Liebe Pelzträger*innen, wie könnt ihr nur?!

Sobald die Temperaturen sinken, offenbaren sie sich wieder: Pelzträger*innen. Während Tierschützer*innen bereits seit Jahren auf die Qualzuchten in Pelzfarmen aufmerksam machen, scheinen viele das Leid der Tiere gänzlich zu ignorieren.

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An der Bahnhofstrasse herrscht Hochbetrieb. In den Geschäften ist bereits alles weihnachtlich dekoriert: Zwischen dem lebensechten Santa und einem Christbaum aus Plastik wuseln etliche Einkaufswütige, immer auf der Suche nach dem nächsten Konsumzwang. Doch darum geht es in diesem Text nicht.

Ohne Gewissen

In diesem Text geht es um die Frau, die mit einer von diesen überdimensionierten Sonnenbrillen meinen Weg kreuzt. Um ihr Gesicht schmiegt sich ein fluffiges Fell, das an der Kapuze ihrer wattierten Jacke geheftet ist. Und hätte sie nicht diese offensichtlich teure Sonnenbrille angehabt, und wäre das Fell ihrer Jacke nicht offensichtlich Echtpelz und sie nicht schon die gefühlt achtzehnte Person in diesen sieben Minuten gewesen, deren Jacke mit einem toten Tier geziert wurde, ich hätte diese Begegnung kaum wahrgenommen.

Stattdessen wurde mir einmal mehr wieder bewusst, dass das Tragen von echtem Pelz noch immer gang und gäbe ist und sich Träger*innen keineswegs dafür schämen. Und ich frage mich: Wie ignorant kann man eigentlich durch die Welt gehen? Es macht mich wütend, dass ich auch im Jahr 2019 noch immer damit konfrontiert werde – in einem Land, in dem das Thermometer im Winter kaum auf unter minus fünf Grad fällt und es an Pelz-Alternativen nicht fehlt.

Klar, Veganer*innen würden jetzt damit argumentieren, dass jedes Tierprodukt unnötig ist und wahrscheinlich könnte ich ihnen nicht widersprechen. Allerdings gibt es für mich mehr und weniger sinnlose tierische Produkte, wobei Felle an Kapuzen von Canada Goose und anderen vergleichbaren Marken-Jacken definitiv führend sind, was deren Sinnlosigkeit betrifft. Die Schweiz ist nicht die Arktis und du kein Stück besser als alle anderen, wenn du den Pelz deiner Winterjacke abmontierst und ihn in der untersten Schrankschublade einlagerst.

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Zwischen Schwarz und Weiss

In einem kürzlich veröffentlichten Bericht der NZZ spricht ein Kürschner, also einer, der das Fell von Tieren zu Pelzprodukten verarbeitet, davon, dass Menschen, die das Tragen von Echtpelz verteufeln, gänzlich auf tierische Produkte jeglicher Art verzichten müssten. Für ihn gibt es Schwarz oder Weiss. Gut oder böse. Eine Ansicht, der ich generell kritisch gegenüberstehe.

Gemäss den Recherchen der NZZ-Journalistin werden in der Schweiz jährlich bis zu 30'000 Rotfuchsfelle verbrannt, da die Nachfrage nach Pelz nicht mehr vorhanden ist, die Füchse jedoch aufgrund einer Bestandsregulierung geschossen werden müssen. Eine Ressourcenverschwendung, keine Frage. Allerdings sind bekanntlich die wenigsten Pelze, die an Kapuzen von Jacken für deren Abgrenzung zu ihren «billigen» Kopien sorgen sollen, aus dem Fell eines geschossenen Tieres, das sowieso entsorgt wird. Nein. Wir wissen alle, woher die Pelze stammen und unter welchen Umständen die Tiere auf ihr Schicksal warten (ansonsten hier ein Beispielvideo).

Entgegen der Meinung des Kürschners gibt es meines Erachtens also ganz klar eine Differenz zwischen Pelz als «Abfallprodukt» und dem systematischen Züchten und Töten von Tieren in Pelzfarmen. Nur sieht man das dem verarbeiteten Pelz leider nicht an. Eigentlich doch Grund genug, um auf das Material zu verzichten?

Stillose Illusion

Trotz den geläufigen Methoden in Qualzuchten gelten Nerz, Waschbär, Polarfuchs und ihre flauschigen Verwandten an Jacken, als Mantel oder Mütze in gewissen Kreisen nach wie vor als prestigeträchtig. Ein kaum nachvollziehbares Argument seit allgemein bekannt ist, dass die Produktion von Fake-Fell in Europa den Textilunternehmen teurer zu stehen kommt als der Echtpelz aus dem asiatischen Raum. Es gleicht also auf mehreren Ebenen einem Armutszeugnis, Echtpelz in irgendeiner Form zu tragen.

Es wird Zeit, dass dies bisherigen Pelzträger*innen auch endlich klar wird. Denn Kleider machen ja bekanntlich Leute – und wer will schon ein Arschloch sein?

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2024-02-27 Isabel Brun Redaktorin Tsüri

Ausbildung zur tiermedizinischen Praxisassistentin bei der Tierklinik Obergrund Luzern. Danach zweiter Bildungsweg via Kommunikationsstudium an der ZHAW. Praktikum bei Tsüri.ch 2019, dabei das Herz an den Lokaljournalismus verloren und in Zürich geblieben. Seit Anfang 2025 in der Rolle als Redaktionsleiterin. Zudem Teilzeit im Sozialmarketing bei Interprise angestellt.  

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