass alle gemeinderätlichen und stadträtlichen Geschäfte aufzeigen müssen, wie Projekte Netto-Null-kompatibel gestaltet werden können. Dass diese angenommen wurde, hat mich sehr gefreut.

Und welches Ergebnis hat Sie am meisten geärgert?

Mir fällt nichts ein. Ich glaube, ich verdränge solche Dinge einfach sehr gut.

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