Christine Huber: «Wir haben es hier immer noch sehr gut» - Tsüri.ch #MirSindTsüri
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Gemeinderätin der Woche: Christine Huber (GLP)

Mit ihrem ersten Postulat will die GLP-Politikerin Christine Huber dafür sorgen, dass das Verkehrschaos rund um Fussballmatches im Kreis 9 abnimmt. Sie ist in dem Kreis aufgewachsen und wohnt immer noch dort.

Christine Huber, GLP

(Foto: Steffen Kolberg)

Seit zwei Jahren kommt es zu massiven Verkehrseinschränkungen während Fussballspielen im Letzigrund. Die VBZ stellen seither während den Matches rund um das Stadion den Bus- und Tramverkehr teilweise ein. Was zunächst als temporäre Massnahme aufgrund von Sicherheitsbedenken gedacht war, droht inzwischen zum Dauerzustand zu werden. Das befürchtet zumindest Christine Huber. Mit einem Postulat will die GLP-Politikerin dafür sorgen, dass das Thema nicht einschläft, wie sie sagt.

Zusammen mit Tanja Maag (AL) fordert sie die Prüfung des Einsatzes von sogenannten Midi- und Kleinbussen rund um die Fussballspiele. Sie sollen Anwohner:innen des Kreis 9 flexibel in die Stadt oder zurück ins Quartier bringen, während einzelne Tram- und Bushaltestellen nicht bedient werden. Vorbild dafür sei das On-Demand-Bussystem Pikmi, das in Zürich für 18 Monate im Testbetrieb lief, erläutert Huber.

Die aktuelle Situation sei für die Anwohnenden ein riesiges Ärgernis, sagt sie. Sie bekomme immer wieder Rückmeldung von Menschen, die aufgrund der Verkehrsbeschränkungen nicht in die Innenstadt oder ins Theater gehen könnten. Huber ist selbst Bewohnerin des Kreis 9 – und Fan der hier spielenden Sportvereine. Sie besitzt eine Saisonkarte des Eishockeyclubs ZSC Lions, wie sie verrät. Eine Saisonkarte des FCZ habe sie nicht mehr, unter anderem, weil ihr mit dem Gemeinderatsmandat die nötige Zeit fehle, um die vielen Matches zu sehen.

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Die heute 40-Jährige wurde bei der Wahl 2022 neu in den Gemeinderat gewählt und sitzt seither in der Kommission des Präsidial- und des Schul- und Sportdepartements. Neben dem Verkehr beschäftigt sie sich bisher vor allem mit Schulthemen. Dabei beschränkte sie sich bislang auf schriftliche Anfragen, zum Beispiel zum Personalproblem der Schulen und seinen Auswirkungen auf die Umsetzung der Tagesschule. Der Vorstoss für Kleinbusse während Fussballspielen ist ihr erstes Postulat.

«Ich bin keine, die in blinden Aktivismus verfällt», sagt sie. Sie gebe sich Mühe, erst einmal nachzudenken, bevor sie ein Anliegen einbringe. Als Frau der Mitte formuliere sie zögerlich, auch im Angesicht einer teilweise gehässigen Stimmung an den Polen des Gemeinderats. Für die zweite Hälfte der Legislatur habe sie sich vorgenommen, ein paar mehr Postulate einzureichen und sich bemerkbar zu machen, «auch wenn andere Gemeinderät:innen lauter sind als ich».

Die studierte Historikerin und Redaktorin beim Klein Report, einem Mediendienst der Kommunikationsbranche, wohnt nicht nur im Kreis 9, sie wuchs auch dort auf. Sie habe den Eindruck, dass die Quartiere Albisrieden und Altstetten manchmal vergessen gingen in der Stadtpolitik, so Huber. Die Verkehrseinschränkungen während Fussballmatches seien das beste Beispiel.

Vier Jahre verbrachte Huber ausserhalb Zürichs: Von 2012 bis 2016 lebte sie in Münsingen, einer Kleinstadt im Kanton Bern. «Da habe ich die Stadt Zürich ganz neu zu schätzen gelernt», sagt sie: «Zum Beispiel, dass es noch ÖV bis nach 20 Uhr hat.» Ihr sei wichtig, angesichts der verschiedenen Probleme in der Stadt nicht in einen Negativismus zu verfallen: «Klar müssen wir die Probleme ernst nehmen. Aber wir haben es hier immer noch sehr gut.»

Warum sind Sie Gemeinderätin geworden?

Seit 2010 bin ich GLP-Mitglied und wuchs immer mehr in die Rolle eines aktiven Parteimitglieds hinein. Und habe nach bis nach immer mehr Verantwortung übernommen. 2018 kandidierte ich erstmals für den Zürcher Gemeinderat und landete dabei auf dem sechsten Listenplatz. 2022 hat es dann geklappt mit der Wahl: Ich liess mich erneut aufstellen, weil ich die Stadt Zürich sehr mag und gerne mitgestalten möchte, wie Zürich in Zukunft aussieht und dabei grün-liberale Wertvorstellungen umsetzen möchte. Es ist ein grosses Privileg als Gemeinderätin tätig sein zu dürfen und die Zukunft der Stadt Zürich mitgestalten zu können.

Mit welche:r Ratskolleg:in der Gegenseite würden Sie gerne mal ein Bier trinken gehen?

Ich würde gerne David Garcia Nuñez (AL) auf ein Bier einladen und ihm gespannt zuhören, wie er als Arzt über unser städtisches Gesundheitswesen spricht und warum er sich im Rat manchmal unverstanden fühlt.

Welches Abstimmungsergebnis hat Sie bisher am meisten geärgert?
Es ist schwierig, ein konkretes Beispiel zu nennen. Die Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat sind ja äusserst knapp.

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