14. Juni als Mann: Unterstützen «ohne grosses Tamtam»

Wenn Frauen und Menschen anderer Geschlechtsidentitäten demonstrieren gehen, was macht dann «Mann»? Eine Zürcher Streik-Unterstützungsgruppe von Männern koordiniert Arbeitseinsätze rund um den Samstag – und es werden noch Helfer gesucht.

Soli-Gruppe zum Feministischen Streik im Streikhaus
Rund 30 Männer versammelten sich am 2. Juni im Streikhaus, um das Streikkollektiv kennenzulernen und zu erfahren, wie sie den Streik unterstützen können. (Bild: Dominik Fischer)

Zum siebten Jahr in Folge findet am 14. Juni in Zürich eine feministische Demo statt. Das diesjährige Motto in Zürich lautet: «Do you care? Gegen Faschismus & Aufrüstung». Auf Anfrage schreibt das Feministische Streikkollektiv Zürich, Männer sollten «solidarisch der Demo fernbleiben». Statt selbst mitzulaufen, solle «Mann» am Demotag «aktiv FINTA*-Personen unterstützen». (Die Abkürzung FINTA steht für Frauen, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender Personen, das Sternchen steht als Platzhalter für mitgemeinte, aber nicht genannte Identitäten.)

Dazu schlägt das Streikkollektiv mehrere Möglichkeiten vor: So können Cis-Männer beispielsweise die (Care)-Arbeit ihrer Kolleg:innen übernehmen, damit diese am Streik teilnehmen können, in der Küche und beim Auf- und Abbau der Stände aushelfen oder Geld spenden. 

Des Weiteren helfe es, wenn Männer «über die Demo, Geschlechterungerechtigkeit und andere feministische Themen sprechen und andere Männer sensibilisieren», so das Streikkollektiv. Dies gelte auch an allen anderen Tagen des Jahres, nicht nur am 14. Juni. 

«Hintergrundarbeit ohne grosses Tamtam»  

Auch mehrere Veranstaltungen im Streikhaus – organisiert vom Streikkollektiv und einer männlichen Soli-Gruppe – informierten zu der Frage, wie Mann sich am 14. Juni verhalten kann. Rund 30 Männer von Jung bis Alt versammelten sich am Infoabend am 2. Juni, um das Streikkollektiv kennenzulernen und zu erfahren, wie sie den Streik unterstützen können. 

«Die Demo ist von und für Frauen, inter, non-binäre, trans* und agender Personen», betont auch Silas (Name geändert), Mitglied und Mitorganisator der Streik-Unterstützungsgruppe. «Wir als Cis-Männer sind explizit nicht erwähnt und darum halten wir uns auch solidarisch fern von der Demo.» Stattdessen gelte es, Hintergrundarbeit zu leisten, «ohne daraus ein grosses Tamtam zu machen.»

Rund 1000 Soli-Mahlzeiten wollen die Freiwilligen am Samstag kochen und auf dem Helvetia-/Ni Una Menos-Platz verteilen. Neben den Einsätzen in der Küche und an der Bar gibt es auch Schichten zur Kinderbetreuung, für das Verteilen von Wasser und den Auf- und Abbau der Stände.

Bereits beim grossen Streik 2019 habe es ein solidarisches Unterstützungskollektiv von Männern gegeben, das aus dem Umfeld des feministischen Streikkollektivs entstanden ist. «Die Idee damals war, die Betreuung von Kindern und Angehörigen, das Aufräumen, Organisieren, Kochen und so weiter zu übernehmen, damit die FINTA*-Personen streiken oder demonstrieren können», so Silas.  

Ein Do you Care Plakat zum Feministischen Streik am 14. Juni im Streikhaus Zürich
Der diesjährige Feministische Streiktag steht unter dem Motto: «Do you care? Gegen Faschismus & Aufrüstung». (Bild: Dominik Fischer)

«Mehr Männer zu haben, die sich beteiligen, wäre toll»

Und wie steht es um die Motivation der Cis-Männer, den Feministischen Streik zu unterstützen? Dazu sagt Silas: «Für den 14. Juni finden wir meistens genug Männer.»

Anders sehe es jedoch im Rest des Jahres aus, denn: «Das Engagement ist schon sehr ereignisbezogen. Für Arbeiten, welche nicht im Kontext von einem grösseren sichtbaren Ereignis wie dem 14. Juni stehen, ist es eher schwierig, Cis-Männer zu mobilisieren», erzählt er. «Mehr Männer zu haben, die sich das ganze Jahr hindurch beteiligen, wäre toll!»

Jedoch gebe es eine kleine Kerngruppe, die immer aktiv ist und auch während des übrigen Jahres Aufgaben wie Kochen, Kinderbetreuen oder Flyern für das Streikkollektiv übernimmt. Noch wichtiger, als dieses Engagement sei aber, dass sich das ganze Jahr hindurch mehr Cis-Männer in ihrem eigenen Umfeld feministisch äussern und solidarische Unterstützung zeigen würden.

Dazu gehöre es auch, sich selbst zu konfrontieren und mit der Sozialisierung als Mann und den eigenen Rollenbildern auseinanderzusetzen. «Denn wir können die Welt nicht einfach diesen komischen reaktionären Maskulinisten überlassen, die überall wieder wie Pilze aus dem Boden schiessen».

Nach dem Infoabend halfen einige Männer auch noch auf andere Weise: Wer mochte, konnte noch im Streikhaus warten, «bis es dunkler ist», um dann in Grüppchen zum Plakatieren auszuschwärmen.

Erstmals läuft ein «Silent Block» mit

Die Streiks und Demonstrationen der letzten Jahre sind an den ersten grossen Frauenstreik vom 14. Juni 1991 angelehnt. Damals legten in der ganzen Schweiz rund 500’000 Frauen unter dem Motto «Wenn Frau will, steht alles still» die Arbeit nieder – es war die grösste landesweite Mobilisierung seit dem Generalstreik 1918.

Die Besammlung für die Demo beginnt um 14 Uhr auf der Rudolf-Brun-Brücke, um 15 Uhr startet die Demo mit einem Schrei gegen Femizide und endet auf dem Helvetiaplatz, oder Ni Una Menos-Platz, wie er in aktivistischen Kreisen genannt wird.

Auch in diesem Jahr wird es eine verkürzte Route für Menschen geben, die nicht an der gesamten Demo dabei sein können oder möchten. Hierzu kann man um 16.15 Uhr an der Tramhaltestelle Sihlpost eintreffen, wo eine Person in Leuchtweste warten wird.

Erstmals wird es in diesem Jahr einen neurodiversen Silent Block für Menschen geben, die an der Demo teilnehmen wollen, ohne sich einem Übermass an Lärm und Reizen auszusetzen. Hierfür ist der Treffpunkt um 15 Uhr bei der Schiffstation Landesmuseum.

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Kommentare

Pan
11. Juni 2025 um 09:47

Danke für die Info

Als Cis Mann koche ich gerne und helfe gerne mit