Marionna Schlatter (Grüne) im Klima-Check
In wenigen Wochen wählt die Schweiz. Thema Nummer 1: Der Klimawandel. Welche Massnahmen wollen die Kandidierenden ergreifen, um den Klimaschutz voranzutreiben? Tsüri.ch stellt euch fünf Zürcher Politker*innen und ihre Versprechen vor. Diesmal: Marionna Schlatter, Grüne-Kantonsrätin
Im dritten Klima-Check von Tsüri.ch: Grüne-Kantonsrätin Marionna Schlatter. Vertreter*innen fast aller grossen Parteien präsentierten vergangenen Freitag im Rahmen der Veranstaltung «Eine zielführende Klimapolitik: Mission Impossible?» ihre geplanten Massnahmen, um den CO2-Austoss zu minimieren und den Klimawandel zu bekämpfen. Marionna Schaltter war einer vor ihnen, die im «Karl der Grosse» Rede und Antwort stand.
Organisiert wurde der Anlass von Josephine Herzig, die Senior Consultant bei BSD Consulting ist und im Bereich Nachhaltigkeitskommunikation arbeitet. Im Hinblick auf die bevorstehenden Wahlen wollte sie von den Zürcher Politiker*innen wissen, wie sie’s mit der Klimapolitik haben und hat deshalb Kandidierende der SP, FDP, Grüne, glp und CVP zur Podiumsdiskussion eingeladen. Professor Dr. Andreas Fischlin und Professor Dr. Irmi Seidl sassen den Kandidierenden am Expert*innen-Desk gegenüber und überprüften die Vorhaben auf ihre Machbarkeit.
Eingeladen waren:
Fabian Molina, SP-Nationalrat
Beat Walti, FDP-Nationalrat
Marionna Schlatter, Grüne-Kantonsrätin in Zürich
Corina Gredig, glp-Kantonsrätin in Zürich
Yvonne Bürgin, CVP-Kantonsrätin in Zürich
Den Abend moderierte Christoph Keller, der freischaffender Reporter ist.
Wir waren vor Ort, haben uns angeschaut, wie gut sich die Kandidierenden geschlagen haben und stellen euch in den kommenden Tagen ihre Positionen in Sachen Klimafragen vor. Heute geht’s weiter mit der Grünen Kantonsrätin Marionna Schlatter.
Schlatter gibt sich nicht als eine Politikerin der grossen Worte. Oder eher, keine der lauten Töne. So viel wurde während der Podiumsdiskussion im Karl klar. Aber auch, dass sie das Parade-Thema ihrer Partei, den Klimawandel, beherrscht wie keine andere.
Ihre politische Karriere startete Schlatter 2008 als Kampagnen-Koordinatorin bei den Jungen Grünen Zürich, bevor sie 2011 Präsidentin der Grünen im Kanton Zürich wurde. Seit diesem Jahr ist sie zudem Kantonsrätin – und will nun den Sprung in den Ständerat schaffen. Privat gibt sich Schlatter betont unaufgeregt. «Soziologin, Pilzkontrolleurin, Familienfrau», ist auf der Website der Grünen über sie zu lesen. Doch wenn es um den Klimawandel geht, benutzt Schlatter deutlichere Worte. Auf die Frage des Moderators Keller hin, welche drei Massnahmen sie ins Parlament mitnehmen würde, sagte Schlatter: «Wir haben den Zug verpasst». Der Kantonsrat habe vier Jahre gebraucht, um ein CO2-Gesetz zu beraten, das im Nationalrat so verwässert worden sei, dass sie es nicht mehr unterstützen könne. Somit wäre ihre erste Massnahme, den Sitzungsrhythmus zu erhöhen. «Damit wir innerhalb der demokratischen Möglichkeiten schneller zu den Massnahmen kommen. Punkt eins.»
Knackpunkt Benzinpreis
Bei ihrem zweiten Punkt schloss sich Schlatter Molina (SP) an. «Der Finanzsektor muss belegen können, dass er Paris-kompatibel ist», sagte Schlatter mit Bezug zum Pariser-Klimaabkommen. Man könne noch über Übergangsfristen sprechen, «zwei Jahre von mir aus». Doch Netto-Null-2030 müsse auch für den Finanzsektor gelten. Bei ihrem dritten Punkt brachte Schlatter ein neues Thema in die Diskussion ein: Sie will Neuwageneffizienz, der CO2-Verbrauch müsse linear gesenkt werden. «Das ist ganz konkret», fügt sie an. So habe sie die Frage auch verstanden: dass es um ganz konkrete Massnahmen ginge. Ob dies ein Seitenhieb gegen die vier vor ihre sprechenden Politiker*innen war?
Zum Thema Verkehr hat Schlatter noch mehr zu sagen. «Die nordischen Länder zeigen, wie es relativ einfach geht, die Leute zum Umsteigen zu bringen: Nämlich, indem man die Infrastruktur für den Langsamverkehr verbessert.» Dazu würden etwa verkehrsfreie Innenstädte oder gute Velowege zählen. Und der Benzin-Preisaufschlag von 10 bis 12 Rappen gefällt Schlatter nicht – es müsste mehr sein. «Bei einer Preisschwankung des Benzins von bis zu 30 Rappen in einem Jahr kann man doch nicht erwarten, dass 10 Rappen eine Lenkungswirkung haben.» Wolle man Kostenwahrheit wahren, müsse man mit 50 Rappen rechnen, so Schlatter. Dass die Bevölkerung dem zustimmen würde, sei unwahrscheinlich. Schlatters Lösung: Den Flottenschnitt senken. Expertin Irmi Seidl schüttelte zu Letzterem nur den Kopf: «Da kommen wir nicht hin». Doch keine*r der anderen Podiumsteilnehmer*innen schien eine bessere Lösung zu haben.
Ziel: Netto-Null 2030
Schnell wird klar: Zentral in Schlatters Politik ist Netto-Null-2030 – die Forderung der Klimajugend. «Wieso 2030, hat der Experten-Desk bereits erklärt», sagte Schlatter mit Hinweis auf Fischlin und Seidl. 2050-Netto-Null sei das weltweite Ziel. Somit bedeute das eine besondere Verantwortung für die Schweiz, die auch besondere Möglichkeiten habe, in Form der Staatsform wie auch der finanziellen Möglichkeiten. Doch wie soll dieses Ziel in zehn Jahren erreichbar sein? «Die Prioritätensetzung ist falsch», erklärte Schlatter. Statt Geld in den Strassenbau und Militärflugzeuge zu pumpen, sollte dies besser in Solarenergie investiert werden. Auf Schlatters bestimmte Rede folgte spontaner Applaus aus dem Publikum.
Als die 24 Anwesenden im Saal gebeten wurden, für eine oder einen der Kandidierenden zu wählen, kriegte Molina die meisten Stimmen. War Schlatter, deren Partei sich als Vorreiterin in Klimafragen versteht, überrascht oder enttäuscht? «Fabian hat halt am meisten gesprochen», sagte sie nach der Podiumsdiskussion trocken. Im Anschluss an das Podium tauscht sich Schlatter mit den anderen Politiker*innen aus und bleibt noch auf ein Bier. Zusammen mit Molina gibt’s sogar noch ein Selfie für Social Media. «Wir sind schliesslich im Wahlkampf.»
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