Ein Ausflug in den Kreis 8: Chinagarten und «Chole»

Chinesischer Garten, rasende Autos und die anscheinend beste Pizza der Stadt – Tsüri-Redaktorin Seraina Manser verbringt eine Nacht im Seefeld und will bald wieder zurück.

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Kunming? Nein, Zürich.

Für diese Serie haben wir alle 12 Stadtkreise besucht, in den Hotels dieser Stadt übernachtet und erkundet, was die Kreise aus den Augen eines Touris so alles zu bieten haben.

Die Abstecher ins Seefeld während meines 9-jährigen Zürich Daseins sind rar: Einmal war ich bei einem Handgelenk-Spezialisten an der Dufourstrasse, einmal im Brockenhaus Tigel und im Sommer ab und zu im Seebad Utoquai. Der Weg mit dem Velo ins Quartier am rechten Seeufer ist zur Rushhour eine riesige Reizüberflutung, gipfelnd in der Überquerung des Bellevues: Fussgänger*innen, Autos, Strassenmusikant*innen, Trams und E-Trottis streiten sich hier um den Platz. Der Sechseläuteplatz bietet ein bisschen Entspannung. Zu entspannt fahre ich dann auch prompt an meiner Unterkunft für diese Nacht vorbei. Da der Kreis 8 mit dem Stadelhofen auch noch einen eigenen Bahnhof besitzt, bekommt der Kreis sagenhafte 5 von 5 Sternen, was die Erschlossenheit des ÖV anbelangt.

Wo die wilden Lamborghinis rasen

Ich verbringe die Nacht im Hotel «Lady’s First». Im April und Mai war das Hotel ganz geschlossen. Der Juni sei dann noch sehr verhalten gelaufen. «Für Juli wurden wir positiv überrascht mit einer verhältnismässig grossen Nachfrage», so die Geschäftsführerin Martina Flück. Sie hätten viele Schweizer Gäste, die einige Tage in Zürich verbringen. Das Hotel verfügt über einen Wellnessbereich für «Ladys only» auf dem Dach. Weil an diesem Tag tropische Temperaturen herrschen, verzichte ich auf einen Besuch und frage stattdessen an der Rezeption nach Touri-Tipps für das Seefeld. «Bei schlechtem Wetter, das Kunsthaus besuchen. Bei schönem Wetter am See entlang flanieren», lauten diese. Da es 1. nicht regnet und 2. das Kunsthaus nicht im Seefeld ist, entscheide ich mich für die See-Option. Um an das Seeufer zu kommen, muss ich über die stark befahrene Bellerivestrasse hechten. Hier jagt ein Lamborghini den andern.

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Das könnte am Meer sein, ist aber der Hafen Riesbach.

Der Seeuferweg ist wahrlich ein Traum. Wüsste ich es nicht besser, könnte ich denken, ich sei in Bella Italia. Der See schimmert blau, ein Segelschiff kehrt von einem Ausflug in den Hafen Riesbach zurück und es gibt Gelati. Die Gelateria Tellhof an der Tellstrasse hat eine Dépendance am See: «Gelati am See.» Die Schlange ist nur ein Bruchteil so lange wie die bei der Gelateria di Berna am Brupbacherplatz und das Glacé mindestens so fein.

«Das Zürcher Soho»

Mit der schmelzenden Süssigkeit in der Hand konsultiere ich den Blog «Zürich Kreis 8» für einige Hintergrundinfos. Quartierbewohner*innen beschreiben das Seefeld dort als «Das Zürcher SoHo – einfach kleiner». Oder mit den Worten: «Das Seefeld ist vornehm, kultiviert und ein Quartier mit Dorfcharakter»; oder «Es ist sehr familiär und der perfekte Ort, wo unsere Kinder aufwachsen können.» Dazu braucht man aber das nötige Kleingeld – und Kinder. Auf Wikipedia steht dann auch: «Als Wohnquartier ist das Seefeld sehr beliebt, aber auch dementsprechend teuer». Für diese Thematik wurde sogar ein eigener Begriff erfunden: Die «Seefeldisierung» bezeichnet das «Teurer-Werden» des Quartiers und den damit verbundenen Wegzug von weniger wohlhabenden Menschen. Der ganze Kreis 8 zählte 2019 17' 060 Bewohner*innen. 5319 davon wohnen im Seefeld. Was auffällt, 40.8 Prozent der Seefeldbewohner*innen haben keinen Schweizer Pass, der städtische Durchschnitt liegt bei 32.2 Prozent.

Ein Garten als Geschenk

Ich schlendere weiter zur Chinawiese und zum Chinagarten. Der Chinagarten ist ein Geschenk der chinesischen Partnerstadt Kunming an die Zürcher Bevölkerung. Ob Zürich als Gegengeschenk ein Fonduehüttli springen liess, lässt sich im Worldwideweb nicht recherieren.

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Ein stattliches Geschenk von Kunming an Zürich.

Wegen Corona darf der Garten zwar besichtigt, aber es darf nicht auf den Bänken verweilt werden. Diese sind vorsorglich abgesperrt. Ein paar Tourist*innen schlendern an den Teichen vorbei und schiessen Fotos vor den farbigen Tempeln. Das gefährlichste das hier passieren kann: beim Überqueren des Teiches in den Fluss fallen oder eben von einem Lambo überfahren werden. Die Kriminalität des Kreises bewerte ich deshalb mit 2 von 5 Sternen.

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Etwas vom gefährlichsten, das dir hier passieren kann.

Nach den obligaten Fotos, geht es weiter zum Pavillon von «Le Corbusier», der letzte Bau des Architekten und gleichzeitig der einzige, den er in der Deutschschweiz realisiert hat. Leider ist der Bau aus Stahl und Glas bereits geschlossen. Im Internet erfahre ich, dass das Ziel des Architekten war, den idealen Ort für Ausstellungen zu bauen. Ich beschliesse, zurück zu kommen wenn er geöffnet ist und mich dann auf die Chaiselongue zu fläzen, die ich durch die Scheiben erblicke.

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Das Werk von Le Corbusier.

Weiter geht es an herrschaftlichen, mit Efeu bewachsenen Häusern vorbei zur Pizzeria «Le Miracle».

Pizza im Miracle, Klatsch im Toto

Eine Seefeld-Bewohnerin hat mir für das Abendessen diese Pizzeria an der Fröhlichstrasse empfohlen. Der Familienbetrieb behauptet auf der Webseite «In Zürich sind viele der Meinung, die beste Pizza gibt es im Miracle». An einem Mittwoch ist die Pizzeria sehr gut besucht, ich habe Glück und bekomme noch einen Platz an der Bar. Die Pizza ist gut, aber nicht die beste. Die Preise sind human. Ein mittelgrosses Portemonnaie sollte reichen.

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In den Lonely Planet würde es dieses Foto nicht schaffen, aber du weisst immerhin wie das Miracle nachts aussieht.

Ich schlendere über die Seefeldstrasse zurück zum Hotel. Sie ist ziemlich ausgestorben, doch von fern ist Gelächter zu hören: Im Toto treffen sich die Seefelder*innen auf einen Drink und besprechen den neuesten Quartierklatsch. Die Lebendigkeit des Kreises verdient 2 von 5 Punkten. Nach dem Frühstück im Hotel stürze ich mich wieder ins Bellevue-Chaos und denke, dass ich bald wieder in den Kreis 8 fahren will; der «Botanischen Garten» und die «Villa Patumbah» stehen noch auf der Bucket-List.

Fazit

Wer gerne durch Strassen wandelt und schöne Häuser (und teure Autos) anschaut, ist im Seefeld an der richtigen Adresse. Auch gibt es viele Grünflächen zum Relaxen. Wer allerdings einfach gemütlich einen Kaffee oder ein Bier kippen will, wird nicht so schnell fündig.

Bewertungsraster des Kreises (1 bis 5 Sterne)

Instagramability des Hotels *****

Kriminalität des Kreises **

Erschlossenheit mit dem ÖV *****

Grösse des Portemonnaies ***

Kulinarische Auswahl ****

«Lebendigkeit» des Kreises **

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Transparenz: Die Übernachtung im Hotel wurde uns auf Anfrage offeriert.

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2022-01-07 Seraina Portrait-78

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Ich bin Community-Verantwortliche, will heissen, ich suche nach neuen Membern, überlege mir Produkte für den Tsüri-Shop und noch allerlei kleine Sächeli. Zudem schaue ich, dass der Kochplan im Tsüri-Büro eingehalten wird...

Darum arbeite ich bei Tsüri.ch:

Wegen dem Fame.

Das mag ich an Züri am meisten:

Die Limmat an einem Sommerabend, meine Freund:innen, den Parki, den Friedhof Sihlfeld, die Boulderhalle Minimum, den Abschnitt der Stauffacherstrasse zwischen Seebahnstrasse und Bullingerplatz – und das all das in Velodistanz liegt.

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