Podium Kulturjournalismus: «Öffnung des Kulturbegriffs tut weh»

Wird gerade die Bubble des Bildungsbürgertums «zerfetzt»? Am Mittwochabend diskutierten am Tsüri-Podium im Karl der Grosse Vertreter:innen aus Kulturkommunikation und Journalismus über das langsame Verschwinden des Feuilletons und dessen Folgen für unsere Gesellschaft.

Gehört ein Schwingfest ins Feuilleton? Am Mittwochabend fand im Karl der Grosse unser Podium zur Krise des Kulturjournalismus statt. Moderiert von Vanessa Hann (Watson) diskutierten Kulturkommunikatorin Christine Ginsberg (Kulturmarkt), Ruedi Widmer (ZHdK), Leiter des Studiengangs Kulturpublizistik, und Mathias Balzer, Co-Leiter des zwei Monate jungen Kulturmagazins «FRIDA», über das langsame Verschwinden des Kulturjournalismus.

Der Fokus von Kommunikatorin Ginsberg und Journalist Balzer galt der Bedeutung des Abbaus von kulturjournalistischen Stellen für die Gesellschaft. Aus Kommunikationssicht könne man zwar andere Wege finden, um Veranstaltungen anzupreisen, so Ginsberg, nur komme dadurch die unabhängige Position der Vermittler:innen abhanden. Balzer pflichtete bei: «Da geht es dann um Kommunikation, nicht um Kulturjournalismus.» Mit den Sichtweisen von Kommunkator:innen und Journalist:innen setzt sich übrigens auch unser Artikel «Der langsame Tod der Kulturkritik – und dessen Folgen» auseinander.

Dozent Widmer stellte insbesondere das Desinteresse des Publikums in den Mittelpunkt: «Es passiert ganz viel und das Problem ist trotzdem nicht gelöst.» Denn die grösse Schwierigkeit sei, dass sich die Leute nicht mehr dafür interessierten, Abos für Kulturjournalismus zu lösen. Die Bubble des klassischen Bildungsbürgertums, das sich Konzerte in der Tonhalle anhöre, werde von der «Demokratisierung, Digitalisierung, sprich der Nachfragisierung zerfetzt», so Widmer. Deshalb mache er sich Gedanken zur Öffnung des Kulturbegriffs: «Warum gilt Religion nicht als Kultur? Oder Sport?» 

Ja, wieso eigentlich? Antworten darauf gibt es im Video.

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