«Der Idaplatz ist skandalfrei»
Vor knapp 25 Jahren wurde der Idaplatz im Kreis 3 aufgehübscht. Zu dieser Zeit übernahm auch «Bimi» den Smoking Kiosk. Ihm bereiten die Veränderungen im Quartier keine Sorgen – er könne auf seine Stammkundschaft zählen, so der Ladeninhaber.
Gjelbrim Idrizaj, bei seinen Kund:innen bekannt als «Bimi», sitzt am runden Tisch im Kiosk und nippt an seinem Kaffee. Der bald 47-Jährige springt jedes Mal auf, wenn jemand eintritt und fragt, wie er helfen könne. Bimi ist seit 25 Jahren Inhaber des Smoking Kiosks am Idaplatz im Kreis 3. Ein Ort, an dem die unterschiedlichsten Menschen aufeinander treffen. «Der Idaplatz ist einfach authentisch», sagt der Kioskinhaber. Authentisch, aber deutlich anders als vor einigen Jahren.
Persönlicher Austausch im Fokus
«In den letzten fünf Jahren ist der Idaplatz deutlich ruhiger geworden», sagt Bimi mit Blick auf den fast menschenleeren Platz. Das Lochergut mit den zahlreichen Restaurants und Kaffees locke mittlerweile viele Menschen an. Ob ihm diese Veränderung Sorgen bereite? Nein, sagt Bimi. Der Ladeninhaber wirkt selbstbewusst. «Unser Kiosk hat sich seit der Eröffnung kaum verändert, die Kund:innen wissen, was sie bei uns erwartet.»
Das sei bei den Geschäften beim Lochergut anders, viele würden nur wenige Jahre bleiben. Hier kenne man sich: «Der persönliche Kontakt ist, was die Menschen dazu bewegt, zurückzukommen», so Bimi. Seit Jahren kämen die gleichen Gäst:innen, um sich ein Pack Zigaretten zu holen oder ein Feierabendbier zu trinken. «Ich pflege Freundschaften mit meinen Kund:innen. Sie wissen von meinem Leben Bescheid und ich von ihrem», sagt Bimi.
Im Verlauf des Gesprächs setzt sich Bimis Sohn Iliran an den Tisch, hört aufmerksam zu. Der 17-Jährige scheint zu seinem Vater hochzuschauen. Iliran beginnt nach den Sommerferien seine Lehre im Detailhandel und hilft ab und zu aus. Das wolle er auch weiterhin tun, erzählt Iliran. Auch Bimis Brüder arbeiten im Kiosk. Für ihn kämen keine externen Mitarbeitenden infrage, es sei vielmehr ein Familienunternehmen, so der Ladeninhaber: «Für uns alle ist der Kiosk eine Leidenschaft, wir arbeiten nicht, um so schnell wie möglich fertig zu sein, sondern weil wir es gerne machen und das Beste für den Laden wollen.»
Ein Kunde tritt ein und gesellt sich dazu. «Hoi Roger, en Kaffi mit Rahm?», fragt Bimi und begrüsst ihn wie ein alter Bekannte. Die Stimmung im Laden wirkt familiär. Iliran springt auf und bedient den Stammgast. Mit dem dampfenden Kaffee in der Hand verlässt dieser den Kiosk und sitzt nach draussen in die Sonne.
Vom Drogenumschlagplatz zur Oase
Der Idaplatz habe nicht nur Charme, sondern ziehe auch gute Leute an, sagt Bimi. «Er ist skandalfrei.» In den 25 Jahren habe er noch nie eine Schlägerei beobachtet. Auch während der Europameisterschaften der Männer sei die Stimmung stets friedlich gewesen. In dieser Zeit entwickelte sich der Smoking Kiosk zum Public Viewing Hotspot.
Für ihn habe es nichts Schöneres gegeben, als all diese Menschen versammelt vor seinem Kiosk zu sehen, schwärmt Bimi. Diese Monate seien definitiv ein Highlight gewesen. Als Beweis zeigt Bimi ein Foto auf seinem iPhone mit hunderten Menschen, die vor seinem Kiosk sitzen und gebannt das Fussballspiel verfolgen.
An diesem Donnerstagnachmittag ist der Idaplatz beinahe leer. Ein älteres Pärchen sitzt auf einer der grün gestrichenen Bänke. Daneben ein junger Mann, der fokussiert auf seinem Laptop herumtippt und den Platz als Arbeitsort zu nutzen scheint.
Die Stimmung könnte friedlicher nicht sein. Schwer auszudenken, dass dieser Ort einmal deutlich anders ausgesehen hatte. Zwar galt er bereits früher als Begegnungszone, allerdings mehr für Menschen mit Suchtproblematiken oder Jugendlichen, die sich zum Vortrinken trafen. Erst in den Nullerjahren wurden verrufene Kneipen durch angesagte Cafés ersetzt, der motorisierte Verkehr beruhigt und die Häuser rund um den Platz renoviert. Damit erhielt auch der Idaplatz ein neues Gesicht. Von einem «Paradebeispiel einer Aufwertung», schrieb Tsüri.ch in einem Beitrag von 2017.
Ein Buch über den Idaplatz
Als Bimi 1999 ins Geschäft einstieg und den Kiosk 2003 übernahm, befand sich der Platz gerade im Wandel. Sein halbes Leben hat er bereits in diesem Kiosk verbracht. «Auch wenn ich es liebe, würde ich es nicht nochmals machen», sagt Bimi. Er habe die Tücken der Selbstständigkeit unterschätzt. «Aber das weiss man nun mal als junge Person nicht.» Er liebe seine Arbeit, so Bimi, doch der Kiosk sei extrem zeitaufwendig. «Wir haben sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr offen.» Auch verdanke er es seiner Frau, dass sein Kiosk so gut funktioniere. Sie habe immer Verständnis gehabt und ihn stets unterstützt. «Das macht nicht jede Frau mit», so Bimi.
Iliran weiss noch nicht, ob er sich mal vorstellen kann, den Laden seines Vaters zu übernehmen. «Ich fange nach den Ferien meine Lehre an und dann schaue ich Step-by-step», so Iliran. Bimi scheint stolz auf die reflektierten Worte seines Sohnes.
«In zehn Jahren will ich ein Buch schreiben», sagt Bimi. Etwas verlegen streicht er sich über die Haare. Das Projekt geistere schon lange in seinem Hinterkopf. Einen Titel habe er schon: «Das Leben am Idaplatz.» Er könnte bereits jetzt ein Buch mit Geschichten füllen, ist sich Bimi sicher. «Ich will meine Zeit hier verewigen, keiner war so lange am Idaplatz, wie ich mit dem Smoking Kiosk.»
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