Die Papikolumne: Kinder, die neuen CO2-Schleudern?

Vater zu werden und zu sein, ist ein Abenteuer. Antoine Schnegg bezeichnet sich zwar nicht als Experten auf dem Gebiet, Vater ist er trotzdem geworden. In dieser Kolumne geht es um die verheerenden Folgen, die das Kinderkriegen für das Klima haben kann.

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Am Samstag war ich mit L. an der Klimademo. Wir liefen eher am Ende des Trosses mit, sozusagen in der Kinderwagenfraktion. L. fand es grossartig. Er machte lauthals bei Sprechchören mit und lief einen Grossteil der Route selber. Am Ende der Demo, als wir wieder beim Helvetiaplatz waren, sank er zwar erschöpft aber glücklich in seinen Kinderwagen und hörte mit wenig Interesse den Reden und Konzerten zu. Ich bin ein grosser Fan von Demos mit Kindern: Man ist draussen, trifft Freunde, die Kleinen sind abends völlig kaputt und gehen von alleine ins Bett.

Nur Klimasünder kriegen Kinder

In den letzten Wochen wirbelten eine Buchankündigung und ein Interview mit der Autorin Verena Brunschweiger ziemlich viel Staub auf. Die Lehrerin sorgte mit ihrer Meinung für rote Köpfe, als sie behauptete, dass Kinderkriegen aus Umweltschutzgründen keinen Sinn macht. Sie führt aus, dass Kinder die grössten CO2-Treiber seien und dass wahre Feminist*innen kinderlos blieben. Ob Frau Brunschweiger mit dieser Äusserung dem Feminismus einen Gefallen tut, wage ich nicht zu beurteilen. Suspekt sind mir aber solche Deutungshoheitsansprüche allemal. Was die erste Aussage betrifft, muss ich Frau Brunschweiger jedoch absolut recht geben: Kinder in ihrer Gesamtheit sind Katalysatoren für Foodwaste, Abfall und mehr CO2.

Es ist und bleibt eine einfache Milchbüchleinrechnung: Mehr Menschen bedeuten mehr CO2-Austoss. Instinktiv würde ich die Autorin, welche für eine globale Einkindpolitik einsteht, in die Nähe von Ecopop und anderen neofaschistischen Tendenzen ansiedeln. Allerdings habe ich mich nicht vertieft mit ihren Ansichten auseinandergesetzt und die Bücher von Frau Brunschweiger haben wohl genug Aufmerksamkeit erhalten. Sie werden sich blendend verkaufen.

Aber wenn wir uns mit dem Kerngedanken dieser simplen These auseinandersetzen und den Gedanken weiterspinnen, könnte man auch argumentieren, dass Kinderlose auf Umwelt und Klima pfeifen könnten. Hätte ich kein Kind, würde ich weniger Interesse daran haben, die Umwelt und das Klima zu schützen. Ich könnte auch kinderlos, mit einer Bierdose in der Hand im Garten Autopneus verbrennen und der Klimajugend den Mittelfinger zeigen. Und wenn wir den Gedanken zu Ende führen: ein Amoklauf in einer Kita wäre sehr effektiv, um zukünftige Klimasünder*innen zu verhindern. Wer das nicht schafft, wirft sich am besten selber vor einen Zug.

Nicht Kinder sind an der Klimakatastrophe Schuld

Es sind nicht die Kinder, welche an der Klimakatastrophe schuld sind. Wir sind es. Unsere Kinder müssen nur die Suppe auslöffeln. Die Klimajugend ist entsprechend erzürnt – und das zu Recht. Doch was können wir tun, um wenigstens dafür zu sorgen, dass die Suppe nicht zu salzig schmeckt? Was können wir tun, um zu verhindern, dass die verschiedenen Generationen unserer Gesellschaft gegeneinander ausgespielt werden? Einige gute, aber naheliegende Tipps haben schon mehrere Medien veröffentlicht. Diese können dabei helfen, unser Verhalten zu ändern und unseren CO2-Ausstoss zu verringern. Wenn wir einen Grossteil dieser Tipps umsetzen, ist schon ein wichtiger Schritt getan.

Es gibt jedoch auch systemische CO2-Verursacher, welche generationenübergreifenden Charakter haben. Das tönt jetzt furchtbar kompliziert, aber hiermit sind Industriezweige gemeint, welche sowohl das zukünftige Verhalten von L. als auch mein Leben betreffen. Ein grosser CO2-Verursacher ist die Finanzindustrie, welche weltweit Kredite für Projekte bewilligt, die viel CO2 in die Atmosphäre schleudern. Ich habe deshalb anfangs Jahr meine ganzen Finanzen zu der Alternativen Bank Schweiz gezügelt. L. hat sein Sparkonto ebenfalls dort. Zudem diskutieren wir zusammen mit den Mietern*innen und der Eigentümerschaft in unserem Haus, um unsere Gasheizung durch eine umweltfreundliche Alternative zu ersetzen. Heizungen gehören neben dem Verkehr zu den grössten CO2-Verursachern in der Schweiz. Und zu guter Letzt bedarf es der konsequenten Wahl von Politiker*innen – sowohl kantonal als auch im Herbst in den eidgenössischen Räten – die für eine saubere Umwelt einstehen und den Klimawandel bekämpfen wollen. Tools wie Smartvote oder Votez können hier Abhilfe schaffen, wenn man nicht weiss, wen wählen.

Kindersoldaten für das Klima

Das ideologische Schlachtross der SVP, Roger Köppel, macht sich über die Klimajugend lustig und verunglimpft die Teilnehmer*innen von Klimademos. Albert Rösti, Parteipräsident der SVP und Alfred E. Neumann Double, ist übrigens Präsident des Verbands Swissoil. Er behauptet, demonstrierende Schüler*innen seien instrumentalisiert von linken Lehrer*innen. Sollen sich diese Dinosaurier doch weiterhin über die Klimajugend lustig machen, ihre Zeit ist gezählt. Die krachenden Niederlagen der SVP in den letzten Wochen haben gezeigt, dass solche Politiker*innen die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben. Ich war selten so auf nationale Wahlen gespannt wie dieses Jahr.

In der Zwischenzeit werde ich weiterhin mit L. an Klimademos gehen. L. möglichst früh für Umweltanliegen zu sensibilisieren gehört für mich zu einer guten Erziehung. Auch wenn L. noch nicht genau versteht, warum wir mit ganz vielen Menschen die Strasse runterspazieren, bin ich überzeugt, dass er unterbewusst schon sehr viel mitnimmt. In den Augen von Frau Brunschweiger trage ich mit meinem Kind zwar nicht zur Rettung des Klimas bei. Ich kann aber vielleicht dafür sorgen, dass L. weniger CO2 verursachen wird, als ich es heute tue. Zumindest wird mir L. nicht vorwerfen können, dass ich nichts getan habe.

Titelbild: Antoine Schnegg. L. im Kinderwagen an der Klimademo.

<div style="background-color:#3dafe8;color:white;font-weight:bold;padding:10px"> Antoine Schnegg </div> <div style="font-size:18px;padding:10px;background-color:#dddddd"> Antoine Schnegg ist 34 Jahre alt und arbeitet als Bürogummi in Zürich. Mit seiner Partnerin und seinem Sohn, der 2017 auf die Welt kam, wohnt er in Wipkingen. Beide Elternteile arbeiten 80-Stellenprozent. Für Tsüri.ch berichtet er als freier Kolumnist aus seinem Leben als Familienvater. </div>

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