Frauen kiffen weniger als Männer – warum ist das so?

In der Schweiz kiffen gemäss Bundesamt für Statistik (BfS) fast doppelt so viele Männer wie Frauen im Alter von 15 bis 34 Jahren; Ein Paradebespiel für die gegenseitige Beeinflussung von Gesellschaft und Individuum im Bezug auf die Genderproblematik.

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Eine Statistik des BfS besagt, dass in der Schweiz viel weniger Frauen als Männer kiffen. Dies hinterlässt einen faden Beigeschmack und viele Fragen: Ist der Konsum von Cannabis wirklich dem sozialen Missstand der Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann unterworfen? Was wären die Gründe für ein solches Phänomen? Und zu guter Letzt: Sind manche Statistiken, die Geschlechter unterscheiden, überhaupt sinnvoll?

Wer Statistiken nicht anzweifelt, ist selber schuld. Die quantitative Berechnung der Wahrscheinlichkeit ceteris paribus hat durchaus ihre Berechtigung. Besonders wenn eine Statistik zwischen Geschlechtern unterscheidet, ist hingegen Vorsicht geboten. Eine Studie, welche die Gleichberechtigung von Frauen fördern soll, ist erfreulich. Viele auf das Geschlecht bezogene Statistiken fördern aber, ob bewusst oder unbewusst, die sexualisierte Wahrnehmung. Dass in der Schweiz weniger Frauen als Männer kiffen, mag wohl sein und gar etwas überraschen. Diese Information ist aber sogar bekifft etwa so interessant, wie die statistisch durchschnittliche Penislänge. Beide Aussagen beziehen sich spezifisch auf das Geschlecht (Sex) der Schweizerinnen und Schweizer. Die Erwartungen an den Informationsgehalt einer Statistik des BfS dürfen jedoch ruhig etwas höher sein als diejenigen an den «Blick».

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Hip Hop hat den Frauen das Kiffen genommen Glücklicherweise lässt sich eine Statistik immer subjektiv interpretieren. Sie ist aber auch immer ein Instrument, um eine Meinung zu unterstreichen. Die Meinung des BfS ist, dass Kiffen lediglich ein Männersport, also sexistisch, ist. Sexismus ist ein gesellschaftliches Problem. Und sucht man nach sozialen Gruppen oder Szenen, deren fester Bestandteil Cannabis und Sexismus sind, wird man sicherlich als erstes in der Kultur des Hip Hop fündig. Texte, die das Bild einer Frau als Objekt suggerieren oder Videoclips mit halbnackten «Weibern» sind im Hip Hop meist ebenso verankert wie der Genuss von Cannabis. Es bietet sich also an, im Hip Hop auch die Gründe für das unterschiedliche Konsumverhalten von Cannabis zwischen Frauen und Männern zu suchen.

Diese Hypothese macht auf den ersten Blick durchaus Sinn: Hip Hop ist oft frauenfeindlich und gleichzeitig ist Kiffen ein Aushängeschild für viele, die sich als Teil dieser Kultur verstehen. Wegen Hip Hop kiffen also mehr Männer als Frauen. Fans von J Dilla und Co. können sich bei dieser Behauptung zumindest über das Axiom, dass Hip Hop nicht tot ist, freuen. Natürlich sind auch andere Szenen manchmal frauenfeindlich, aber Hip Hop sticht in dieser Hinsicht sicher heraus. Der Vorwurf, dass eine Subkultur für das ganze Konsumverhalten der Schweiz verantwortlich sei, ist gleichwohl immer noch weniger prüde, als ständig alle Menschen in ihre Geschlechter aufzuteilen, was ferner zahlreiche weitere Statistiken, die zwischen Frauen und Männern unterscheiden, betrifft.

Die Schuldzuweisung, die solche Statistiken implizieren, die Frage nach den Gründen für die Unterschiede zwischen den Geschlechtern und deren Verhalten, enthält hierbei tatsächlich die meiste sexistische Energie. Die Frage selbst unterscheidet bereits die Geschlechter. Es ist nicht relevant, ob mehr Frauen oder Männer kiffen. Eine Geschlechtsidentität (Gender) zu haben, bedeutet, sich von der sexualisierten Wahrnehmung der Mitmenschen loszulösen. Und insofern hat Hip Hop wahrscheinlich weniger Frauen das Kiffen gekostet als Männer ihre Männlichkeit.

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Keine Hypersensibilität In der heutigen Zeit noch anzuzweifeln, dass Frauen in der Gesellschaft benachteiligt werden, ist bemitleidenswert. In den meisten Kreisen in denen ein Joint herumgeht, wird trotzdem nicht unterschieden, ob gerade eine Frau oder ein Mann daran zieht. Wenn das Ziel der Statistiken des BfS, die zwischen Geschlechtern unterscheiden, die Gleichberechtigung ist, dann wird dieses in vielen Fällen verfehlt. Denn nur der Vorsatz, Frauen mit mehr Respekt zu behandeln und die offensichtliche Benachteiligung der Frau aufzuzeigen, ist veraltet und teilweise sogar kontraproduktiv. Andere Kriterien würden eine Statistik aussagekräftiger und effektiver machen, auch im Bezug auf die Gleichberechtigung. Interessant wäre hierbei zum Beispiel, ob die Anzahl Frauen, die nicht öffentlich zugeben möchten, dass sie Gras rauchen, höher ist als die der Männer und was die Gründe dafür sein könnten.

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Es ist im Übrigen nicht hypersensibel oder übertrieben, grundlegende Ansätze in einer Gesellschaft in Frage zu stellen, wenn dies eine Verbesserung des Zusammenlebens bewirkt. Und vielleicht fördert der Konsum von Cannabis sogar den Glauben daran, dass durch eine Sensibilisierung der Wahrnehmung grundsätzlich, und durch die Bereitschaft im Mikrokosmos die Welt zu verändern, das Zusammenleben verbessert werden kann. Sollte dies der Fall sein, würde uns allen ein Bisschen Gras sicher gut tun. Notabene sind die meisten Hanfpflanzen, deren Blüten zum Konsum geeignet sind, zwittrig.

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Titelbild: Screenshot/Instagram

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